Mit ihrer Entscheidung würdige die Europäische Kommission die Schlüsselrolle, welche der 1648 vereinbarte Westfälische Friede für das vereinte Europa habe, heißt es in den Mitteilungen der Städte Münster und Osnabrück. Die frohe Kunde über die Siegel-Vergabe erreichte die Nachbarn bereits am Mittwoch: Per E-Mail gratulierte aus Brüssel das zuständige Direktorat für Bildung und Kultur.
Das Kulturerbe-Siegel soll in einer offiziellen Feier der Europäischen Kommission am 15. April in der Bibliothek Solvay in Brüssel verliehen werden. Für Osnabrück nimmt Oberbürgermeister Wolfgang Griesert die Auszeichnung entgegen, für Münster sein Amtskollege Markus Lewe. Am 15. Mai wird mit den Bürgern beider Städte gefeiert. In Osnabrück erfolgt vormittags in einer festlichen Zeremonie die Anbringung des Siegels am Rathaus. Ab 15.30 Uhr gibt es ein buntes Programm vor dem Rathaus mit Musik und Informationen zum Thema.
Sieg der Diplomatie
Der Westfälische Friede machte Münster und Osnabrück im 17. Jahrhundert zum Schauplatz höchster europäischer Diplomatie. Erstmals in der Geschichte des Kontinents gelang es, einen Krieg auf dem Verhandlungswege zu beenden und nicht durch Sieg und Niederlage. Der Friedensschluss beendete den Dreißigjährigen Krieg und den Achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg der Niederlande. Zudem wurde in Osnabrück die alternative Sukzession vereinbart. Sie bestimmte eine wechselnde Amtsfolge von evangelischen und katholischen Fürstbischöfen, die bis 1803 bestand hatte.
All diese Errungenschaften seien für die europäische Geschichte entscheidend gewesen, wird Oberbürgermeister Griesert in der Pressemitteilung zitiert. Der Gedanke der religiösen Toleranz und Kompromissbereitschaft sei „für die Friedensstadt Osnabrück auch heute Auftrag und Verpflichtung“. Mit dem bundesweit einmaligen Konzept der Städtebotschafter und vielen Europaschulen sei Osnabrück eine „europäische Kommune“. Untermauert werde dies durch kulturelle Aktivitäten wie das European Media Art Festival oder Mitgliedschaften in grenzüberschreitenden Zusammenschlüssen wie der Euregio.
Die Auszeichnung mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel geht auf eine gemeinsame Bewerbung von Münster und Osnabrück zurück. Im Dezember 2013 hatte die deutsche Kultusministerkonferenz die beiden Städte neben dem Hambacher Schloss auf die nationale Vorschlagsliste gesetzt. In Brüssel sichtete anschließend eine Expertenjury insgesamt 36 Nominierungen aus 18 EU-Mitgliedsstaaten und empfahl 16 Stätten für das Siegel. Das letzte Wort hatte jetzt die Europäische Kommission.