In der vergangenen Saison strauchelte der 1. FC Nürnberg lange, hielt sich aber in der 2. Bundesliga. Nun will der Traditionsverein mit einem neuen Trainer wieder stabiler werden. So ist die Lage beim „Clubb“ vor dem Auswärtsspiel beim VfL Osnabrück am Sonntag (13.30 Uhr).
Wirklich zufrieden ist Cristian Fiél wahrscheinlich erst, wenn er seinen 1. FC Nürnberg souverän in die Bundesliga geführt hat. Deshalb wird der neue Trainer 2023/2024 oft unzufrieden sein; dass der Club nach einer komplett verkorksten Vorsaison und zähem Abstiegskampf bis zum Schluss demnächst oben mitmischt, ist praktisch auszuschließen.
Ein Platz im gesicherten Mittelfeld soll es aber mindestens werden, möglichst ohne die im Frühjahr phasenweise lähmende Angst, in die dritte Liga durchgereicht zu werden. Wenngleich der Sportvorstand diesmal auf ein konkretes Ziel verzichtet, nachdem ihm sein Wunsch für die vergangene Spielzeit spätestens im Herbst um die Ohren geflogen ist.
Im oberen Tabellendrittel sollte der 1. FC Nürnberg die Runde eigentlich abschließen, hoffte Dieter Hecking, gelandet ist er im unteren. Zwei Trainerwechsel, unglückliche Verläufe, 18 schwere Verletzungen, von denen zwölf eine Operation erforderten: Es schien irgendwie alles zusammengekommen zu sein, was es schwer macht, guten und erfolgreichen Fußball zu spielen.
Als Dieter Hecking im Februar selbst übernahm und den bisherigen U23-Trainer Cristian Fiél zu seinem Assistenten beförderte, konnte immerhin noch der Worst Case verhindert werden, die Ansprüche in Nürnberg sind aber nach wie vor andere. 19.000 Dauerkarten hat der Club verkauft und damit sogar mehr als 2022/2023.
Die vielen Fans ziehen weiter mit, obwohl der letzte Bundesliga-Abstieg auch schon wieder vier Jahre her ist. Fiéls mutiger Ansatz mit drei Stürmern kommt grundsätzlich gut an, nur tut sich die Mannschaft noch schwer, die Vorgaben umzusetzen. Was der Spanier sehen möchte: „Den Ball zu haben und den Gegner laufen zu lassen, da kriege ich Gänsehaut, das ist für mich Fußball.“
Um seine Philospohie mit mehr Leben zu erfüllen, holte der Club mit den Japanern Kanji Okunuki (Omiya Ardija) und Daichi Hayashi (VV St. Truiden) sowie Joseph Hungbo (FC Watford) drei schnelle Angreifer, allerdings ist der Engländer wie auch Felix Lohkemper und Mats Möller Daehli angeschlagen und wird am Sonntag in Osnabrück fehlen, ebenso der neu verpflichtete, aber bereits an der Schulter verletzte Innenverteidiger Ivan Marquez.

Auch wegen der erneuten Personalprobleme verlief der Start eher holprig; nach dem 0:2 in Rostock lag der 1. FC Nürnberg im Heimspiel gegen Hannover 96 nach zwei Elfmetern ebenfalls schon mit 0:2 zurück, ehe in der zweiten Halbzeit ein 17-Jähriger die Herzen der Club-Anhänger im Sturm eroberte und mit seinen zwei Toren wenigstens noch einen Punkt rettete.
Beim Erstrunden-Pokalauftritt beim FC Oberneuland (9:1) traf Can Uzun gleich drei Mal und ist jetzt vor allem wegen seiner unglaublichen Spielintelligenz plötzlich der große Hoffnungsträger. Es sei „eine Gabe dieses Jungen“, wie am Samstag die Lücken selbst zwischen zwei tief stehenden Fünfer- und Vierketten zu erkennen, „den Raum in die Tiefe zu sehen“, wie Cristian Fiél sagte.

Deshalb stellt er seinen Jungstar auch auf eine der beiden Achter-Positionen hinter den drei Spitzen, obwohl Can Uzun in den U-Mannschaften beim Club stets ganz vorn zu finden war. Im Sommer wollten ihn schon die Bayern, zunächst für ihr Regionalliga-Team, der gebürtige Regensburger möchte aber erst mal in Nürnberg den Durchbruch schaffen.
Überhaupt bekommen immer mehr junge Talente aus dem eigenen NLZ ihre Chance und wissen sie auch zu nutzen; Nathaniel Brown (20) und Ali Loune (21) sind mittlerweile ebenfalls gesetzt – und könnten es vielleicht noch erleben, dass der 1. FC Nürnberg mal wieder souverän in die erste Liga aufsteigt.