Der polnische Tennis-Profi Hubert Hurkacz hat das Rasen-Turnier im westfälischen Halle gewonnen. Der 25-Jährige gewann am Sonntag das Finale gegen den Weltranglisten-Ersten Daniil Medwedew aus Russland, der im Halbfinale Oscar Otte besiegt hatte, überraschend klar mit 6:1, 6:4.
Hurkacz krönte damit eine fantastische Turnierwoche und nutzte nach nur 62 Minuten seinen dritten Matchball - der Breslauer hat nun alle fünf ATP-Finals seiner Karriere, in denen er stand, gewonnen. Der Pole, der 399170 Euro für den Turniersieg einstreicht, dominierte das Finale des mit insgesamt 2,275 Millionen Euro dotierten Events - wie bis dato im Turnierverlauf über Urgewalt beim Aufschlag, harte Grundschläge, eingestreute kurze Bälle gegen den weit hinten stehenden Medwedew und das stoische Durchziehen seines Plans: sportlich wie mimisch und bezüglich der Körpersprache. Die Nummer zwölf der Welt schaffte zwei schnelle Breaks und holte sich den ersten Satz nach nur 26 Minuten. Auch im zweiten Durchgang nahm Hurkacz dem Russen direkt das Service ab und ließ sich danach nicht mehr stoppen.
Medwedew geriet angesichts der sich früh abzeichnenden Niederlage schnell aus der Fassung und diskutierte wie schon mehrfach zuvor im Turnierverlauf aufgebracht in Richtung seiner Box. Sein Trainer Gilles Cervara nahm die verbalen Angriffe seines Schützlings auch gegen ihn wie zuvor im Turnierverlauf lange regungslos hin - dann aber stand er auf und verließ das Stadion und die Anlage.
Im Halbfinale hatte Hurkacz in einem Aufschlag-Festival, in dem beide Spieler über 25 Asse schlugen, den Australier Nick Kyrgios mit 4.6, 7:6, 7:6 besiegt. Publikumsliebling Oscar Otte hatte den Finaleinzug ins Endspiel beim 6:7, 3:6 gegen Medwedew knapp verpasst. Der 28 Jahre alte Kölner, der sich immerhin 114.465 Euro Preisgeld erspielte, hatte seine Chancen: Vier Breakbälle ließ er in Medwedews ersten beiden Aufschlagsspielen liegen, ehe er sich nach einem Rückhandfehler des Russen das 5:3 holte.

„Mein Doppelfehler bei eigenem Satzball war der Knackpunkt. Es hat wieder Mega-Bock gemacht auf dem Centre Court. Aber: Gegen die Nummer eins der Welt darfst Du eben kaum Fehler machen“, erkannte Otte, der im ersten Satz lange eine überragende Quote von über 90 Prozent beim ersten Aufschlag hatte – als er aber zum Satzgewinn aufschlug, versagte seine Waffe zu oft.
„Da ist er etwas nervös geworden“, sagte Medwedew danach über Otte und jene Phase, die ihm selbst seine Sicherheit zurückgab: Den Tie-Break holte sich der Russe mit am Ende fünf Punkten in Serie – eine Vorentscheidung. Otte steckte zwar nie auf, der Weg ins Finale über ein drittes Dreisatzmatch binnen drei Tagen war gegen die nun abgezockt agierende Nummer eins der Welt aber deutlich zu weit. Dennoch fand Medwedew hinterher Anerkennung für den Deutschen, der mit 28 Jahren nun auf Platz 37 der Tenniswelt vorrückt: „Ich musste wegen ihm in der Hitze sehr viel laufen: Es war ein richtig schweres Match.“
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(mit Inhalten von dpa)
Zur 29. Auflage der Terra Wortmann Open: Goldstandard gehalten
Den Goldstandard gehalten: Das ist die mindestens mittelfristige Sicht auf die Terra Wortmann Open. Die Insolvenz des langjährigen Hauptsponsors Gerry Weber und die Pandemiefolgen hätten jeweils allein ausreichen können, das 1993 etablierte Event zu Fall zu bringen. Den Machern um Ralf Weber ist es gelungen, den 500er-Status der ATP, die finanzielle Basis und die sportliche Qualität des führenden deutschen Turniers zu sichern: Auch über das Abbremsen des zuvor etablierten Preisgeld-Anstiegs von jährlich acht Prozent beim aktuell mit etwas über zwei Millionen Euro dotierten Event, vor allem aber über die Bindung neuer Großsponsoren.
Der gute Ruf von Halle in der Szene zeigte sich bei vier der zehn besten Spieler im Starterfeld mit der Nummer eins der Welt im Finale. Der einer extremen Belastung gewachsene Turnierrasen, erstmals ohne Hilfe aus dem Ausland gezüchtet, fand Anerkennung: weiteres Beispiel dafür, dass das Event mehr denn je auf eigenen Füßen steht. Wer in den Tagen von Halle die großartige Atmosphäre und die zurückgekehrte Lebenslust im Stadion und auf der Anlage genossen hat, wird 2023 zur 30. Auflage des Events wiederkommen.