„Wenn der kein Deutsch versteht, gehört der nicht auf den Fußballplatz“, soll nur eine der diskriminierenden Aussagen des Schiedsrichters gewesen sein. Der Unparteiische soll sich während des Fußballspiels in der 1. Kreisklasse Mitte zwischen dem Haselünner SV und Groß Hesepe diskriminierend gegenüber eines syrischen Spielers des HSV geäußert haben. Auch nach der Partie soll er sich laut verschiedener Aussagen nicht einsichtig verhalten haben. Kreisschiedsrichterobmann Markus Thiel äußert sich im Interview zu den Vorwürfen.
Herr Thiel, die Vorwürfe des Haselünner SV sind schwerwiegend. Nach einer Gelben Karte gegen einen Spieler, der aus Syrien geflüchtet ist und nun im Emsland beheimatet ist, soll sich der Schiedsrichter mehrfach diskriminierend geäußert haben. Nachdem ein Zuschauer den Unparteiischen darauf aufmerksam gemacht hatte, dass der Gelbverwarnte kein Deutsch spricht, soll der Schiedsrichter mit „die können alle Deutsch“ und „dann muss der mich verstehen lernen“ geantwortet haben. Wie haben Sie diese Vorfälle aufgenommen?
Thiel: Aktuell sind es noch Vorwürfe. Der Schiedsrichter hat wohl etwas in diese Richtung gesagt. Aber so, wie es der Haselünner SV geschildert hat, soll sich das laut Schiedsrichter nicht zugetragen haben. Ich selbst war nicht da und kann mich natürlich nur darauf verlassen, was der Unparteiische sagt. Er berichtete mir, dass er sich zur folgenden Äußerung hinreissen lassen hat: „Wir sind in Deutschland und unterhalten uns auf Deutsch“. Das soll er einem Zuschauer geantwortet haben, nachdem dieser ihn darauf aufmerksam machte, dass der Spieler kein Deutsch versteht. Der Schiedsrichter hätte in dieser Situation einen Haselünner Spieler fragen müssen, ob er übersetzen könnte. Vielleicht hätte er es besser so lösen können. Seine Aussage hat da nichts zu suchen.
Gibt es Maßnahmen gegen den Schiedsrichter? Seine selbst zugegebene Äußerung „wir sind in Deutschland und unterhalten uns auf Deutsch“ ist immer noch mehr als unangebracht...
Ich hatte den Schiedsrichter um eine schriftliche Stellungnahme gebeten, diese hat er auch zeitnah eingereicht. Jetzt haben wir ihn von der Schiedsrichterei bestraft. Ihm wurden eine Sperre und eine Geldstrafe auferlegt. Die Sperre betrifft nicht nur ein Spiel, wie lange wissen wir selbst noch nicht. Bis zur Winterpause wird er erst einmal keine Partie pfeifen. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.
Wie hoch fällt die Geldstrafe aus?
Wir haben die Möglichkeit, bis zu 500 Euro zu verhängen. Da haben wir uns mit dem Sportgericht allerdings noch nicht auseinandergesetzt. Bei ähnlichen Vorkommnissen waren es bislang kleinere Geldbeträge, weil es halt auch das erste Vergehen des Schiedsrichters war. In 35 Jahren ist es jetzt erst der erste Kontakt mit uns in einer solchen Angelegenheit. Ich denke, es wird im zweistelligen Bereich bleiben, eventuell zwischen 50 und maximal 100 Euro. Der Schiedsrichter betonte auch, dass dieser Satz aus einer hektischen Situation entstanden sei. Den Umstand, dass er das gesagt hat, wollen wir jedoch gar nicht beschönigen. Das hat nichts auf dem Fußballfeld zu suchen. Dagegen müssen wir entschieden vorgehen.
Sind diese Bestrafungen auch ein Zeichen für die emsländischen Schiedsrichter, dass ein solches Verhalten nicht geduldet wird?
Absolut. Wir unterstützen in keiner Weise Rassismus und Diskriminierung. Dem wollen wir von vornherein die Rote Karte zeigen. Wir möchten nicht, dass aufgrund dieses Vorfalls unsere mehr als 400 Schiedsrichter im Emsland in eine Schublade gesteckt werden. Das ist ein Einzelfall. Unsere gesamte Schiedsrichtervereinigung distanziert sich von solchen Äußerungen. Wir wollen, dass alle am Fußball teilnehmen. Auch unsere ausländischen Bürger, die hier Schutz suchen, sollen an dieser schönen Sache mitwirken. Das unterstützen wir in jeglicher Form.
Ist der Haselünner SV mit einer offiziellen Beschwerde an Sie herangetreten?
Normalerweise hat man die Möglichkeit, über das Sportgericht oder den Spielausschuss eine Beschwerde einzureichen. Aber das ist bis heute nicht passiert, das ist schade. Ich hätte mir gewünscht, dass man direkt auf uns zugegangen wäre und nicht den schwarzen Peter bei uns sucht.