Amseln, die ein wenig gescheckt sind, sieht man gar nicht so selten. Eine gelbe Amsel wie die im Garten von Beate Erdmann ist aber eine Besonderheit. Diese Laune der Natur nennt man Isabellismus.
Pigmente sind die Farbstoffe, die bei Mensch und Tier die Farbe von Augen, Haut und Haaren bzw. Fell und Federn bestimmen. Melanin ist dabei das Pigment für die Schwarzfärbung von Haaren und Federn und es schützt die Haut vor schädlichen UV-Strahlen.
Schon Aristoteles im alten Griechenland war aufgefallen, dass es bei Amseln Weißfedrige gibt. Leuzismus oder Teilalbinismus nennt man diese Besonderheit. Auch beim Haarwild gibt es Melaninmangel. Vor Jahren war im Landkreis Osnabrück eine weißgescheckte Ricke unterwegs, die wiederum gescheckte Kitze zur Welt brachte. In Nordschweden treten immer wieder weißgeschekte Elche auf.
Echte Albinos, also Tiere mit roten Augen, sind in er Natur hingegen äußerst selten. Der Bambusbäralbino, der jetzt in China entdeckt und fotografiert wurde, ist eine absolute Sensation. Auch zu viel Melanin, Melanismus, ist gar nicht so selten bei Rehwild. Sogar sein Hinterteil, der Jäger sagt Spiegel, ist dann pechschwarz.
Schlecht getarnt
Pigmentstörungen sind wohl genetisch bedingt. Dieses Amselmännchen im Garten von Beate Erdmann in Nordhausen ist etwas Besonderes und Seltenes, denn ihm fehlen mehrere Pigmente. Seine Gelbfärbung nennt man Isabellismus, ein Begriff, der auch zur Charakterisierung der Gelbfärbung im Deckhaar eines abnorm gefärbten Pferdes herangezogen wird und der auf den Farbton "isabellfarben" hinweist.
Der creme-gelbe Farbton geht auf die spanische Prinzessin Isabella zurück. Sie gelobte, ihr weißes Hemd nicht eher zu wechseln, als bis ihr Ehemann, Albrecht von Habsburg, die von ihm belagerte Stadt Ostende erobert habe. Drei Jahre – von 1601 bis 1604 – dauerte die Belagerung und man kann sich vorstellen, dass Isabellas Hemd nach so langer Zeit nicht mehr blütenweiß gewesen sein wird.
Ob das auffällige Amselmännchen überhaupt drei Jahre leben wird? In der freien Natur würden leuzistische Tiere schnell von Beutegreifern erspäht werden, deswegen findet man sie fast nur in Siedlungsgebieten. Gleichwohl bietet auch die Nähe zum Haus keinen vollständigen Schutz vor dem Sperber. Eines wird aber klar: Auch im eigenen Garten kann man spannende Vogelbeobachtungen machen.