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Schuhhändler muss sparen Hamm-Reno-Gruppe entlässt 130 Mitarbeiter

Von Wilfried Hinrichs | 20.06.2017, 16:47 Uhr

Die Hamm-Reno-Gruppe, Deutschlands zweitgrößter Schuhhändler mit Hauptsitz in Osnabrück, baut massiv Stellen ab. Die Logistik in Osnabrück wird geschlossen, 130 der 340 Arbeitsplätze in Osnabrück fallen weg.

„Im Zuge der strategischen Neuausrichtung konzentriert die Hamm Reno Group (HR Group) den Bereich der Logistik am Standort Thaleischweiler-Fröschen in Rheinland-Pfalz. In Folge dessen wird die Logistik am Standort in Osnabrück geschlossen und nach Thaleischweiler-Fröschen verlagert“, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die Verlagerung der Logistik sei eine von mehreren Maßnahmen, um sich im hart umkämpften Schuhmarkt erfolgreich zu positionieren. „Wir werden nur dann für die Zukunft gerüstet sein, wenn wir robust aufgestellt sind sowie schnell und flexibel im Markt agieren können“, sagt Wolfram Hail, seit März Vorsitzender der Geschäftsführung.

Ende der Doppelstrukturen

Die beiden parallel bestehenden Standorte für die Logistik seien auf Dauer betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll. Diese Doppelstruktur resultiere noch aus der Fusion des Familienunternehmens Hamm in Osnabrück mit dem Schuhfilialisten Reno aus dem Jahr 2005.

Sozialplan

Die Geschäftsleitung stehe im Dialog mit dem Gesamtbetriebsrat, um „im Interesse des Unternehmens und aus Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern eine bestmögliche sozialverträgliche Lösung zu finden“. Die Verhandlungen über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan würden in Kürze starten. Außerdem habe die Geschäftsführung der HR Group Kontakte zu Unternehmen aus der Region hergestellt, die Personal suchen.

Über die künftige Nutzung des Hochregallagers in Lüstringen wird nach Unternehmensangaben bereits mit Logistik- und Speditionsunternehmen verhandelt. Einen Teil wird ein Online-Kaufhaus ab Mitte August 2017 nutzen.

Mehrere Standbeine

Die Hamm-Reno-Gruppe hatte den Schuheinzelhandel unter dem Reno-Dach vor einigen Jahren erheblich ausgebaut. Zu Spitzenzeiten betrieb Reno etwa 600 Läden in Deutschland. Inzwischen ist die Zahl auf etwa 400 gesunken. Der Schuhhandel steht unter Druck. Der Gesamtumsatz stagniert seit einigen Jahren, zugleich setzen die Onlineanbieter dem stationären Handel massiv zu.

Der Verkauf an Endkunden (in der Fachsprache „Retail“) ist eines von drei Standbeinen der Hamm-Reno-Gruppe. Große Hoffnungen setzt das Unternehmen auf das Systemgeschäft („Wholesale“). Hamm-Reno kooperiert mit Metro, Real, Adler und ab September mit C&A. Die Partner stellen in ihren Geschäften die Flächen zur Verfügung, die der Osnabrücker Schuhgroßhändler auf eigene Rechnung bespielt. Von großer Bedeutung ist die gerade erst fixierte Kooperation mit dem Textilriesen C&A. In 300 der insgesamt 1500 C&A-Filialen wird Hamm-Reno ab Herbst die Schuhabteilungen übernehmen. Hamm-Reno hofft, die Partnerschaft mit C&A langfristig ausdehnen zu können und dass dieses Kooperationsmodel in der Branche weiter Schule macht.

Neuer Geschäftsführer

Wolfram Hail hat erst im März den Vorsitz der Geschäftsführung (CEO) in der Hamm-Reno-Gruppe übernommen. Der 59-Jährige war zuvor geschäftsführender Direktor des Schuhhändlers Deichmann, der Nummer 1 auf Deutschlands Schuhmarkt. Sein Vorgänger Matthias Händle war nach offiziellen Angaben wegen „unterschiedlicher Auffassung über die strategische Neuausrichtung der Unternehmensgruppe“ ausgeschieden.

2016 verkauft

2016 hatten die damaligen Hamm-Reno-Eigentümer – der ehemalige Metro-Manager Siegfried Kaske, die Osnabrücker Familie Hamm sowie Geschäftsführer und Mitgesellschafter Händle – die HR Group an Investoren verkauft. Dem Gesellschafterkreis der HR Group gehören nach dem Verkauf des Unternehmens im Jahr 2016 der Finanzinvestor und Mehrheitsgesellschafter capiton AG, minderheitlich der türkische strategische Gesellschafter Flo (vor Umfirmierung Ziylan), das Managementteam und der Beiratsvorsitzende Peter M. Wolf an.

Die HR-Group beschäftigt 4070 Mitarbeiter, davon 340 in Osnabrück und 310 in Thaleischweiler-Fröschen. Der Umsatz im Einzelhandel liegt nach Unternehmensangaben bei über 550 Millionen Euro.

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