Ein Artikel der Redaktion

Osnabrücker Klimaallianz Kampfansage an „radikale Minderheit der Autofahrer“

Von PM. | 29.10.2015, 18:14 Uhr

Die Osnabrücker Klimaallianz fordert die Politik auf, einer „kleinen radikalen Minderheit der Autofahrer“ in Osnabrück nicht nachzugeben und endlich eine Verkehrswende einzuleiten.

„Die Note 4 für die Flüssigkeit des Autoverkehrs auf dem Wall ist eine Note 6 für die Klimaschutzbemühungen in Osnabrück“: So beurteilt die Osnabrücker Klimaallianz (OK) die Ergebnisse einer Studie über den Wall-Verkehr . In der Definition der Allianz ist „Verkehr“ mehr als nur der Autoverkehr, über dessen Verlangsamung jetzt „gejammert“ werde. „Der Autoverkehr erstickt an seiner eigenen Zunahme – und nebenbei erstickt er Menschen und Lebensqualität mit seinen Abgasen, ob mit oder ohne manipulierte Software“, heißt es in der Stellungnahme der Klimaallianz.

Die Autofahrer heulen auf

Die OK erinnert an mehrere Ratsbeschlüsse im Rahmen der Lokalen Agenda, die eine nachhaltige Verkehrspolitik zum Ziel haben. Eigentlich habe längst der Umweltverbund gestärkt werden sollen, also das Zufußgehen, das Radfahren und der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV). „Stattdessen ist das Autofahren in Osnabrück kaum beeinträchtigt, und eine kleine radikale Minderheit der Autofahrer heult laut auf, wenn der Neumarkt gesperrt oder am Hasetor eine Baustelle eingerichtet wird“, so die Klimaallianz.

95 Prozent weniger Kohlendioxid

Der Masterplan „100 Prozent Klimaschutz“ hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 95 Prozent Kohlendioxid und 50 Prozent Energie einzusparen. Das Ziel sei nur zu erreichen, wenn im gesamtstädtischen Verkehrsmix nicht mehr die Hälfte, sondern höchstens ein Viertel der täglichen Wege mit dem Automobil zurückgelegt werde. Schnell wären die Straßen wieder Bewegungs- und Erlebnisräume und keine Staustrecke, so die Klimaallianz. Dazu bedürfte es der Förderung der anderen Formen der Fortbewegung: breite Bürgersteige, ein sicheres Radwegnetz – auch auf den vorhandenen Fahrbahnflächen –, eine Busbeschleunigung in der Stadt und bessere ÖPNV-Angebote ins Umland für Pendler und Besucher.

„In den offiziellen Papieren der Stadt steht das alles schon seit Jahren. Ratsmitglieder haben dafür tapfer ihre Hand gehoben. Aber Papier ist geduldig.“Die Klimaallianz fordert, von der Theorie zur Praxis zu schreiten: Es ist endlich Zeit für eine Verkehrswende – auf dem Wall und überall.“

70 Testfahrten auf dem Wall

Verkehrsexperten aus Essen hatten im Auftrag der Stadt den Verkehrsfluss auf dem Wallring untersucht. Dazu schickten sie im Juli 2015 (vor Beginn der Bauarbeiten am Hasetor) Testfahrer zu insgesamt 70 Fahrten über den Wall. Zum Vergleich wurden Daten einer ähnlichen Testreihe von 2010 herangezogen. Das Ergebnis: Die Verkehrsqualität auf dem Wallring hat sich verschlechtert. In Schulnoten ausgedrückt rutscht der Wall im Durchschnitt von 3 auf 4 ab. Verkehrsingenieur Jörg Herold hält die Verkehrsqualität auf dem Wall für ausreichend. Dringenden Handlungsbedarf gebe es nicht. Nur in abendlichen Berufsverkehr sinke die Verkehrsqualität auf die Stufe E (Note 5) ab. Der Gesetzgeber gebe die Stufe D (Note 4, ausreichend) als „angestrebte Qualitätsstufe“ vor.

Video: Wall-Fahrt mit dem Stadtbaurat

TEASER-FOTO: