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Angepasster Corona-Impfstoff kommt Bricht ab 18. September das Chaos in den Arztpraxen der Region Osnabrück aus?

Von Jean-Charles Fays | 16.09.2023, 06:15 Uhr 22 Leserkommentare

Zum Auftakt der Herbst-Impfkampagne mit dem angepassten Corona-Impfstoff von Biontech rechnet der Deutsche Hausärzteverband mit Chaos für die Praxen. Hintergrund ist, dass das an die aktuellen Corona-Varianten angepasste Vakzin nicht in Einzeldosen erhältlich ist. Doch bricht in den Arztpraxen der Region bald wirklich das organisatorische Chaos aus? Wir haben nachgefragt.

Die gute Nachricht ist: Wenn der auf die aktuelle Omikron-Subvariante XBB.1.5 angepasste Impfstoff bei den Apotheken rechtzeitig bestellt wurde, wird dieser nach aktueller Planung bereits am Montag, 18. September, in die Praxen der Region geliefert. „Wir werden wieder im organisatorischen Overkill enden, wenn wir jedes Mal, wenn eine Biontech-Impfung notwendig ist, entweder schnell fünf weitere Impflinge organisieren, die Impfung verschieben oder fünf Impfdosen wegschmeißen müssen“, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth, dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Das Problem: Aktuell müssen die Dosen laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung innerhalb von zwölf Stunden nach Anbruch des Fläschchens verwendet werden.

Mit Impfzeiten gegen Impfstoff-Verschwendung

Der Osnabrücker Hausarzt und Vorsitzende des Hausärzteverbands im Bezirk Osnabrück, Dr. Uwe Lankenfeld, ist dennoch relativ gelassen und sagt unserer Redaktion, natürlich sei es „schade, dass der Impfstoff nach wie vor nicht in Einzeldosen ausgeliefert wird, sondern in Fläschchen mit sechs Dosen.“ Allerdings glaubt er, dass die Nachfrage nach dem Impfstoff, der auch gegen die sich ausbreitende Coronavirus-Variante „Eris“ wirksam sein soll, so groß sein wird, dass er durchaus die sechs Dosen pro Fläschchen verabreichen kann. Er plant, in seiner Gemeinschaftspraxis am Osnabrücker Westerberg konkrete „Impfzeiten“ vorzugeben. Diese könnten etwa nachmittags von 15 bis 16 Uhr sein. „Es muss eben in den Praxisablauf passen“, so der Mediziner.

Gegen Corona und Grippe: Kombinierte Impfung für höhere Impfquote

Mit einer ausreichenden Nachfrage für den Corona-Impfstoff rechnet er auch, weil er kombinierte Impfungen gegen Grippe und Covid-19 – also die Krankheit, die das Coronavirus verursacht – anbieten möchte, um eine höhere Impfquote zu erreichen. Diese sogenannte „Simultanimpfung“ ist gemäß Empfehlung der Ständigen Impfkommission zugelassen. Dadurch, dass die Nachfrage nach der Influenza-Impfung insbesondere bei Personen ab 60 Jahren im Oktober und November erfahrungsgemäß relativ hoch ist, geht Lankenfeld offenbar davon aus, dass viele, die zu den sogenannten Risikogruppen zählen, sich gleichzeitig auch für eine Covid-19-Impfung entscheiden.

Personengruppen mit erhöhtem Risiko empfiehlt die Stiko in einem Mindestabstand von zwölf Monaten zur letzten Impfung eine weitere Corona-Auffrischimpfung. Lankenfeld kündigt an, auf Wunsch auch jene mit dem angepassten Corona-Impfstoff zu impfen, die nicht zur Risikogruppe gehören. Allen gesunden Menschen zwischen 18 und 59 Jahren, die bereits drei sogenannte „Antigenkontakte“ hatten, empfiehlt die Stiko aber lediglich eine „Grundimmunisierung“. Übersetzt heißt das: Diejenigen, die zweimal geimpft wurden und eine Corona-Infektion durchgemacht haben, benötigen laut Stiko keine weitere Auffrischungsimpfung.

