Seit mehr als zwei Monaten findet der Osnabrücker Wochenmarkt am Ledenhof übergangsweise am Dom statt. Manch ein Händler klagt über einen Kundeneinbruch. Wir haben nachgefragt, wie es läuft.
Während neben der Katharinenkirche und am Ledenhof die Baufahrzeuge rollen, geht es an diesem Donnerstag auf dem Markt am Domhof beschaulich zu: Im spätsommerlichen Sonnenschein schlendern Kunden über den Platz, trinken Kaffee und kaufen ein.
Zwar wirkt nach außen hin alles wie immer, doch im Inneren ist die Stimmung unter den Marktbeschickern ambivalent: „Zuerst war ich sehr euphorisch, weil hier mehr Platz ist. Der Markt sieht schön aus, finde ich, und er liegt zentraler“, erzählt Christa Jacob von der Hofkäserei Jacob. Doch sie werde an ihrem neuen Standort kaum wahrgenommen, beklagt die Käseverkäuferin.

Kunden suchen nach ihren Ständen
Die Neuordnung des Marktes am Dom ist für viele Händler ein Problem: Dadurch, dass viele Besucher an den großen Wochenmarkt am Samstag gewöhnt sind, würden die Kunden an den bereits bekannten Stellplätzen nach ihren Händlern schauen. „Ich stehe samstags genau gegenüber, und da suchen mich die Leute jetzt auch“, bestätigt Monika Zurwellen, die frische Eier und selbstgemachte Marmeladen verkauft. Manche Stammkunden würden einfach an ihrem Stand vorbeilaufen.
Die Aufteilung der Stände auf dem Wochenmarkt ist alles andere als willkürlich: Die Fleisch- und Fischverkäufer benötigen Starkstrom für ihre Kühltheken, doch die Anschlüsse gibt es nicht überall auf dem Platz.
Käse- und Obsthändler können ihre Ware nicht in der prallen Sonne aufbauen, auch hier muss Rücksicht genommen werden.

Bei dem Markt am Donnerstag kommt hinzu, dass die Straße um den Parkplatz am Dom herum werktags frei bleiben muss. Am Samstag können die Beschicker ihre Stände hingegen in zwei Reihen aufbauen.
Diese Umstände haben dazu geführt, dass die Verkaufswagen am Donnerstag anders verteilt sind, als am Samstag. Zudem sind am Donnerstag deutlich weniger Stände vor Ort.
Dennoch sind Jacob und Zurwellen optimistisch, dass der neue Standort am Ledenhof und auch der ihrer Stände sich bei den Kunden noch einprägen wird: „Das liegt bestimmt auch an der Urlaubszeit, das haben viele einfach nicht mitbekommen“, meint Zurwellen. „Im Grunde ist es ja ein schöner Markt. Ich bin ja froh, dass wir zum Dom durften.“

Kundeneinbruch bei Wickemeyer
Noch vor wenigen Wochen hat Händler Hajo vom Obsthof Wickemeyer diese Einstellung geteilt. Mittlerweile ist seine Stimmung jedoch gedämpft: „Völliger Einbruch“, sagt er und zuckt mit den Schultern. „Ich sags mal so: Gehen tut es immer. Aber wir sind so bei 60-70 Prozent von dem normalen Kundenaufkommen.“ Es fehlten die morgendliche Laufkundschaft und auch die umliegenden Berufstätigen, die am Ledenhof gerne eingekauft haben. „Ich sehe das gerade als ganz neuen Markt, der muss sich erstmal bewähren“, schildert der Obst- und Gemüsehändler.

Ein paar Stände weiter sind fast alle Stehtische von Lindes Café belegt. „Hier ist es fast so wie immer“, erzählt Mitarbeiterin Johanna Höhbusch. Zwar würden nun andere Kunden kommen, als zuvor am Ledenhof, aber die Zahl sei gleichgeblieben. Ein paar Stammkunden sind dem donnerstäglichen Ritual jedoch treu geblieben, darunter auch Dieter Wunsdorf: „Ich bin seit Jahren hier, bei Wind und Wetter. Das ist ein Ort der Begegnung“, findet er. Aber: „Der Ledenhof war gemütlicher! Kleiner und intimer.“

Am Obst- und Gemüsestand von Früchte Püning, mittlerweile übernommen von der Familie Königmann, erkundigt sich Kundin Karen Wortmann nach dem neuen Standort: „Zwei Jahre noch?“, fragt sie überrascht, als sie erfährt, wie lange der Donnerstagsmarkt noch am Dom stattfindet. Doch für sie hat der Umzug Vorteile: „Ich habe mein Büro direkt am Markt, das ist für mich richtig Luxus“, freut sich Wortmann.
Wochenmärkte in Osnabrück sind ein echter Schatz
Auf der anderen Seite der Verkaufstheke steht Sarah Könighaus und lobt die Osnabrücker Wochenmärkte voller Inbrunst: „Ihr habt hier einen echten Schatz!“, erklärt die Händlerin. „Es ist so toll, dass dieses Kulturgut hier mit so vielen Händlern noch funktioniert. Andere Städte lechzen danach!“ Anderenorts seien die Märkte längst nicht so vielfältig und gut besucht, berichtet Königmann, die auch in anderen Orten Niedersachsens mit ihrem Stand unterwegs ist. „Das ist so eine tolle Sache – wir waren sofort verliebt!“

Gemeinsam mit den anderen Händlern und der Stadt möchte sie die städtischen Wochenmärkte noch bekannter und attraktiver machen: Ein besserer Auftritt im Netz und auf Social Media, besondere Aktionen wie einen Herbstmarkt – „da kann man ja die Innenstadt mit einbeziehen, das ergibt bestimmt tolle Synergieeffekte“, ist die junge Frau überzeugt.
Bezogen auf den neuen Standort des Ledenhof-Markts meint Könighaus, es komme noch nicht so richtig ins Rollen: „Wenn man sich so mit den Händlern unterhält, ist es sehr schleppend, obwohl der Standort ja schon prädestiniert ist.“ Sie ist optimistisch, dass der neue Standort in Zukunft noch mehr Kunden anlocken wird.
Markt am Dom lockt neue Kunden

So wie Alina Thörner, für die der Marktbesuch am Donnerstag seit dem Standortwechsel zum Ritual geworden ist. „Ich wohne hier direkt in der Altstadt, deswegen ist das für mich perfekt“, so Thörner. Am Ledenhof sei sie auch zwischendurch gewesen, „aber nicht so konsequent wie jetzt.“ Ihr gegenüber an den Stehtisch gelehnt steht Frederike Albers, die gerne vorbeikommt, wenn es passt. „Vom Standort würde ich das gar nicht abhängig machen“, sagt sie.
Noch rund zwei Jahre wird der Markt am Dom stattfinden, plant die Stadt. Dann sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen und der neue Ledenhof fertiggestellt sein.