Alljährlich treten die Auszubildenden des Faches Hauswirtschaft in einem Berufswettkampf gegeneinander an. In diesem Jahr haben acht angehende Haushaltsfachkräfte an den Berufsbildenden Schulen (BBS) Papenburg um den Sieg gekämpft.
Es herrscht eifriges Treiben in der Großküche der BBS. Messer sausen auf Scheidebretter hinab, Plastikschüsseln werden ausgekratzt, mittendrin steigt Dampf aus einem Kochtopf empor. Zwischen den Küchenzeilen schleichen die Prüferinnen auf und ab, bleiben hin und wieder stehen, machen sich Notizen. Ansonsten ist es leise. Geschäftige Konzentration versetzt die Umgebung in Spannung.
Acht Hauswirtschafterinnen haben an diesem Vormittag dieselbe Aufgabe: Für eine fiktive Schulveranstaltung soll jede von ihnen drei Dipps vorbereiten, die mit Brot oder Gemüsesticks verzehrt werden können. Rund eine Stunde haben die Azubis Zeit – danach müssen nicht nur die Dipps serviert werden, sondern der Arbeitsplatz auch wieder aufgeräumt sein.
Nachwuchssorgen bei den Hauswirtschaftern
In diesem Jahr veranstaltet das emsländische Landvolk den Berufswettkampf. Schon seit Jahrzehnten ist die Veranstaltung etabliert, wie Agnes Rösing vom Kreislandfrauenverband Aschendorf-Hümmling und Landfrau des Jahres 2016 erklärt. „Das Ziel ist dabei zum einen, die grünen Berufe in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen. Zum anderen ist es für die Schüler eine ideale Gelegenheit der Prüfungsvorbereitung“, so Rösing.
Das hat gerade der Berufsstand der Hauswirtschafter bitter nötig, bestätigt Schulleiterin Karin Schrand. „ Es fehlt sowohl an Lehrlingen als auch an Ausbildungsbetrieben im Fach Hauswirtschaft“, sagt die Pädagogin. Im Emsland würden außer an der BBS Papenburg nur noch in Lingen Hauswirtschafter ausgebildet. Dabei würden die Kenntnisse des Berufes eigentlich dringend gebraucht, wie die Fachlehrerin und Organisatorin Elvira Schukat verdeutlicht. „Es gibt kaum einen anderen Beruf, der so praxisbezogen und so hygienisch versiert ist wie der des Hauswirtschafters“, sagt Schukert. Grundlegende Kenntnisse der Hauswirtschaft würden auch in vielen anderen Berufen benötigt, etwa dem der Erzieherin oder der Pflege- und Putzkräfte.
Arbeitsweise genauso wichtig wie Ergebnis
Jana Poelker rührt derweil in ihrem Kochtopf. Linsen, Zwiebeln und Möhren hat sie angedünstet und mit Brühe abgelöscht. „Gleich kommt noch Joghurt dazu. Jetzt muss ich aber erst die Flüssigkeit herauskochen“, so die angehende Hauswirtschafterin im dritten Lehrjahr. Bis zur Verkostung muss der Linsenaufstrich, den sie produziert, auch noch abgekühlt sein.
Die Wettkampfrichterinnen bewerten dabei nicht nur das Ergebnis nach Geschmack und Aussehen, sondern benoten auch die Arbeitsweise. So achten sie zum Beispiel darauf, dass die richtigen Messer benutzt werden und die Arbeitsutensilien so platziert sind, dass möglichst schnell und sauber gearbeitet werden kann. Auch richten sie ihr Augenmerk auf das Beherrschen von bestimmten Schneidetechniken.
Zusätzliche Theorietests
Bei Lisa Wessels kommt derweil ein wenig Hektik auf. Noch arbeitet sie an ihrem Avokadoaufstrich, doch die Zeit ist nicht ihr bester Freund. „Ich mag selbst gern Avokado, deshalb habe ich mich entschieden, ihn auch hier zuzubereiten“, erklärt die Auszubildende. „Ist aber ein bisschen stressig jetzt“, sagt sie und arbeitet sogleich weiter. Vom anderen Ende des Raumes schallt indes die Stimme von Schukat herüber: „Noch sechs Minuten!“
Doch das Anmachen von verschiedenen Dipps ist nicht die einzige Herausforderung für die Prüflinge. Denn auch Theorietests müssen sie bestehen und eine Präsentation steht an. Der Theorieteil ist in zwei verschiedene Test geteilt: Während sich der eine Test auf fachliches Wissen bezieht, wird in dem anderen das Allgemeinwissen überprüft.
Gute Prüfungssimulation
Für die Papenburger Lehrlinge im Fach Hauswirtschaft steht bereits in der nächsten Woche die Zwischenprüfung an. Der Berufswettbewerb, an dem Lehrlinge vom ersten bis dritten Lehrjahr teilnehmen, ist deshalb eine ideale Simulation der Prüfungssituation. Der Sieger des Kreiswettbewerbes nimmt dann am Landeswettbewerb teil und der wiederum am Bundesentscheid. Die Besten der Republik dürfen ihren Berufsstand dann auf der Grünen Woche in Berlin vertreten.
Am Nachmittag stehen die Ergebnisse endlich fest. Besonders gut abgeschnitten haben die Azubis der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte (HÖB) – denn sie belegten die ersten drei Plätze. Poelker sichert sich mit ihrem Linsenaufstrich den Sieg.