Das Spiel mit dem gelben Gummiball und dem kleinen trampolinartigen Netz erobert nicht nur die Strände und Parks. Sportreporter Luca Sixtus hat Roundnet ausprobiert.
In diesem Stück erfährst Du:
- Dass Du auch als Anfänger direkt mit Spaß einsteigen kannst.
- Dass der Trendsport Roundnet von einer ganz besonderen Community lebt.
- Warum unser Sportreporter es kaum abwarten kann, das nächste Match zu spielen.
Ich erwische den kleinen gelben Gummiball gerade so noch hechtend mit meinen Fingerspitzen und spiele ihn in Richtung meiner Teampartnerin Sarah. So schnell wie möglich bringe ich mich wieder in Position um das runde Spielgerät auf das Netz in der Mitte zu schlagen.
Roundnet erlaubt keine unaufmerksame Sekunde. Denn der Ball könnte in jede mögliche Richtung springen – und dann muss man bereit sein. Bereit sein, schnell zu reagieren und eben auch mal zu hechten.
Mix aus Volleyball und Tennis
Roundnet ist ein actionreicher Sport. Bewegungsfreaks lieben ihn, Anfänger entwickeln sofort großen Spaß am Spiel. Denn es kombiniert Athletik, Reaktionsschnelligkeit und Ballgefühl sowie Eigenschaften aus anderen Sportarten wie Volleyball und Tennis.
Der Ursprung: Der Spielzeug-Entwickler Jeff Knurek hat Roundnet im Jahr 1989 erfunden. Allerdings verschwand es irgendwann von der Bildfläche. 2004 passte Cris Ruder, Vorsitzender der Firma „Spikeball Inc.“, das Design an und verbesserte das Equipment. In den Folgejahren erlangte „Spikeball“ weltweite Bekanntheit, unter anderem weil das Spiel in der US-amerikanischen TV-Show „Shark Tank“ als Trendsportart und Geschäftsidee der breiten Öffentlichkeit präsentiert wurde.
Die Regeln: Roundnet wird regeltechnisch wie Volleyball gespielt. Es treten zwei Mannschaften mit je zwei Spielern gegeneinander an. Das Spielfeld ist nicht auf eine Seite begrenzt, sondern für beide Teams gleichermaßen 360 Grad groß. Alle Arten der Ballberührungen sind erlaubt. Jedes Team hat pro Angriff drei Ballkontakte – weniger als drei Berührungen sind erlaubt. Der Ball muss nach dem Angriff vom Netz herunterspringen. Berührt der Ball den Boden, verliert die Mannschaft, die aktuell ihren Spielzug hat, den Punkt. Das gilt ebenso, wenn der Ball den Netzrahmen trifft, doppelt das Netz berührt oder ein Doppelfehler beim Aufschlag erfolgt.
„Jeder, der auch nur ein bisschen Ballgefühl hat, kann Roundnet superschnell erlernen“, sagt Jarrit Maaßen. Der 27-Jährige ist gleichzeitig Spieler und Trainer bei den Roundnet Sharks Kiel. Und er hat mich einen Nachmittag lang mitspielen lassen.

Erinnerung an Bällebad im Kinder-Spieleparadies
Der Wind bläst mir schon beim Zuschnüren meiner Schuhe ins Gesicht. „Das wird spaßig heute“, meint Maaßen und wirft mir den etwa 65 Gramm leichten Ball zu. Auf dem Nordmarksportfeld treffen sich die Sharks, eine freie Community aus größtenteils Studentinnen und Studenten, regelmäßig zum Trainieren und Spielen.
Der erste Kontakt mit dem gelben Gummiball erinnert mich an die Kugeln im Bällebad des Kinder-Spieleparadieses – ähnlich leicht, nur beim Schlagen besser zu kontrollieren. Mit Wind natürlich um einiges anspruchsvoller.
Spektakuläre Ballwechsel garantiert
Ähnlich wie beim Volleyball gibt es am Anfang eines Matches und nach jedem ausgespielten Punkt einen Aufschlag. Das andere Team muss den Ball mit maximal drei Kontakten wieder aufs Netz befördern.
Dann ist erneut das gegnerische Duo an der Reihe. Immer so weiter, bis der Ball den Boden berührt oder jemand einen Fehler macht. Dabei entstehen teils spektakuläre Ballwechsel, da Schmetterbälle, angeschnittene Schläge und Stoppbälle erlaubt sind – so wie beim Tennis.
Die richtige Position auf dem Feld
Mein erstes Match im Modus „King of the Court“ verläuft gut. Sarah und ich haben nach schleppendem Start ins Spiel gefunden. Die Ballwechsel werden von Mal zu Mal länger und wir können gegen die turniererprobten Nicki und Jarrit einige Punkte für uns entscheiden. Wir verlieren knapp mit 5:7.

Während die Sieger zum „Center Court“ aufsteigen, müssen wir ein Feld zurück. Wer am Ende der festgelegten Spielzeit auf dem Hauptfeld sein Match gewinnt, ist „King of the Court“.
Was ich schnell merke: Beim Roundnet geht es häufig um die richtige Position auf dem Feld. Wann bewege ich mich im richtigen Moment in eine Richtung, damit ich einerseits dem Gegner nicht zu früh meine Idee verrate, andererseits aber auch rechtzeitig beim Ball bin, um den Punkt am Leben zu erhalten.
Freundschaftliche Atmosphäre
Der Ehrgeiz hat mich gepackt. Ich will wieder aufsteigen. Diesmal spiele ich nicht mit Sarah zusammen. In jeder Runde werden die Teams unter den vier Spielern auf dem jeweiligen Feld neu ausgelost. So interagiert man in der Community mit vielen unterschiedlichen Personen.
Das freundschaftliche Miteinander macht auch meinen Selbstversuch aus. Maaßen, der früher selbst leistungsorientiert Handball gespielt hat, verrät:
Mein neuer Teampartner Lukas hat einen starken Aufschlag, wir bringen uns gegenseitig immer wieder gut in Position, sodass wir schnelle Punkte erzielen. 7:2 – kurzer Prozess.

Ich konnte sogar meine Künste als Gelegenheits-Tennisspieler zur Schau stellen. Das hat mächtig Spaß gemacht. Ich kann das nächste Roundnet-Match kaum abwarten.
Deutsche Meisterschaften in Kiel
Wer ein solches Spektakel in freundschaftlicher Atmosphäre selbst erleben möchte, kann an diesem Wochenende beim Nordmarksportfeld in Kiel vorbeischauen. Dort finden am Samstag und Sonntag die Deutschen Meisterschaften der Frauen, Herren und im Mixed statt.
Rund 200 Mannschaften aus dem gesamten Land gehen an den Start. Zum Event gehört neben dem Camping für auswärtige Teilnehmer ebenso die Party am Samstagabend, bei der die Roundnet-Community bei etwas Musik und ausgelassener Stimmung zusammenkommt.
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