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Nationalmannschaft im Tief Hansi Flick ist nicht der Bundestrainer, den der DFB jetzt braucht

Meinung – Malte Goltsche | 21.06.2023, 09:48 Uhr 3 Leserkommentare

Knapp ein Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land liegt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Boden. Und es wird immer deutlicher: Hansi Flick ist nicht der Bundestrainer, den der DFB momentan bräuchte. Ein Kommentar.

Bundestrainer Hansi Flick wollte testen, wollte mit seiner Mannschaft Dinge ausprobieren und Elemente einstudieren für das große Ziel: die Heim-EM im kommenden Jahr. Diese vorzubereiten und eine neue Euphorie rund um den DFB und sein einstiges Aushängeschild, die Männer-Nationalmannschaft, zu entfachen, darum ging es in diesem Sommer-Lehrgang mit drei Testspielen. Dieses Vorhaben „ging komplett in die Hose“, wie der Bundestrainer selbst zugab. Das 0:2 gegen Kolumbien setzte den enttäuschenden Auftritten gegen die Ukraine (3:3) und in Polen (0:1) die Krone auf. Und die Fragen werden lauter: Kann diese Mannschaft mit diesem Trainer im nächsten Sommer erfolgreich sein?

Flick kam als Erfolgscoach des FC Bayern zum DFB. Mit sechs Titeln im Gepäck und großem Ansehen in Fußball-Deutschland. Doch der Job als Bundestrainer ist ein anderer. In München konnte Flick als Nachfolger von Niko Kovac und Carlo Ancelotti den erfolgreichen Kader der Guardiola-Jahre in dessen Endphase verwalten – und geriet mit ihm in einen von Corona-Wirren unterstützten Erfolgs-Strudel. Beim DFB sollte er den Aufbruch in eine neue Zeit gestalten und die Mannschaft aus der bleiernen Schwere der zu langen Ära Joachim Löws befreien.

Doch Flick ist kein Gestalter, kein Entwickler. Der 58-Jährige ist ein Freund der Spieler, die stets seine menschlichen Qualitäten hervorheben. Er wiederum lobt immer wieder die fußballerische Qualität seiner Profis. Nicht zu unrecht: Mit Musiala, Havertz, Sané, Gündogan oder Wirtz verfügt Deutschland vor allem in der Offensive über große internationale Klasse. Doch zu sehen ist davon auf dem Platz zu wenig. Und es wäre Flicks Aufgabe, das Potenzial freizulegen. In den zwei Jahren seiner Amtszeit gab es 24 Spiele. Deutschland gewann davon zwölf – hauptsächlich gegen Gegner wie Nordmazedonien, Liechtenstein oder den Oman. Der einzige internationale „dicke Fisch“, den Flick mit der Nationalelf besiegte, war Italien. Und dann war da ja noch das peinliche WM-Aus in Katar.

Selbst die Farbe der Kapitänsbinde spielt keine Rolle

Nun, 359 Tage vor dem Start der Heim-EM, wirkt die Lage aussichtslos - und der Bundestrainer ratlos. Er sei überzeugt, dass sein Spielstil zur Mannschaft passe, sagt Flick. In der Erklärung, was er sich darunter konkret vorstellt, bleibt er aber oft nur vage, und entsprechend sieht es auf dem Feld aus. Egal wen er aufstellt, welche Formation er wählt, wie der Kapitän heißt oder ob dessen Binde schwarz-rot-gold oder noch bunter ist: Die Nationalelf entwickelt sich nicht fort. Und nach zwei Jahren Flick fehlt die Fantasie, dass sich das im dritten Jahr seiner Amtszeit ändert. 

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3 Kommentare
Horst Spiering
Liegt es also doch nicht einzig und allein an der Diskussion über die One-Love-Binde? Was denn nun...ich bin verwirrt ;-) Ich glaube ein Grund für die fußballerische Misere ist in der Ausrichtung der Jugendarbeit in den letzten 10-15 Jahren zu suchen. Viel Polyvalenz, Ballbesitzspiel und an Schwächen arbeiten...dafür weniger Förderung individueller Stärken, Führungsqualität und Selbstinitiative. ...