Er erfand das Feuerwerk der Turnkunst Zum Tod von Günter Kochbeck: Osnabrücks zeitgemäße Antwort auf Turnvater Jahn

Von Harald Pistorius | 12.09.2023, 18:30 Uhr

Seine Verdienste sind so vielfältig wie sein Leben war: Bis zuletzt war der Osnabrücker Günter Kochbeck Sportler, Macher und Organisator. Nun ist der bundesweit geachtete Sportfunktionär, der nie den Kontakt zur Basis verlor, im Alter von 97 Jahren verstorben.

Der Osnabrücker Turnerbund (OTB) war und blieb seine Heimat. Nach dem Krieg entdeckte der leidenschaftliche Turner die Leichtathletik - und gründete prompt die Abteilung dafür im OTB. Mit Heinz Meyer, Walter Hunger und Heinz Hilmer bildete er eine der besten 4x100-Meter-Staffeln in Niedersachsen, die auf Landes- und regionaler Ebene erfolgreich war.

Im OTB fiel sein zupackendes Organisationstalent früh auf. Wenn er eine Idee hatte, war Kochbeck kaum zu stoppen. Der Bau einer Turnhalle an der Heinrichstraße war quasi sein Gesellenstück, und wenn man in diesem Bild bleiben will, dann war das OTB-Sportzentrum das Meisterstück.

Von der Idee bis zur Realisierung war er maßgeblich daran beteiligt, dass der Großverein aus seiner vereinseigenen Halle an der Illoshöhe in den siebziger Jahren ein Freizeit-, Spiel- und Sportzentrum machte, das landesweit als Modell beachtet wurde. Der OTB erarbeitete sich unter der Regie von Geschäftsführer Kochbeck das Profil eines modernen Vereins mit Gesundheitssport, Kindergarten und Seniorenangeboten.

Schon mit der Organisation des ersten Landesturnfestes in Osnabrück hatte er 1965 seine sichere Hand für die Durchführung von Großveranstaltungen gezeigt; es folgten weitere Einsätze in Lüneburg, Verden, Salzgitter und Hannover als Cheforganisator bei dieser populären Veranstaltung mit bis zu 25.000 Teilnehmern. 1989 unterstützte er die Initiative zur Einführung der Turnfestmeile. Höhepunkt dieser Facette seiner Laufbahn: Die hochgelobte Durchführung des Deutschen Turnfestes 1978 in Hannover mit 1000 Helfern und 60.000 Aktiven.

Dabei war er nicht nur ein durchsetzungsstarker Macher, sondern auch ein Mann, der Gleichgesinnte mitreißen konnte und offen war für Neues - er war ein Mittler zwischen den Traditionen und Werten der Turnbewegung und der Modernisierung des Sports und seiner Vereine. Das alljährliche „Feuerwerk der Turnkunst“ des Niedersächsischen Turnerbundes, das zur erfolgreichsten Turnshow Europas wurde, geht auf eine Idee Kochbecks zurück: Unter dem Titel „Turnkunst Fernost“ stellte er 1989 eine Schau auf die Beine, zu der ehrenamtliche Übungsleiter aus ganz Niedersachsen als Dank für ihr Engagement eingeladen wurden.

„Günter Kochbeck ist Osnabrücks zeitgemäße Antwort auf Turnvater Jahn“, beschrieb der langjährige NOZ-Sportreporter Winfried Beckmann als Kenner der regionalen Sport-Szene den nimmermüden Funktionär. Der wusste stets, dass die Realisierung seiner Ideen und Pläne nur möglich war, weil andere mitmachten. So sagte er - sichtlich gerührt - bei der Verleihung des Bundes-Verdienstordens in seiner Dankesrede: „„Ich trage diese Medaille mit Stolz auch für die vielen Helfer, die mich über die Jahrzehnte in Stadt, Land und Bund unterstützt haben.“

Mit der Organsiation des Sportfestes „50 Jahre Illoshöhe“ hatte Kochbeck 2005 eine Art I-Punkt auf seine Funktionärs-Laufbahn gesetzt. Im selben Jahr gründete er im OTB die Fitnessgruppe „Sie und Er plus am Dienstagmorgen“, die er bis zur Pandemie-Stopp 2020 als ältester Übungsleiter des Vereins mit Humor und Begeisterung leitete. Nicht nur dort wird man ihn vermissen.

Noch keine Kommentare