Dass der Osnabrücker Dom nicht nur ein Ort des Glaubens und der Besinnung ist, sondern auch zahlreiche Berufe beherbergen kann, lernten Teilnehmer der diesjährigen Herbstakademie Osnabrück an drei Tagen im Diözesanmuseum. „Kirche, Kunst, Kultur – Kultur rund um den Dom“ versagte sich dabei schulischer Theorie und ließ die Schülerinnen mit Hammer und Stechbeitel auch selber künstlerisch aktiv werden.
„Es geht ein bisschen darum, den schulischen Alltag aufzubrechen“, erklärte Jessica Löscher von der Kulturabteilung des Bistums Osnabrück, „dass die Schüler Erfahrungen machen, die sie in der Schule nicht machen können“. Deshalb drehte sich das Programm des Kursangebotes zum Thema Theologie und Kultur „rund um den Dom“, mit all seinen Facetten und Berufen. Das Archiv, das Museum und auch der Dom selbst als Ort des Glaubens, aber auch als Ort der Kunst und Kultur, waren Stationen an den drei Tagen.
Im Vorfeld wurde ein Fragenkatalog erstellt, um auf die individuellen Fragen und Wünsche der Schülerinnen eingehen zu können. Mit fünf Teilnehmerinnen war es einer der kleineren Kurse, der gemeinsamen Arbeit tat dies jedoch keinen Abbruch, eher im Gegenteil: „Es ist auch sehr schön, so können wir viel intensiver arbeiten, alle können sich einbringen und mitdiskutieren“, so Löscher.
Höhepunkt bildete der praktische Teil, bei dem die Gymnasiastinnen die gewonnenen Eindrücke der vergangenen Tage als Bildhauer in kreative Energie umsetzen durften. Skulpturen, Maserungen, Ornamente – der freien Gestaltung der Gesteinsblöcke wurden keine Grenzen gesetzt. Unter dem Thema „Objekt und Raum“ sollten die Ergebnisse lediglich einen Bezug zum Künstler selbst aufweisen.
Begleitet werden die Teilnehmer neben Jessica Löscher von Melanie Coti, freie Mitarbeiterin des Museums und Sandra Budde als Kunstlehrerin des Gymnasiums Bersenbrück. Mit einer Lehrkraft und einem Mitarbeiter der jeweiligen Einrichtung war auch immer ein Experte des Kursthemas anwesend, erklärte Reinhard Fulge, Projektinitiator und stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums „In der Wüste“.
Wie hat es den Schülerinnen gefallen? „Sehr gut“, gab Johanna Bredol zu verstehen, „das Praktische ist auf jeden Fall das Highlight der drei Tage.“ Mit ihren Prüfungsfächern Theologie und Kunst fühlte sie sich in diesem Kurs bestens aufgehoben, sie entschied sich aber auch aus eigenem Interesse für das Angebot des Diözesanmuseums: Schließlich gestaltete sie ein Relief, das sich an den Mustern am Dom orientiert.
Bereits seit 2002 gibt es die Herbstakademie Osnabrück . Drei Tage ihrer Herbstferien opfern Schüler der Jahrgangsstufen 11 und 12, um einen Blick in die Welt nach dem Abitur zu werfen. Aus insgesamt zwölf Kursangeboten aus den Bereichen Lebensmittelwissenschaft, Jura, Bildende Kunst, Systemwissenschaft, Geschichte, Mathematik, Englisch, Informationsmanagement, Biologie, Europäische Studien, Technik und eben auch Theologie/Kultur können wissbegierige Gymnasiasten wählen und erste Gehversuche auf Studien- und Berufswegen wagen.
Rund 120 Teilnehmer kann das Kooperationsprojekt von acht Gymnasien aus dem Osnabrücker Land, Hochschule und Universität sowie Stadt und dem Landkreis Osnabrück verzeichnen. Besonders bedankte sich Fulge bei der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte für die Unterstützung. Die Ergebnisse der Projekttage werden gemeinsam an einem Präsentationstag vorgestellt. „Mit einer Ausstellung der fertigen Arbeiten probieren wir mal etwas Neues, weg von der ganz klassischen Präsentation“, sagte Löscher. Vielleicht ist das der Startschuss für angehende Kunststudenten.