Euphorie in Osnabrück, Bramsche, Quakenbrück Frieda Bühner, Gunther Behnke und weitere Basketballer der Region über Deutschlands WM-Sieg

Von Sascha Knapek | 11.09.2023, 17:41 Uhr

Der historische Weltmeistertitel der deutschen Basketballer hat auch in Osnabrück, Bramsche und Quakenbrück für viel Begeisterung gesorgt. Wir haben uns in der Basketballszene umgehört - unter anderem bei einem Europameister von 1993.

Marius Kröger (Geschäftsführer Artland Dragons): „Ich habe das Endspiel Zuhause mit meiner Familie geschaut. Wir haben uns mega gefreut. So richtig gIauben, dass Deutschland jetzt Basketball-Weltmeister ist, kann ich es aber immer noch nicht (lacht). Ich denke, der WM-Titel wird den Basketball nach vorne bringen. Das ist einfach eine super Sache. Man muss es jetzt nur entsprechend nutzen.“

Jannes Hundt (Spieler Artland Dragons): „Nach dem Finalsieg war die Freude groß, als hätte man selber mitgespielt. Dadurch, dass ich Moritz Wagner, Franz Wagner und Niels Giffey noch aus meiner Zeit bei Alba Berlin kenne, und weiß, was das für nette Menschen sind, habe ich noch ein Stückchen mehr mitgefiebert. Mit Moritz habe ich zusammen in der NBBL gespielt. Er war damals schon genauso emotional und hat sich jedem Ball hinterhergeschmissen. So einen Charakter im Team zu haben, reißt mit. Wenn Mo von der Bank kommt, bringt er eine unfassbare Energie mit.

Das Halbfinale und das Endspiel haben wir mit einem Großteil der Mannschaft geguckt. Beim Halbfinale hatten wir parallel ein Videoshooting, aber wir haben es irgendwie hinbekommen, den Sieg gegen die USA zu sehen. Das war für mich das beste Basketballspiel, das ich bisher gesehen habe. Im Finale hat dann, wie im gesamten Turnierverlauf, alles gepasst. Ein unfassbares und surreales Gefühl, dass wir als Deutschland jetzt Basketball-Weltmeister sind. Einen riesengroßen Glückwunsch an die Mannschaft!“

Stefan Koch (ehemaliger Trainer der Artland Dragons und der BG Bramsche/Osnabrück): „Ich kann den Finaltag gar nicht isoliert beurteilen und muss das Turnier als Gesamtes betrachten. Die Mannschaft ist ungeschlagen durch das Turnier gekommen, der WM-Titel ist absolut verdient. Ich muss ehrlich sagen, das Spiel gegen die USA war das beste Basketballspiel, das ich jemals gesehen habe. Das war ein sehr beeindruckender Sieg, der wie der gesamte Turnierverlauf gezeigt hat, dass die Mannschaft in der Weltelite angekommen ist. Früher hat man immer gesagt, dass die großen Basketballnationen einen schlechten Tag erwischen müssen, damit wir sie schlagen können. Das ist jetzt nicht mehr so. Ich habe den höchsten Respekt vor den Spielern und vor Trainer Gordie Herbert. Er hat es großartig verstanden, den Spielern ihre jeweiligen Rollen zuzuweisen. Gordie hat schon an vielen Stellen gute Arbeit geleistet, aber das ist der beste Job, den er je gemacht hat. Er hat diesen WM-Titel zusammen mit der Mannschaft sensationell choreografiert.“

Gunther Behnke (Europameister 1993, 146 A-Länderspiele, Spieler bei der BG Bramsche/Osnabrück): „Unglaublich, fantastisch, Glückwunsch! Ich habe mir das Finale zusammen mit meiner Familie angesehen. Dummerweise merkt man dann, wie alt man mittlerweile ist und dass unser EM-Titel auch schon wieder 30 Jahre her ist. Unseren Titel von damals kann man aber nicht mit der gewonnenen Weltmeisterschaft vergleichen. Ich hoffe trotzdem, dass unser Titel auch mit dazu geführt hat, dass eine deutsche Mannschaft 30 Jahre später den WM-Titel holt. Jetzt muss es einen Basketball-Schub geben, der dafür sorgt, dass mehr Jugendliche zu unserem Sport kommen. Ich hoffe, das wird von den Offiziellen diesmal besser promotet. Das Eisen „WM-Titel“ muss geschmiedet werden, solange es heiß ist.“

Jürgen Dölle (Basketballer aus Bramsche mit 7 A-Länderspielen): „Wir haben uns das Finale im Familienkreis angeguckt und über diesen großen Erfolg riesig gejubelt. Der Titel ist meiner Meinung nach noch höher zu bewerten als der EM-Titel von 1993. Was ich von außen so sehen konnte, ist das eine super sympathische Truppe. Ich habe mir jedes Spiel mindestens in Ausschnitten angeguckt und das Turnier hat wirklich Spaß gemacht. Man konnte spüren, wie gut der Zusammenhalt im Team ist. Es gab einen super Support von der Bank, von Position 1 bis 12 ist das eine echte Mannschaft. Ich freue mich auch riesig für Gordon Herbert und meinen Freund Klaus Perwas.“

