Frust herrschte nach dem chaotischen 4:4 bei RW Erfurt bei den Protagonisten des VfL Osnabrück. Einige fanden klare Worte, andere schrien ihren Frust einfach nur heraus.
„Tja, du hast gut lachen, Emma!“, sagte Daniel Thioune, als er nach der Torflut von Erfurt seinen Trainerkollegen Stefan Emmerling im Kabinengang traf. „Stimmt“, antwortete der Erfurter Coach und nahm den Osnabrücker in den Arm. Die beiden kennen und schätzen sich aus gemeinsamen Zeiten bei LR/RW Ahlen.
Die unterschiedliche Gemütslage der beiden Fußballlehrer prägte auch die Pressekonferenz. Mit düsterer Miene rang der sonst so eloquente Thioune nach Worten für das, was sein Kollege ein „Spektakel“ nannte. „Mag sein, dass das den Fans gefallen hat, aber mir nicht. So schlecht darf man nicht verteidigen, das war unfassbar und hat nichts mit den Ansprüchen des VfL zu tun – und mit meinen auch nicht.“
Schlechte, passive Zweikampfführung, halbherziges, unkoordiniertes Eingreifen bei Standards, leichtfertige Ballverluste – „das waren immer wieder Fehlerketten, wie sie nicht vorkommen dürfen. Wir haben einen Plan, wir haben Ziele, aber davon war nichts zu sehen.“
Marc Wachs sagte: „ Ehrlich gesagt habe ich noch nie eine so schlechte Verteidigungsleistung erlebt, wie von uns heute, das Spiel hätte auch 10:10 ausgehen können. Das darf nicht passieren.“
Positiv führte der Trainer die Offensivleistung an, vermerkte allerdings, „dass wir wir zwar gut herausgespielte Tore erzielt haben, aber dabei auch Glück hatten, weil uns der Gegner eingeladen hat.“
Seinen Kollegen Emmerling lobte Thioune, „wie er diese Mannschaft am Leben hält.“ Das freute den nach Erfurt zurückgekehrten Coach: „Wir haben Insolvenz angemeldet und bekommen massiv Punkte abgezogen – in einer solchen Lage kann man sich über so ein Spiel und das Ergebnis freuen.“ Bemerkenswert war, auch, wie leidenschaftlich die Erfurter Kurve das Team des designierten Absteigers unterstützte.
Beim VfL herrschte der totale Frust. „Ich sage heute nichts“, sagte Christian Groß im Kabinengang. Kurz danach sprach er dann doch – und zwar ziemlich laut. In der Gästeumkleide brüllte er seinen Frust heraus.
„Ja, die Stimmung ist schlecht drin“, sagte Emmanuel Iyoha, der den Ausgleich für den VfL erzielt hatte. „Da kann man sich dann nicht mal über so ein Tor freuen, wenn man vier kassiert“, erklärte er.
Vier Tore geschossen, eine Niederlagenserie von zuvor drei Spielen beendet und doch nur mit einem Punkt vom Tabellenvorletzten heimgefahren. „Das ist schon kurios“, sagte Iyoha: „So ein Spiel hab ich noch nicht erlebt.“ Für den Offensivmann gab es immerhin einen positiven Aspekt: Das Sprunggelenk hielt. „Mir geht es gut“, sagte er: „Die Schmerzen sind fast weg.“ Gemeinsam mit dem Trainer und den Medizinern hatte er entschieden, zu spielen. „Das Risiko war gering, das etwas passiert. In so einer Situation muss man halt auf die Zähne beißen.“