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Allen Personen ab 18 Jahren empfiehlt die Stiko eine Basisimmunität bestehend aus drei sogenannten „Antigenkontakten“. Darunter versteht die Ständige Impfkommission eine Impfung oder Infektion. Allerdings werden mindestens zwei Impfstoffdosen empfohlen. Zudem rät die Stiko Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Covid-19-Verläufe zu weiteren Auffrischimpfungen. Zu dieser Risikogruppe zählen Personen ab 60 Jahren, Personen ab dem Alter von 6 Monaten mit relevanten Grundkrankheiten, Bewohner in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit einem erhöhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko – etwa medizinisches oder pflegerisches Personal – sowie Familienangehörige und enge Kontaktpersonen von Personen unter immunsuppressiver Therapie, die durch eine Covid-19-Impfung selbst nicht sicher geschützt werden können. Diese sollten demnach im Abstand von mindestens zwölf Monaten zum letzten Antigenkontakt, vorzugsweise im Herbst, geimpft werden. Quelle: RKI

Bei Spontan-Impfungen müsste mehr Impfstoff weggeschmissen werden

Der Hausarzt Dr. Christian Unnewehr aus Osnabrück-Sutthausen sieht durch die Impfungen mit dem neuen Biontech-Impfstoff zwar „einen gewissen Mehraufwand“. Allerdings könne dieser gut geplant werden, da die Osnabrücker Gemeinschaftspraxis „Ihre Hausärzte“ mit der Organisation von Corona-Impfungen ja mittlerweile Routine habe.

Das vom Deutschen Hausärzteverband befürchtete organisatorische Chaos sieht Unnewehr nicht. Das Prozedere der Impfung sei bekannt. Einziges Manko ist demnach, dass die Anzahl der Impfwilligen nun deutlich geringer sein werde. Die Hausärzte der Gemeinschaftspraxis werden feste Termine anbieten, da der Impfstoff zuvor noch vorbereitet werden muss. Bei „Spontan-Impfungen“ hingegen wäre die Quote an potenziell wegzuwerfenden Dosen nach seiner Einschätzung sicherlich größer.

Vereinbarte Impftermine müssen eingehalten werden

Die Leiterin des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Dissen, Dr. Karin Bremer, rät allen Risikopatienten, sich im Herbst erneut gegen Grippe und Corona impfen zu lassen. Ähnlich wie Lankenfeld bietet auch Bremer an, Grippe- und Coronaschutzimpfungen zeitgleich durchzuführen: „Das spart für alle Zeit und schafft Sicherheit für den Winter.“ Da nun auch der angepasste Biontech-Impfstoff weiterhin in Fläschchen für sechs Personen geliefert werde, sei es „sehr wichtig, dass vereinbarte Impftermine eingehalten werden, damit kein Impfstoff verfällt“.

Für Hausärztinnen und Hausärzte mit großen Teams wie im MVZ Dissen bedeute die Arbeit mit den Fläschchen mit sechs Dosen „einen enormen logistischen Aufwand“. Das Versorgungszentrum biete feste Impfzeiten in der Sprechstunde an. Bremer erläutert: „So können wir ohne Chaos alle Impfwilligen zeitnah mit der Grippe- und der Coronaschutzimpfung versorgen.“

22 Kommentare
Brigitte Pelkmann 59531
Herr Blümel, Können Sie mir denn jetzt meine Fragen beantworten mit Fakten ohne Schlagwörter zu benutzen? Schaffen Sie das?? Bei den Grippe Schutzimpfung gab es auch nicht so viele Gravierenden Impfschäden . Ich kenne persönlich trotzdem viele,die durch diese Impfung erst richtig an Grippe krank geworden sind und sich nicht wieder diese Grippe Impfung geben lassen.Kenne aber auch jemanden de...