Angekommen auf dem Basketball-Thron: Welche Spieler vom deutschen Gold-Team ihre Karriere in Norddeutschland begannen. Dazu gehört auch ein sehr prominenter Name.
Sie zählen jetzt zu den besten Basketballern der Welt – ihre Karriere startete einst in Norddeutschland. Zwei der deutschen Goldjungs aus dem Team von Gordon Herbert stammen aus Niedersachsen, ein weiterer aus Hamburg.
Dennis Schröder aus Braunschweig
Ganz Deutschland kennt nach dem WM-Finale den Namen von Dennis Schröder. Der Kapitän führte die deutschen Basketballer in Manila zu ihrem größten Triumph. Der 29-Jährige folgte in der Rolle als Anführer auf Robin Benzing. Das Team hat sich dem begnadeten Spielmacher komplett verschrieben. „Wir würdigen Dennis als deutsches Basketball-Land nicht genug“, stellte Moritz Wagner fest.
Heimatstadt von Schröder ist Braunschweig. Er ist der Sohn eines deutschen Vaters, seine Mutter kommt aus Gambia. In der Löwen-Stadt entdeckte ihn Basketballtrainer Liviu Calin beim Spielen in Prinzenpark – und lud ihm zum Training ein. Damals war der begeisterte Skateboarder elf Jahre alt. Mit 16 Jahren musste Schröder einen schweren Schicksalsschlag verkraften: Sein Vater starb an einem Herzinfarkt. Ausgerechnet nach dem Tod bekam die junge Basketball-Karriere einen Schub. „Damals habe ich angefangen, Basketball wirklich ernst zu nehmen“, sagte Schröder in einem Interview mit dem „Spiegel“.

Seine ersten Spielminuten in der Basketball-Bundesliga erhielt Schröder im Trikot der Erstligamannschaft der New Yorker Phantoms Braunschweig. Von hier aus gelang ihm der Sprung in die NBA. Im Jahr 2013 unterschrieb der Niedersachse einen Vertrag bei den Atlanta Hawks. Nach Stationen bei Oklahoma City Thunder, Los Angeles Lakers, Boston Celtics und Houston Rockets und zuletzt wieder bei den Los Angeles Lakers steht der deutsche Kapitän seit diesem Sommer in den Diensten der Toronto Raptors, der einzigen kanadischen Mannschaft in der nordamerikanischen Profiliga.
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Schröder reflektierte in der Stunde des sportlichen Gipfels auch über einen persönlichen Reifeprozess. Mit 20 Jahren in die NBA nach Atlanta zu kommen und direkt Millionen zu verdienen – alles nicht einfach. Doch Schröder hat mental massiv an Stabilität dazugewonnen. „Ich bin einfach froh, dass ich mich entschieden habe, das Familienleben zu gehen. Das tut mir sehr gut als Mensch. Meine Kinder haben sehr viel in mir geweckt, was ich vorher nicht hatte. Meine Frau genauso“, sagte Schröder stolz. Frau Ellen und die drei Kids waren die komplette WM dabei.
Daniel Theis aus Salzgitter
Noch ein Niedersachse. Daniel Theis spielte während seiner Jugendzeit zusammen mit Schröder in der Braunschweiger Jugend. Abseits des Feldes sind die gebürtigen Norddeutschen beste Kumpel, auch wenn sie sich bei der WM während einer Auszeit beim Slowenien-Spiel vor laufenden Kameras fetzten. Der Disput war schnell wieder behoben.

Der 31-Jährige ist gebürtig aus Salzgitter. Als Jugendlicher spielte er Fußball, zum Basketball kam er beim SV Glück Auf Gebhardshagen. Der Center kommt aus einer frustrierenden Phase, in der er bei den Indiana Pacers monatelang auf der Bank saß. Im Nationalteam wurde er schnell wichtig. Bundestrainer Gordon Herbert nannte ihn den „besten Spieler, über den niemand spricht“. Theis ist offensiv Abnehmer der Schröder-Vorlagen und defensiv ein Anker.
Justus Hollatz aus Hamburg
Mit Justus Hollatz zählt ein ehemaliger Basketballer aus Schleswig-Holstein zu den frischgebackenen Weltmeistern. Der gebürtige Hamburger feierte während der Saison 2017/18 als 16-Jähriger seinen Einstand beim SC Rist Wedel in der 2. Bundesliga ProB. Hollatz überzeugte schon damals aufgrund seiner Spielübersicht und spielte gleichzeitig für die U19 der Piraten Hamburg in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga.
Dem Spielmacher dürfte im deutschen Team die Zukunft nach der Ära Schröder gehören. Hollatz zieht es zur neuen Saison zu Anadolu Efes nach Istanbul, der Sprung in die internationale Klasse scheint realistisch.
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Lob für Schröder und Theis von ihrem Ex-Coach
Der überraschende WM-Gewinn der deutschen Basketballer ist auch ein Erfolg für den Nachwuchs- und Co-Trainer des Bundesliga-Clubs Basketball Löwen Braunschweig. Denn der Rumäne Liviu Calin ist der Förderer und langjährige Nachwuchscoach der deutschen Nationalspieler Dennis Schröder und Daniel Theis. Für Schröders Karriere bis zum NBA-Profi und wertvollsten Spieler der WM war sein Entdecker und Mentor Calin besonders wichtig.

„Ich tanze mit“, sagte der 69 Jahre alte Calin der „Braunschweiger Zeitung“ nach dem WM-Finale gegen Serbien. „Für mich ist das schon emotional.“ Der frühere Nationaltrainer von Rumänien habe in seiner langen Karriere viele talentierte Basketballer gefördert. „Aber Dennis und Daniel sind darunter die Top-Spieler. Sie haben damals gezockt und sie zocken noch heute.“