vbu Osnabrück Bundesweit wurde am Freitag der Drogentoten gedacht. Auch in der Osnabrücker Gertrudenkirche fand eine Zeremonie statt.
In Osnabrück und Umgebung sind in den vergangenen zwölf Monaten acht Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben. Und es gebe sicher weitere, unbekannte Opfer, sagte Hartmut Heyl. Der Pastor und Psychiatrieseelsorger am Ameos-Klinikum hielt den Gottesdienst gemeinsam mit dem Diakon und Caritas-Ratsvorsitzenden Gerrit Schulte. Angehörige, Freunde und Suchtberater füllten die Gertrudenkirche ab 17 Uhr fast vollständig.
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Heyl wusste aus seiner Arbeit: „Viele von denen, die wir heute verabschieden, waren schweineeinsam – und machten sich auch einsam.“ Er forderte auf, mit Betroffenen in einen Dialog zu treten.
Das riet auch eine Besucherin, die anonym bleiben wollte, vor Beginn des Gottesdienstes: „Drogenkonsum ist so ein Tabuthema, Familien wollen das oft verschweigen.“ Die 38-Jährige wusste, wovon sie sprach: Ihre Schwester starb vor acht Jahren an den Folgen ihrer Alkoholabhängigkeit – mit 26 Jahren.
Betroffene nicht auf Abhängigkeit reduzieren
Die Frau führte die Probleme zurück auf sexuelle Gewalt durch Familienmitglieder während ihrer Kindheit. „Und später konnte meine Schwester nie Nein sagen“, erzählte sie. Als ihre Schwester deshalb in eine Ehe geraten war, begann sie zu trinken. Doch ihre Abhängigkeit hatte sie stets geleugnet.
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Einen Grund dafür nannte Conrad Tönsing, Leiter der Geschäftsbereiche Suchtprävention und Rehabilitation bei der Caritas: Stigmatisierung. „Drogengebraucher sind aber Menschen wie du und ich, die an einer Krankheit leiden“, erklärte er zum Abschluss des knapp einstündigen Gottesdienstes. Die Sucht sei kein selbst gewähltes Schicksal. Er wünschte sich, dass die Betroffenen als Menschen wahrgenommen, anstatt auf ihren Konsum reduziert werden. Passenderweise lautete das diesjährige Motto des Gedenktages: Menschenrechte auch für Drogengebraucher.
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Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Konzert im Café Kommunitas statt, auf dem der „Abseits?!“-Chor und die Gruppe „Freiwilliger Vorruhepunk“ auftraten. Organisiert wurde die Osnabrücker Gedenkveranstaltung vom Drogenhilfenetzwerk, zu dem diverse Vereine und Verbände gehören, die sich mit der Thematik beschäftigen.
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