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Produktion am "laufenden Band" Derix startet in Velpe mit X-Lam-Serienfertigung

Von Frank Klausmeyer | 04.07.2019, 18:55 Uhr

Rund sechs Wochen dauerte der Testlauf. „Jetzt ist alles da, was wir brauchen“, sagt Geschäftsführer Markus Brößkamp. In der neuen X-Lam-Fertigungshalle der Derix-Gruppe in Westerkappeln-Velpe ist am Montagabend die erste Platte verleimt worden und „vom Band gelaufen“ – ein Moment, den beteiligte Maschinenbauer als geladene Gäste und die Beschäftigte gespannt verfolgen. Denn dem Brettsperrholz gehört am Bau die Zukunft.

Davon sind Bröskamp und Firmenchef Markus Derix fest überzeugt. Noch imposanter als das riesige, fast 300 Meter lange und rund 50 Meter breite Produktionsgebäude findet Derix denn auch das, „was gerade im Holzbau passiert“. „Friday for Future“ und die Diskussion über den Klimaschutz – „das spielt uns in die Karten“, meint er. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, den die Derix-Gruppe nach eigenen Angaben ausnahmslos aus zertifizierten Wäldern bezieht. Die Herstellung und Bearbeitung von Brettsperrholzelementen bedürfe nur wenig Energie und trage zur dauerhaften CO²-Speicherung und Reduzierung des Treibhauseffektes bei.

„Wir haben eine sehr hohe Nachfrage aus der Baubranche“, erklärt der Firmenchef. Schon jetzt seien 80 Prozent der für dieses Jahr benötigten Aufträge unter Dach und Fach.

In Westerkappeln-Velpe, wo bis dato nur Holzleimbinder gefertigt wurden, sollen künftig etwa 50.000 Kubikmeter Brettsperrholz verarbeitet werden. Zusammen mit der X-Lam-Produktion am Standort Niederkrüchten will die Unternehmensgruppe dann über 100.000 Kubikmeter im Jahr ausstoßen.

„Wir fahren die Serienproduktion jetzt hoch“, erläutert Markus Bröskamp. Der erste Auftrag für das Werk in Velpe geht übrigens nach Norwegen. „Das wird ein mehrgeschossiges Wohnhaus“, sagt der Geschäftsführer. Skandinavien und Kanada, wo die Bauweise mit Holz Tradition hat, sind für Derix wichtige Absatzmärkte. Die Länder exportieren den Rohstoff zwar in Massen, „von der Maschinentechnologie ist das aber wirtschaftlicher, hier zu produzieren“, betont Bröskamp.

Theoretisch, so sagt er, hätte Derix das neue X-Lam-Werk, das nach Firmenangaben einen größeren zweistelligen Millionenbetrag gekostet hat, überall in Deutschland hinstellen können. Der Standort Velpe stand aber nie in Frage. Zum einen war das Grundstück bereits in Händen des Unternehmens. Zum anderen bietet der Standort durch seine Nähe zur Autobahn und damit zu den Kunden im Norden wie auch zum wichtigen Markt in den Niederlanden große Vorteile.

Vor der eigenen Haustür rechnet sich die Derix-Gruppe ebenfalls Wachstum aus, nicht zuletzt durch den Umstand, dass die zum Jahresbeginn in Kraft getretene neue Landesbauverordnung NRW Verbesserungen für den Holzbau vorsehe, erklärt Markus Derix.

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Das sogenannte X-Lam-Brettsperrholz ist ein massives flächiges Holzprodukt für tragende Zwecke. Es besteht aus mindestens drei rechtwinklig zueinander verklebten Lagen aus Schnittholz – fast ausschließlich Fichte – und kann Mauerwerk, Beton, Holzrahmenbauwände und sogar Filigrandecken ersetzen. Bis zu 3,50 mal 16 Meter große Elemente können in Velpe fabriziert werden. Durch die millimetergenaue Bearbeitung in der CNC-Anlage entstehen maßgeschneiderte Segmente. „Losgröße 1, jedes Bauteil ist anders“, sagt Derix-Geschäftsführer Markus Bröskamp. fk

Die X-Lam-Fertigung läuft weitgehend vollautomatisch. Pro Schicht werden nur ein knappes Dutzend Leute auf der 15 000 Quadratmeter großen Arbeitsfläche benötigt. Nur die Befüllung mit dem Stapler sowie die Endabnahme laufen manuell. In den Gängen sitzen ein paar Fachleute, die den Produktionsablauf an Bildschirmen steuern und überwachen. Der Kontrollstand unter der Decke bietet einen Überblick über die komplette Halle. Der neue Kollege, der dort sitze, habe tatsächlich früher im Kontrollraum eines Kraftwerks gearbeitet, erzählt Bröskamp.

Geplant sei, die Fertigung möglichst schnell in den Zwei-Schicht-Betrieb zu bringen. „Wir sind gerade dabei, das Personal einzustellen“, sagt der Geschäftsführer. Probleme bei der Stellenbesetzung gebe es keine.

Die Inbetriebnahme der X-Lam-Fertigung am Montag war zeitlich gesehen eine exakte Punktlandung. „Wir haben vor anderthalb Jahren tatsächlich den Termin 1. Juli gesetzt“, sagt Bröskamp. Im September soll das neue Werk dann offiziell eingeweiht werden. Dazu werden einige Hundert Gäste erwartet. Bis dahin wird Derix in Velpe eine Menge dicker Bretter verleimt haben.

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