Das Jobcenter des Landkreises Osnabrück protestiert gegen Pläne der Bundesregierung, die Betreuung von Bürgergeldbeziehern unter 25 Jahren auf die Arbeitsagenturen zu übertragen. Auch Landrätin Anna Kebschull unterstützt die Kampagne.
„Wir, die Maßarbeit – das Jobcenter des Landkreises Osnabrück – sind für die jungen Menschen unter 25 Jahren da. Und wir wollen, dass das so bleibt!“ Mit diesen Worten wendet sich die MaßArbeit in den sozialen Medien öffentlich gegen die Haushaltspläne des Bundes, die Vermittlung und Betreuung der Bürgergeldbeziehenden unter 25 Jahren künftig von den Jobcentern auf die Arbeitsagenturen zu übertragen – „und damit vom steuerfinanzierten in ein beitragsfinanziertes System“, heißt es in einer Mitteilung.
Kebschull übt Kritik an Regierungsplänen
Landrätin Anna Kebschull drückte zum Start der Instagram-Kampagne #dein_jobcenter ihren Unmut über die in die Kritik geratenen Pläne des Bundes aus. „Alle wünschen sich Bürokratieabbau, Vereinfachung, Verschlankung. Über einen Verschiebungstrick auf Bundesebene vom SGB II zum SGB III wird auf den ersten Blick – für den Bundeshaushalt zumindest – Geld eingespart“, sagt Kebschull in einem Videobeitrag für die Kampagne.
„Auf den zweiten Blick findet eine Verkomplizierung von guten kommunalen Strukturen und Systemen statt.“ Das Jobcenter sei ein verlässlicher Partner für Jugendliche auf ihrer Suche nach einer beruflichen Zukunft, betonte die Landrätin zum Auftakt. Die bislang geleistete Arbeit der MaßArbeit ist nach Ansicht von Kebschull verantwortlich „für die sehr niedrige Jugendarbeitslosigkeitsquote von unter einem Prozent im Landkreis Osnabrück“.
Änderung nur zur finanziellen Entlastung des Arbeitsressorts?
Welche Konsequenz hätte die Umsetzung der Pläne der Bundesregierung? Für die jungen Menschen unter 25 Jahren hätte die Änderung laut Landkreis zur Folge, „dass für den Bezug des Bürgergelds zwar weiterhin die MaßArbeit zuständige Stelle wäre, die jungen Arbeitslosen sich jedoch für eine individuelle Unterstützung und Eingliederungsmaßnahmen sowie die Vermittlung an die Arbeitsagentur wenden müssten“. Bundesweit wären laut MaßArbeit etwa 700.000 Jugendliche betroffen. „Von dem Wechsel verspricht sich die Regierung eine Entlastung des Arbeitsressorts von rund 900 Millionen Euro“, heißt es in der Mitteilung.
MaßArbeit-Vorstand Lars Hellmers befürchtet negative Folgen für die jungen Menschen, sollten die Pläne in die Tat umgesetzt werden. Für jeden jungen Menschen im Bürgergeldbezug gebe es einen abgestimmten Eingliederungs- und Vermittlungsplan. Dabei gehe es oftmals um mehr als um die reine Vermittlung, erklärt Hellmers laut Mitteilung. Und weiter:
Kampagne zeigt Auswirkungen der Pläne
Welche Auswirkungen die Pläne aus Berlin noch auf die Arbeit vor Ort haben, das soll mit der Kampagne #dein_jobcenter gezeigt werden, die vom Landkreis Osnabrück unterstützt wird. Bis zur Entscheidung sollen jede Woche auf dem Instagram-Kanal der Maßarbeit Menschen zu Wort kommen, die unmittelbar von dem Wegfall der Leistungen durch die Maßarbeit betroffen wären, kündigt der Landkreis an. Dafür wurden laut Susanne Steininger, Bereichsleiterin Übergangsmanagement Schule-Beruf der MaßArbeit, Jugendliche interviewt, die von dort betreut wurden. Auch Unternehmen und soziale Einrichtungen, mit denen die Maßarbeit zusammenarbeitet, sollen zu Wort kommen.