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Raus aus dem Schulalltag Herbstakademie Osnabrück bietet Einblick in Berufswelt

Von David Hausfeld | 04.11.2015, 17:44 Uhr

Bei der 14. Herbstakademie Osnabrück haben Schüler im Kurs „Werkstofftechnik: Faszination Metalle – Herstellung und Schweißtechnik für die Mobilität von morgen“ an der Hochschule Osnabrück jetzt nicht nur die theoretische Basis im Umgang mit metallischen Werkstoffen gelernt, sondern durften auch selber den Schweißbrenner in die Hand nehmen. Ein Beispiel für das breite Programm des Ferien- und Orientierungsangebotes für Gymnasiasten.

Eigentlich will Chantal Moyzes Jura oder Finanzmanagement studieren, nach drei Tagen im Werkstofftechniklabor der Hochschule fragte sich die Zwölftklässlerin allerdings, ob sie nicht vielleicht doch auf Maschinenbau umsattelt. Zunächst müsse sie die Eindrücke aber erst einmal sacken lassen.

Eindrücke gab es einige. Mit der Schutzbrille und Handschuhen in der Schweißkabine durften die Schüler selber die Techniken der Wärmebehandlung erlernen, ebenso wie die optische Prüfung fertiger Schweißnähte unter dem Licht- und Elektronenmikroskop. Einen Tag verbrachten die neun Teilnehmer im Osnabrücker VW-Werk und beobachteten den Einsatz metallischer Werkstoffe bei der Produktion des Porsche Cayman aus nächster Nähe.

Auf die Feinheiten kommt es an

Damit metallische Werkstoffe den hohen Beanspruchungen im Alltag standhalten, bedarf es der richtigen Feineinstellungen auf mikroskopisch kleiner Ebene. Das ließ sich Reinhardt Fulge, stellvertretender Schulleiter am Gymnasium „In der Wüste“ und Mitinitiator der Herbstakademie, direkt von den neuen Werkstoff-Experten erklären. Diese ließen sich durch die immer tiefer bohrenden Fragen des Lehrers nicht aus der Ruhe bringen und demonstrierten eindrucksvoll das Gelernte. Festigkeit, Sprödigkeit, Elastizität – die Eigenschaften von verschiedenen Metallen wie Aluminium oder Stahl erklärten die Forscher fachsicher anhand eigens ermittelter Prüfergebnisse.

Weibliche Mehrheit

Obwohl das Studienfach Werkstofftechnik und der fachnahe Maschinenbau eher männlich dominiert sind, lockte der Kurs mit fünf Schülerinnen von insgesamt neun Teilnehmern aus den zehnten und zwölften Klassen sogar eine weibliche Mehrheit an. „Obwohl ich nicht sehr autointeressiert bin, fand ich vor allem den Besuch bei VW sehr spannend“, sagte Velina Ernst. In der Schule ist sie im Chemie-Leistungskurs, da sei die Wahl für das Angebot zur Werkstofftechnik naheliegend gewesen. Der Zehntklässler Theo Amelingmeyer war mit der Erwartung gekommen, Schweißen zu lernen. Diese wurde noch übertroffen: „Es war sehr interessant, die ganzen professionellen Techniken anzuwenden“, sagte der Gymnasiast.

Tüfteln und Lernen in den Ferien

Seit 2002 gibt es die Herbstakademie Osnabrück . Aus insgesamt zwölf Kursangeboten aus verschiedenen Disziplinen konnten lernfreudige Gymnasiasten wählen und erste Gehversuche auf Studien- und Berufswegen wagen, darunter Informationsmanagement, Bildende Kunst, Verfahrenstechnik, Mathematik/ Informatik/ Wirtschaft, Theater, Geographie, Werkstofftechnik, Geschichte, Englisch, Systemwissenschaft, Soziale Arbeit und Biologie. Rund 127 Teilnehmer tauschten drei Tage ihrer Herbstferien gegen Tüfteln und Lernen in der Herbstakademie und einen Ausblick für die Zeit nach dem Abitur. Die Herbstakademie ist ein Kooperationsprojekt von derzeit vier Gymnasien aus der Region Osnabrück sowie Hochschule und Universität Osnabrück.

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