Mit dem Pokalfinale endet die Zeit von Oliver Glasner als Trainer von Eintracht Frankfurt. Er selbst sieht sich nun als „Fan“ der Eintracht.
Auf eine Sache hatte Oliver Glasner gar keine Lust: schlechte Laune. Er hatte zwar gerade sein letztes Spiel als Trainer von Eintracht Frankfurt verloren – ein Pokalfinale noch dazu –, doch Glasner wollte sich davon nicht abhalten lassen. „Wir sollten die letzten zwei Jahre heute so richtig feiern. Ich hoffe, ich finde ein paar Partner, die die nächsten zwei Tage mit mir richtig die Sau rauslassen.“
Eine gute Portion Trotz
Bei den Spielern musste Glasner vermutlich seine gesamten Motivationskünste auffahren, um eine ausgelassene Party zu starten. Zwar war die Eintracht bereits zum dritten Mal seit 2017 im Pokalfinale dabei und hat im vergangenen Jahr die Europa League gewonnen. Ein verpasster Titel ist aber so oder so vor allem immer eins: verdammt bitter. Das dürften auch die unglaublich vielen Frankfurter Fans so sehen, die ihre Mannschaft nach Berlin begleitet hatten. Ein Großteil des Stadions war in Schwarz getaucht, das Stimmungsduell gewannen sie erwartbar klar. Ebenfalls nicht überraschend kam das unablässige Abbrennen von Pyrotechnik und Zünden von Böllern. Gerade Letzteres hatte natürlich überhaupt keinen Effekt, sondern war einfach nur nervig.
Der scheidende Trainer bewies nach dem Spiel dann also wieder eine gute Portion dieses Trotzes, der in den vergangenen Monaten immer wieder zu sehen war und sicher auch seinen Teil zur vorzeitigen Trennung beigetragen hat. Der Wunsch, „bis Montag durchfeiern“ zu wollen, wird Glasner jedenfalls wohl kaum erfüllt worden sein.
Kein Pokal, nur warme Worte
Dabei hatte er auch in diesem Pokalfinale eigentlich vieles richtig gemacht. Seine Mannschaft stand sehr gut organisiert und diszipliniert, verlor dann aber ihren Taktgeber, als Kapitän Sebastian Rode entkräftet rausmusste. Außerdem fehlte bei den wenigen Abschlüssen die Zielstrebigkeit, die Leipzig am Ende eines insgesamt wenig berauschenden Finales eben zeigte.
So gab es zum Abschied von Glasner keinen weiteren Pokal, sondern nur warme Worte. „Wir haben insgesamt eine sehr erfolgreiche Zeit zusammen gehabt. Wir sind Oliver für seine Arbeit sehr dankbar“, sagte Sportvorstand Markus Krösche mittelprächtig herzlich. Glasner hingegen geht mit einiger Wehmut, das war deutlich zu spüren. „Ich habe mich bei den Spielern bedankt, dass sie mir zwei wunderbare Jahre in meinem Leben geschenkt haben. Ich werde die Gruppe immer in meinem Herzen tragen.“
„Passt mir bitte gut auf meine Eintracht auf“
Wie es sich für einen Abschied gehört, schlug Glasner dann noch den etwas größeren Bogen und wurde sogar etwas pathetisch. Er habe zu Beginn seiner Zeit in Frankfurt eine ältere Dame getroffen. Sie habe ihm mit auf den Weg gegeben, dass er gut auf die Eintracht aufpassen solle. „Ich glaube, ich habe ganz gut aufgepasst. Jetzt werde ich Fan von Eintracht Frankfurt und sage: Passt mir bitte gut auf meine Eintracht auf“, sagte der Österreicher und ließ noch einen kleinen Versprecher folgen: „Es gehört dazu, mit Niederlagen umzugehen. Das werden wir auch...“, um direkt zu korrigieren: „Das wird die Eintracht auch.“
Über seine persönliche Zukunft hat sich Glasner nach eigenen Angaben noch keine großen Gedanken gemacht. Eine Pause scheint er allerdings eher nicht zu benötigen. Noch nicht geklärt ist die Frage nach dem Nachfolger, jedenfalls nicht offiziell. Es deutet alles darauf hin, dass Dino Toppmöller in Frankfurt übernehmen wird, der selbst vor rund 20 Jahren dort gespielt hat und dessen Vater Klaus die Eintracht vor 30 Jahren bereits trainiert hat.
Er muss dann schaffen, was Glasner in seinen zwei Jahren nur selten gelungen ist. In Highlightspielen trumpft die Frankfurter Mannschaft oft auf, im Ligaalltag sieht es hingegen meist anders aus. Der Ex-Trainer wird es alles genau verfolgen – schließlich ist er ja jetzt ja einer von vielen Eintracht-Fans.