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65-Jähriger gilt als Politstratege Nordhorner Gerd Will möchte für die SPD wieder in den Landtag

Von Rolf Masselink, Raimund Müller | 09.10.2017, 14:28 Uhr

Seit 1996 sitzt der Nordhorner Gerd Will für die SPD im Niedersächsischen Landtag. In der Landespolitik hat der Textiler und langjährige Gewerkschafter seine wahre Profession gefunden. Obwohl er im Dezember 65 Jahre alt wird, wird er am 15. Oktober 2017 zur Landtagswahl wieder antreten.

Im Landtag zählt er nicht zu den Leisetretern. Selbst in seiner eigenen SPD-Fraktion kennen die übrigen 48 Genossen ihn als hartnäckigen, mitunter unbequemen Regionalpolitiker. Vielleicht gerade deswegen genießt Will bei politischen Freunden wie Gegnern hohes Ansehen als Stratege und gut informierter Fachmann – und als vehementer Interessenvertreter seiner Heimat. Er tritt im Wahlkreis 79 an, zu dem unter anderem die Gemeinde Wietmarschen gehört.

Krankenhausausbau und Wassertourismus, Leiharbeit und Straßenbau, Bildungspolitik und Polizei, Bund-Länder-Finanzausgleich und natürlich das Megaprojekt öffentlicher Regionalverkehr mit Bus und Bahn – Gerd Will sieht sich selbst als Anwalt regionaler Interessen in der Landespolitik. Man dürfe „nicht nur abwarten, wie die Ballungsräume davonziehen“, warnt der 64-Jährige, sondern müsse den ländlichen Raum stärken. Das dürfe nicht verwechselt werden mit Grafschafter Kleinstaaterei. Gefragt sei bürgernahe Politik für die Regionen.

„Keine inhaltsleeren Medienauftritte“

Im politischen Hannover gilt der gebürtige Niedergrafschafter inzwischen als „alter Hase“. Seit 2003 ist Gerd Will wirtschafts- und verkehrspolitischer Sprecher der SPD im Landtag. Immer mal wieder wurde er als Kandidat für höhere Aufgaben in der Landespolitik gehandelt. Doch er ging immer leer aus – nach der letzten Wahl wohl nur, weil die „Ämterquote“ für die Weser-Ems-SPD mit Ministerämtern für Olaf Lies und Boris Pistorius und der Wahl von Hanne Modder zur SPD-Fraktionsvorsitzenden ausgereizt war.

Inzwischen ist die Zeit, in der Gerd Will politisch Karriere machen wollte, ohnehin vorbei. Ans Aufhören denkt er aber nicht. Den Vorwurf, er sei im Wahlkreis zu wenig präsent und „verkaufe“ sich in den Medien nicht gut genug, weist er zurück. Er sei „viel im Wahlkreis unterwegs“, auch bei Unternehmern – obwohl er augenzwinkernd zugibt „nicht zu jedem Termin eingeladen“ zu werden. „Mir geht es um Inhalte, nicht um Karriere“, sagt der Parteistratege mit den listig funkelnden Augen und schiebt – wieder typisch Will – gleich einen Seitenhieb auf politische Gegenspieler und Weggefährten nach: „Das Konstruieren inhaltsleerer Medienauftritte liegt mir nicht.“

Viele Themen für Rot-Grün

Will sieht „genügend Gemeinsamkeiten für eine zweite rot-grüne Wahlperiode“ – auch zum Wohle der Region. Der Bahnanschluss und seine Verlängerung über Emlichheim bis in die Niederlande, die Umgehungsstraßenprojekte für Emlichheim und Lohne, das Vorantreiben der Digitalisierung und das landesweit gültige Studententicket – Will freut sich auf „so viele spannende und wichtige Projekte“, für die es sich lohne, im Landtag Politik zu machen. Langfristig arbeiten und auch bei Rückschlägen das Ziel nicht aus den Augen verlieren, darauf kommt es seiner Meinung nach an.

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