Saša Čuić (Trainer der GiroLive-Panthers Osnabrück): „Wir haben das Finale als Mannschaft angeguckt. Die Tipps, wer gewinnen würde, waren zu Beginn 50:50. Am Ende waren wir aber alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich muss allerdings ehrlich sagen, dass ich Serbien die Daumen gedrückt habe. Aber es war eine Win-Win-Situation für mich. Ich arbeite und wohne hier und natürlich habe ich mich auch für Deutschland gefreut. Im Grunde konnte nichts falsch laufen, egal wer gewinnt. Den Deutschen Basketball sehe ich damit jetzt auf dem höchsten Punkt seit langer Zeit. Herren, Frauen, DBB, BBL, alle können stolz auf diesen Titel sein. Deutschland hat verdient gewonnen. Im Finale hat Dennis Schröder den Unterschied ausgemacht, als er im Lettland-Spiel nicht überzeugt hat, haben die Wagner-Brüder übernommen und das Halbfinale hat Andreas Obst entschieden: Sie haben sich als echte Mannschaft präsentiert.“

Frieda Bühner (GiroLive-Panthers Osnabrück): „Der WM-Sieg ist unfassbar, ich habe mich total gefreut. Ich habe gestern zu meinen Teamkolleginnen gesagt, dass der Gewinn sogar besser ist als der Fußball-WM-Titel 2014. Jetzt ist Deutschland auf der Weltkarte des Basketballs angekommen. Eigentlich sind wir ja ein Fußballland, aber ich glaube, dieser Sieg wird den Basketballsport hierzulande pushen. Jetzt, wo die Fußballer gerade nicht so gut sind, kommen die Basketballer vielleicht genau richtig. Ich hoffe, dass sich durch den Erfolg mehr Leute für unseren Sport interessieren. Sehr schade finde ich deshalb auch, dass nur das Finale und nicht die vorherigen Spiele live im TV übertragen wurden. Das hätte noch mehr Euphorie entfacht. Bereits ins Viertel- oder Halbfinale zu kommen, war eine tolle Leistung. Bei so einem historischen Sportereignis hätte in Sachen Fernsehberichterstattung mehr gemacht werden müssen. In der Richtung gibt es definitiv noch Nachholbedarf.“

Christian Fischer (Trainer Red Devils Bramsche): „Der Titel ist überwältigend für jeden Basketballer. Ich verfolge diesen Sport nun seit mehr als 20 Jahren, durch alle Ups und Downs der Nationalmannschaft. Dass jetzt so etwas möglich ist, ist einfach fantastisch. Für jeden, der Basketball liebt, war das ein unglaubliches Erlebnis. Unser Sport wird viel zu wenig respektiert. Das sieht man auch daran, dass das ZDF sich dafür entschieden hat, nur das Finale zu zeigen. In den letzten Minuten des Endspiels habe ich vor dem Fernseher nur noch gezittert und war völlig fertig. Beim USA-Spiel genauso. Da musste ich übrigens an die WM 2006 denken, an den Block von Demond Greene gegen Dwayne Wade. Geschaut haben wir das Finale mit der gesamten Mannschaft. Es war schön zu sehen, was Basketball für Gefühle auslösen kann. Diese Leidenschaft als Team miteinander zu teilen war großartig.“

Christian Rupp (ehemaliger Trainer des TuS Bramsche und von BW Merzen): „Das Finale habe ich zusammen mit meiner Familie geschaut und mich nebenbei mit meiner Oldie-Mannschaft aus Rulle ausgetauscht. Es war das Ende von zwei aufregenden Ballballwochen. Nach dem besten Spiel einer deutschen Mannschaft, das ich je gesehen habe, der Sieg gegen die USA, war natürlich alles möglich. Jetzt liegt es an jedem Verein, den WM-Hype zu nutzen, um noch mehr Kinder in die Hallen zu bringen. Und es liegt auch am DBB, das Erfolgsrezept an die Coaches weiterzugeben und eine nationale Basketballidentität wie in Litauen oder Serbien aufzubauen.

Zu MVP Dennis Schröder fällt mir außerdem noch eine nette Anekdote ein. Am Ende der Saison 2009/10 hat er mit Braunschweig bei uns in Bramsche gespielt. Im letzten Saisonspiel haben wir damals den Aufstieg in die 1. Regionalliga klargemacht und Braunschweig mit 30 Punkten geschlagen. Ich bin also Weltmeister-Besieger-Trainer (lacht). Aber im Ernst: Schröder war damals natürlich erst 16 Jahre alt und ganz am Anfang seines Weges. Bei Youtube gibt es ein Video von dem Spiel.“

Tonia Dölle (BBC Osnabrück): „Ich war vor dem Spiel richtig hyped. Gerade der großartige Sieg gegen die USA hat die Vorfreude steigen lassen. Die Mannschaft hat schon bei der vergangenen EM sehr gut gespielt, aber eine WM ist noch mal eine Nummer größer. Nach dem Titelgewinn haben wir mit der Familie entsprechend darauf angestoßen. Ich hoffe, dass der Basketballsport in unserem Land dadurch einen höheren Stellenwert bekommt. Einerseits fand ich es sehr gut, dass das ZDF das Finale live gezeigt hat. Andererseits ist es schade, dass nicht mehr ausgestrahlt wurde. Als Nicht-Basketballfan hat man nicht unbedingt mitbekommen, dass MagentaTV alles übertragen hat.“

Horst Maronn (Trainer der Regionalliga-Basketballerinnen des TV Vörden): „Ich habe die gesamte WM intensiv geguckt. Es waren ja auch rentnerfreundliche Zeiten (lacht). Das Endspiel habe ich zuhause mit Frau und Sohn geschaut. Und natürlich auch gezittert, obwohl ich mir eigentlich sicher war, dass wir das Spiel gewinnen. Der Sieg ist etwas ganz Großes für den Basketballsport in Deutschland. Aber vor allem hat er gezeigt, zu was eine Mannschaft fähig ist, wenn es zwischenmenschlich stimmt. Ich erhoffe mir von diesem Erfolg etwas mehr Aufmerksamkeit in der Breite, sodass wir als Randsportart ein bisschen mehr in den Mittelpunkt kommen.

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