Harken, Säen und Walzen gegen das Insektensterben: 29 Schüler der Integrierten Gesamtschule Osnabrück (IGS) haben auf dem Gelände der Firma Ost und Koch Immobilien eine Blumenwiese angelegt. Damit unterstützen sie die Aktion „Blumiger Landkreis Osnabrück“ – und helfen neben den Brummern auch dem heimischen Vogelbestand auf die Sprünge.
Es sei „ganz wichtig und gut das ihr dabei seid“ begrüßte Projektkoordinator Kai Behncke von der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft „Umweltschutz und Lebenshilfe“ die Schüler der IGS. Erster Schritt: Harken. Bei strahlendem Sonnenschein galt es zunächst, das Gelände von Gräsern zu befreien. Erst dann konnte die Klasse 5A mit der Aussaat beginnen.
Nahrungsketten bedroht
Er sei froh, dass die Firma Ost und Koch das Gelände zur Verfügung gestellt habe, betonte Behncke. Gerade in der Stadt gebe es nur ein begrenztes Angebot an Blühwiesen. Diese seien jedoch wichtig, sowohl für Insekten als auch Vögel: Wildbienen bräuchten ausreichend Pollen und Nektar, Vögel seien wiederum auf die Insekten als Nahrungsquelle angewiesen. Zudem würden sie sich auch bei einzelnen Pflanzen bedienen, so zum Beispiel bei den Kernen der Sonnenblume. „Die Nahrungsketten fallen drastisch ein“, warnte Behncke vor dem Artensterben.
In der gesamten Region Osnabrück entstehen derzeit Blühwiesen, um dem entgegenzuwirken. Die Organisation „Umweltschutz und Lebenshilfe“ hat das Projekt gemeinsam mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) ins Leben gerufen, zahlreiche Stiftungen finanzieren das Vorhaben. Neben Firmen hätten auch Privatbesitzer Nutzflächen für die Aussaat bereit gestellt, erklärte Behncke. In diesem Fall habe das Gelände der Firma Ost und Koch aktuell „keine spezielle Verwendung“ und liege brach, ergänzte Jens Strebe, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe.
Angebotsvielfalt ist wichtig
Nachdem die anfängliche Zurückhaltung überwunden war, konnten die Schüler gar nicht genug Saatgut auf der 2000 Quadratmeter großen Wiese verteilen. Nebenbei begannen einige Nachwuchsgärtner schon damit, die Erde zu walzen. In fünf bis sechs Wochen seien die ersten Ergebnisse zu sehen, erläuterte Behncke den Schülern. Sonnenblumen, Natternkopf, Ringel- oder Kornblume – es brauche vor allem ein vielfältiges Angebot an Blumenarten. Bei der Aussaat kamen zwei verschiedene Samenmischungen zum Einsatz. Neben einem herkömmlichen Produkt verwendete Behncke auch ein regional-spezifisches Saatgut. Kostenpunkt: 2500 Euro für 15 Kilogramm. Das Aussäen der speziellen Sorte nahm der Projektkoordinator dann doch lieber in die eigene Hand.
Am Ende erhielt jeder Schüler einen Briefumschlag bestückt mit einer Handvoll Blumensamen. Für die Klasse sei die Aktion eine wertvolle Erfahrung, betonte Lehrerin Elke Tangemann. „In den Naturwissenschaften haben wir eh das Thema Pflanzen“, so Tangemann. Durch die praktische Erfahrung werde nicht nur „totes Wissen“ vermittelt. Auch Behncke war zufrieden, er hofft auf eine Initialzündung: Jeder Gartenbesitzer könne helfen, den Lebensraum für Insekten zu bewahren. Ansonsten müssten viele Blumen bald von Menschenhand bestäubt werden.