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The Sound of Osnabrück Albert Ruppelt sammelt Tonträger in der „AudioGiveBox“

Von Thomas Wübker | 16.07.2019, 17:31 Uhr

Albert Ruppelt ist auf Spenden angewiesen. Er sucht Tonträger wie Schallplatten, CD’s oder Kassetten, um damit den Sound von Osnabrück zu kreieren. Ab Dienstag steht die „AudioGiveBox“ in der Stadtbibliothek am Markt, wo diese Tonträger eingeworfen werden können.

Der Münsteraner Albert Ruppelt ist in Osnabrück als DJ At bekannt. Er beschallt und co-moderiert die Poetry Slams in der Lagerhalle. In seiner Heimatstadt ist er als DJ, Partymacher, Musiker, Chef des Labels Trust in Wax und Produzent aktiv. Mit der „AudioGiveBox“ wagt er nun eine Art Blindflug. Das Ergebnis seiner Sammlung präsentiert er bei der Kulturnacht am 31. August.

Die Box funktioniert nach dem Prinzip der öffentlichen Bücherregale, wo jeder Bücher einstellen, aber auch heraus nehmen kann, erklärt Ruppelt. Zunächst sollen die Osnabrücker aber etwas geben.

Die „AudioGiveBox“ ist ein Kasten, der an ein Rednerpult erinnert. Das Herzstück ist eine Klappe, die geöffnet werden kann. Darin sollen die Tonträger deponiert werden. Wer alte Schallplatten, Kassetten oder CD’s besitzt, ganz gleich ob sie Musik, Hörspiele oder Vogelstimmen enthalten, kann sie in die Box werfen. Schließt sich die Klappe wieder, ertönt eine Stimme und sagt: „Danke, danke, Popanke.“ Apropos Stimme: Wer keine Tonträger einwerfen möchte, kann auch seine eigene Stimme spenden. Dafür ist ein Mikrofon auf der „AudioGiveBox“ angebracht.

Ruppelt erzählt, dass er die Box auf dem Deutschen Musikfest aufgestellt hat. Dort hätten einige Teilnehmer ihren Schützenverein gegrüßt, jemand hat etwas mit einem Synthesizer eingespielt und eine Frau hat eine Melodie gesungen. Auch beim Morgenland Festival hat Ruppelt gesammelt. Einige Musiker haben sich bereit erklärt, dass Ruppelt bei Konzerten und Proben mitschneiden durfte.

Das Sammeln ist die Grundlage für das, was am Ende als Ergebnis bei dem Projekt herauskommen soll. Ruppelt wird sich alle gespendeten Tonträger anhören und interessante Dinge daraus samplen. Das Sampling ist eine der Grundlagen moderner Musik. Angefangen hat es im Hip Hop-Bereich. Dort wurden zum Beispiel Rhythmen aus der Musik von James Brown oder anderen Soul-Größen wie auf einem Tonband aufgenommen und wieder und wieder wiederholt. Der Rapper sang darauf seine Reime. Heutzutage ist Sampling gang und gäbe. Eines der berühmtesten Beispiele ist Madonnas Sample des Abba-Hits „Gimme Gimme Gimme“ für ihr Stück „Hung up“. Ruppelt sagt, Sampling sei eine Art des musikalischen Ausdrucks. „Man kann aus bestehender Musik etwas bauen, aus dem neue Musik entsteht.“

Was bei Albert Ruppelt am Ende aus der „AudioGiveBox“ herauskommt, steht noch nicht fest – es könnte eine Collage oder ein Stück Musik sein. Ruppelt sagt, er sucht die Herausforderung. Er erzählt von einem Stück, dass er produziert hat, das aus 30 Elementen von verschiedenen Schallplatten besteht. Von der einen hat er eine Snare gesampelt, von einer Winnetou-Platte die Streicher und von einer Jennifer Rush-Single die Stimme. „Da habe ich die Tonhöhe nach unten gepitcht, und dann klang sie erstaunlich männlich“, sagt er lachend.

Die Lust am Experiment ist ihm anzumerken, auch wenn er sagt, dass es stressig wird, alle Platten durchzuhören. Es wäre ihm zu wünschen, dass er nicht wie Oliver Kalkofe nur den Müll der Tonträger-Industrie zu hören bekommt. Aber Ruppelt will keine Parodie schaffen, sondern den Klang einer Stadt kreieren. Wie der „Sound of Osnabrück“ sich dann anhört, entscheiden die Osnabrücker selbst. Gibt niemand etwas ab, entstehe ein weißes Geräusch, so Ruppelt. Aber davon geht er nicht aus.

Die „AudioGiveBox“ steht ab sofort für zwei Wochen in der Stadtbibliothek am Markt. Danach ist sie in den Altstädter Bücherstuben, in der Lagerhalle und an weiteren Orten zu finden. Bei der Kulturnacht am 31. August zeigt Ruppelt, wie er in seinem Studio arbeitet.

Wer über die Verwendung seiner Spende informiert werden will, kann bei der Abgabe seines Tonträgers seine Mail-Adresse hinterlassen. Einen Überblick über den Stand der Dinge gibt Ruppelt ab Anfang August auf der Internetseite www.trustinwax.com/blog.html. Die „AudioGiveBox“ ist ein Projekt der Lagerhalle und dem Label Trust in Wax, Es wird gefördert durch das Kulturextra Klang der Stadt Osnabrück. Alle Infos und aktuelle Sounds gibt es dazu auf www.facebook.com/trustinwaxx.

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