Da staunt der Laie und der Feuerwehrmann wundert sich: Im neuen Westerkappelner Feuerwehrgerätehaus gibt es keine Brandmeldeanlage – aus Kostengründen. Ist da vielleicht am falschen Ende gespart worden? Die Wehrführung hält den Einbau für sinnvoll. Die Gemeindeverwaltung ist anderer Meinung.
Rund 7,4 Millionen Euro hat die Kommune für das neue Gerätehaus investiert. Dazu kommen noch einmal Möbel und andere Einrichtungskosten im Wert von annähernd einer Viertelmillion Euro. Sollte es richtig brennen, käme wahrscheinlich ein immenser Schaden zusammen. Sollte eine Brandmeldeanlage da keine Selbstverständlichkeit sein?
„Wer hat das so entschieden?“, fragte Ulla Kropf (SPD) in der jüngsten Ratssitzung. Ihre Fraktion hatte die neue Feuerwache im Vorfeld besichtigt und dabei auch von der fehlenden Brandmeldeanlage Kenntnis bekommen. „Da stehen doch erhebliche Werte in der Halle“, gab Kropf zu bedenken.
Brandmeldeanlage ist dort nicht verpflichtend
Die Verwaltung sieht keine Erfordernis, zumal auch die Versicherung keine Brandmeldeanlage fordere, wie Katharina Schiller, Leiterin des Geschäftsbereichs Bauen-Planen-Infrastruktur, zu dieser Anfrage erläuterte. Dabei argumentierte sie in erster Linie aus baurechtlicher Sicht: Die Landesbauordnung unterscheide zwischen Gebäuden und Sondergebäuden. „Alles, was nicht Wohnung ist, ist Sondergebäude“, sagte Schiller. Das Feuerwehrgerätehaus sei zwar ein Sonderbau, aber zähle zu der Kategorie, für die Brandmeldeanlagen nicht verpflichtend seien. „Auch Schulen müssen keine Brandmeldeanlagen haben“, erklärte die Bauamtsleiterin.
Soweit die juristische Seite. Was die finanzielle betrifft, binde man sich mit der Installation einer Brandmeldeanlage „unheimlich viele Verpflichtungen an den Hals“, meinte Schiller. So müssten alle Aufzüge und Rauchmelder angeschlossen werden. Es sei mit Fehlalarmen zu rechnen, die bei der Feuerwehrleitstelle des Kreises aufliefen. „Das kostet Unmengen Geld.“
Rauchmelder sind installiert
Brandmeldeanlagen dienten in erster Linie nicht dem Objekt-, sondern dem Personenschutz, gab die Bauamtschefin zu bedenken. Es gebe überdies Rauchmelder im Gebäude. Die Alarmierung laufe im Brandfall direkt bei der Feuerwehr auf. Das alles sei so mit der Feuerwehr abgestimmt worden.
„Das stimmt leider nur zur Hälfte“, entgegnet Gemeindebrandinspektor Ingo Bünemann auf Nachfrage. Zutreffend sei, dass die Feuerwehr mit der Verwaltung über das Thema gesprochen habe.
„Als wir in die Planung gegangen sind, haben wir gesagt, dass es schön wäre, wenn wir eine Brandmeldeanlage hätten“, so der Wehrführer. Zum einen könne diese zu Ausbildungszwecken genutzt werden. Schließlich wird die Feuerwehr immer wieder zu Einsatzstellen gerufen, wo Brandmeldeanlagen ausgelöst wurden. Nicht selten kommt dies im Industriegebiet Velpe vor und nicht selten handelt es sich um Fehlalarme, wie den Einsatzprotokollen der Feuerwehr zu entnehmen ist.
Was, wenn die Feuerwehrautos abbrennen?
„Zum Zweiten stehen erhebliche Werte im Gerätehaus“, gibt auch Bünemann zu bedenken. Zwar gebe es Rauchmelder im Gebäude, wenn die auslösen, bekomme die Feuerwehr davon aber erst einmal nichts mit. Und wenn es dann brenne, könnten bereits Fahrzeuge in Flammen stehen. „Von der Versicherung bekommen wir nur den Zeitwert und nicht den Neuwert ersetzt“, erläutert der Gemeindebrandinspektor. Abgesehen davon: Die Lieferfrist für neue Fahrzeuge betrage mindestens zwei Jahre. „In so einem Fall müssten wir sehen, ob wir irgendwo gebrauchte Fahrzeuge herbekommen.“
Die Versicherung verlange lediglich eine Einbruchmeldeanlage, berichtet Bünemann weiter. Der Hersteller der Technik habe jedoch mitgeteilt, dass sich diese mit einer Brandmeldeanlage kombinieren lasse – einschließlich der Vernetzung mit allen Rauchmeldern. „Wir kannten das System vorher nicht“, sagt Bünemann.
Er habe sich deshalb ein Angebot der Firma geben lassen und sei damit zur Verwaltung gegangen. Dort habe man ihm bedeutet, dass solche Investitionen aus wirtschaftlicher Sicht verhältnismäßig sein müssten. „Nach unserer Meinung rechnet sich eine Nachrüstung“, meint der Wehrführer. Diese koste laut Angebot um die 10.000 Euro.
„Das ist eine kostengünstige Sache“
Wird in das Gerätehaus eingebrochen, laufe die Meldung zuerst bei ihm und dann bei seinem Stellvertreter Thorsten Schmidt auf. Bei der vorgeschlagenen Lösung mit der Kopplung einer Brandmeldeanlage werde das dann genauso sein. „Das ist eine kostengünstige Sache.“ Die Alarmierung laufe eben nicht über die Leitstelle des Kreises. „Das wäre die teure Lösung“, bestätigt Bünemann.
Der Rat wurde über den Vorschlag der Feuerwehr nicht informiert. Auch Bürgermeisterin Annette Große-Heitmeyer erklärte, dass „wir in den Workshops alles mit der Feuerwehr besprochen haben“. Erst im Nachgang sei dann die Frage gekommen, ob nicht eine Brandmeldeanlage nachgerüstet werden könne.