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Großes Interesse an Info-Veranstaltung So könnte es gehen: Zwei Pfarrstellen auf Ostercappeln, Hunteburg und Venne verteilen

Von Karin Kemper | 14.09.2023, 16:45 Uhr

Wie gelingt es, die pfarramtliche Versorgung der evangelischen Kirchengemeinden Ostercappeln, Venne und Hunteburg sicherzustellen? Diese Frage stand im Mittelpunkt bei der Info-Veranstaltung in der Mühlenbachhalle Venne. Das Interesse war groß.

Ein erster Schritt war am Mittwochabend die Vorstellung eines Konzeptes mit der Überschrift „So könnte es gehen“. Es folgen Gemeindeversammlungen in den drei Kirchengemeinden (jeweils im Anschluss an den Gottesdienst) – und erst dann die Ausschreibung einer ganzen Pfarrstelle, die den drei Gemeinden und ihren rund 5200 Mitgliedern zusteht. Beim Anblick der mit rund 100 Zuhörern besetzten Halle meinte die Ostercappelner Pastorin Bettina Lorenz-Holthusen: „Das interessiert die Leute, ich bin beglückt.“

Was gehört zu einem Pfarramt?

Die Ostercappelner Pastorin erläuterte im Zusammenhang mit dem erarbeiteten Konzept die Haupttätigkeitsfelder jedes Pfarramtes. Sie nannte Gottesdienst und Predigt sowie die Amtshandlungen (Taufe, Trauung, Beerdigung) und Seelsorge. Außerdem die Bereiche Unterricht (Konfirmanden) und die weitgehend unsichtbare Tätigkeit der Leitung, Verwaltung und Arbeit im Kirchenvorstand.

Die Moderation des Abends übernahm Anke Kusche, die stellvertretende Superintendentin des Kirchenkreises Bramsche. Sie unterstrich, dass in Venne und Hunteburg jeweils reduzierte Pfarrstellen vakant seien. Dass diese schwer zu besetzen seien, liege am Mangel an Pastoren insgesamt.

Doppelte Probleme durch doppelte Vakanz

Derzeit gilt: Seit zwei Jahren ist die Pfarrstelle in Venne nach dem Weggang von Pastor Bodo Boehnke nicht mehr besetzt. Pastorin Lorenz-Holthusen aus Ostercappeln versorgt im Umfang einer Viertelstelle die Gemeinde und wird dabei von Diakonin Rhena Wilinski unterstützt. Im Sommer hat Pastorin Sonja Kantus endgültig die Hunteburger St.-Matthäus-Gemeinde verlassen.

Das Konzept, das Pastorin Lorenz-Holthusen vorstellte, war in Absprache mit den Kirchenvorständen entwickelt worden. Kusche: „Heute geht es um das Informieren, und es sollen Fragen beantwortet werden.“ Der nächste Schritt ist, das Modell in den drei Gemeindeversammlungen zu beraten. Danach erfolgt die Beschlussfassung in den Kirchenvorständen.

Zusätzliche Diakonenstelle bis 2028

Lorenz-Holthusen ging der Frage nach, wie sich die genannten Tätigkeitsfelder mit zwei Pfarrstellen abdecken lassen. Die drei Kirchengemeinden zählen zusammen 5204 Gemeindemitglieder – 1939 in Ostercappeln, 1782 in Venne und 1483 in Hunteburg. Vorgesehen sind dafür zwei volle Pfarrstellen. Hinzu komme eine halbe Diakonenstelle, die den Gemeinden eigentlich nicht zustehe, aber vom Superintendenten bis 2028 zugesagt sei.

Selbstständigkeit garantiert

Das vorgestellte Konzept beinhaltet das „verbundene Pfarramt“ als niederschwelliges Miteinander. Vorteil sei, dass die drei Kirchengemeinden selbstständig bleiben, einen eigenen Kirchenvorstand haben und Herr über die Finanzen sind. Die Aufteilung, so Lorenz-Holthusen, könnte so aussehen: eine halbe Stelle für Hunteburg, eine Dreiviertelstelle für Ostercappeln (mit jeweils einer Person und allen Tätigkeitsfeldern) und eine halbe plus eine Viertelstelle für Venne (mit zwei Personen). Die Diakonin könnte dann Projekte für alle drei Gemeinden übernehmen.

Die Frage: „Wie kommt das bei Ihnen an?“ beantwortete als erster Heinrich Thelker (Venne). Er bezeichnete das Modell als schön, kritisierte aber, dass immer mehr Leistung der Kirche verloren gehe. Er forderte: „Wir müssen nachdenken, was für die Menschen gut ist, nicht für den Haushalt.“ Ein weiterer Wortbeitrag machte deutlich, dass das Modell nur funktionieren könne, wenn genügend Leute in den Kirchenvorständen mitarbeiten.

Lorenz-Holthusen verwies darauf, dass aus Sicht der Venner die größte Veränderung anstehe. Die Gemeinde bekäme keinen Pastor vor Ort, es seien die beiden Nachbargeistlichen zuständig.

Kirchenvorstände entscheiden über das Wie

Ein Dankeschön hatte Martin Schütz (Hunteburg) parat: „Danke, dass Sie sich Gedanken um die Zukunft der Gemeinden gemacht haben.“ Er fügte hinzu: „Ob jeder bekommt, was er gern hätte, ist schwierig.“ Annalena Beeke (Kirchenvorstand Venne) sagte: „Die Variante des verbundenes Pfarramtes ist die einzige Möglichkeit, für Venne und Hunteburg einen Pastor zu bekommen.“ Anke Kusche erläuterte: „Verbund bedeutet, dass zwei Personen für drei Kirchengemeinden arbeiten. Wie das ablaufe, entscheiden die Kirchenvorstände, werde nicht von der Kirchenleitung vorgeschrieben.“

Genaue Formulierung in der Ausschreibung

Eine Frage beschäftigte die Zuhörer. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, trotz des Pastorenmangels einen Pastor zu bekommen? Kusches Antwort: „Wesentlich größer als eine halbe Stelle zu besetzen.“ Clas Schafstall (Kirchenvorstand Hunteburg) formulierte die entscheidende Frage: „Wie schaffen wir es, dass jemand sagt: Ich gehe nach Venne/Hunteburg/Ostercappeln?“ Pastorin Lorenz-Holthusen betonte: „In der Ausschreibung der Pastorenstelle muss deutlich werden, wie sich die Gemeinden die Arbeit vorstellen. Je genauer formuliert wird und je machbarer das Konzept erscheint, desto größer ist die Chance auf Bewerbungen.“

Wie geht es weiter? Die Gemeindeversammlungen finden in Venne und Hunteburg am Sonntag, 24. September, nach dem Gottesdienst statt, in Ostercappeln am 1. Oktober nach dem Erntedankgottesdienst. Danach soll in den Kirchenvorständen zügig die „pfarramtliche
Verbindung“ der drei Gemeinden beschlossen werden. Die Ausschreibung der Pfarrstelle könnte dann der Kirchenkreisvorstand im November auf den Weg bringen.

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