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Den toten Winkel im Blick Spediteure starten Offensive für Fahrradsicherheit

Von Rainer Lahmann-Lammert | 11.03.2015, 19:30 Uhr

Die Gefahr lauert im toten Winkel: Zwei Radler und eine Fußgängerin wurden im vergangenen Jahr von rechtsabbiegenden Lkw überrollt und tödlich verletzt. Das soll nicht noch einmal passieren: Speditionen aus Osnabrück und der Region wollen mit einem Aktionsprogramm die Verkehrssicherheit erhöhen.

Dazu gehören technische Systeme, Verkehrslenkung und innerstädtische Verkehrsvermeidung. In der Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück-Emsland unterzeichneten am Mittwoch 14 Unternehmen aus der Verkehrswirtschaft eine entsprechende Selbstverpflichtung.

Kameras, die den toten Winkel erfassen, gibt es schon, Seitenradar auch – allerdings noch nicht serienmäßig. Und da steckt für viele Speditionen das Problem, denn im Alltag werden Auflieger oder Anhänger häufig gewechselt, und da müssen die Anschlüsse natürlich passen. Vor der IHK am Neuen Graben präsentierte die Spedition Brüner aus Georgsmarienhütte, wie die Seitenkamera am Sattelschlepper funktioniert.

Mit solchen und anderen Fahrassistenzsystemen wollen die beteiligten Speditionen ihre Fahrzeuge fortlaufend verbessern. Zudem unterstützen sie mit einem Sponsoring für 70 zusätzliche Verkehrsspiegel an den Kreuzungen die Stadt Osnabrück. Spediteur Rolf Meyer von Meyer & Meyer kündigte an, dass die Branche mit Öffentlichkeitsaktionen und Schulungen auf die Gefahren hinweisen werde. Die Fahrer würden aufgefordert, das Rechtsabbiegen an gefährlichen innerstädtischen Kreuzungen möglichst zu unterlassen. Zugleich sollen sie möglichst die Autobahn nehmen, auch wenn sie längere Wege zurücklegen müssen. Auch auf die Fahrer von Partnerunternehmen wollen die Speditionen einwirken.

Wenn es um Verkehrsvermeidung geht, verweist Meyer auf die Verlängerung der Autobahn A 33 nach Norden. Der Lückenschluss sei Bedingung, um die Innenstadt vom Lkw-Verkehr zu entlasten.

Mit einer breit angelegten Öffentlichkeitskampagne will das Verkehrsgewerbe in Kindergärten, Schulen und Hochschulen auf die Gefahren des toten Winkels aufmerksam machen. Osnabrück spiele eine Vorreiterrolle, erklärte der Meppener Spediteur Ulrich Boll, die Initiative solle auch über die Region hinauswirken.

Stadtbaurat Frank Otte bezeichnete die Offensive der Spediteure für Verkehrssicherheit als „wichtigen Baustein“ und kündigte an, dass die Stadt ebenfalls mit einem Bündel von Maßnahmen versuche, die Sicherheit für Radler und Fußgänger zu verbessern. Separate Fahrradrouten wie im Katharinenviertel seien in besonderer Weise geeignet, die Zahl konfliktträchtige Begegnungen zu minimieren. Aber auch unkonventionelle Lösungen könnten helfen, die Unfallzahlen zu senken. Denkbar seien etwa Ampelschaltungen wie in Groningen, wo die Radler aus allen Richtungen gleichzeitig Grün bekommen.

Otte empfahl den Radlern, im Interesse ihrer Sicherheit nicht auf ihr Recht zu pochen, sondern in kritischen Situationen hinter einem haltenden Lkw zu bleiben. In die selbe Kerbe schlug Heiner Kröger von der Polizei, der auch Vorsitzender der Unfallkommission ist. Das Problem sei nicht immer der Lkw-Fahrer, sondern oft der Radler. Neben einer defensiven Fahrweise komme es auch darauf an, einen Helm zu tragen – auch wenn manche Jugendliche das als „uncool“ empfänden.

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