Der Betrieb der sanierten Berliner Staatsoper Unter den Linden lief schon ein paar Monate, „Tristan und Isolde“ war gerade in einer szenisch etwas lauen, musikalisch fabelhaften Neuproduktion herausgekommen. Da kam die Nachricht von der nächsten Kostensteigerung: 39,4 Millionen Euro obendrauf. Dabei waren die Kosten eh schon explodiert; aus geplanten 239 Millionen Euro waren 400 Millionen geworden. Weiterlesen: Wiedereröffnung der Staatsoper Berlin
Was bedeutet das für die Sanierung des Osnabrücker Theaters? Antwort: Nicht viel. Denn steigende Kosten und ausufernde Zeitpläne sind keine Naturgesetze, wie drei Beispiel beweisen. (Übrigens: Auch wenn die Vergleiche gern herangezogen werden, ist das Theater am Domhof kein Konzerthaus an einem Fluss, es ist kein Bahnhof und schon gar kein Flughafen. Das aber nur nebenbei.)
Video: Theatersanierung – Dahin fließen die 80 Millionen Euro
Theater Heidelberg: Nach dreijähriger Planung begann im Dezember 2009 die Sanierung inklusive eines Neubaus, der sämtliche Gebäude des Theaters zusammenfasst. Kostenpunkt: 65 Millionen Euro. Der wurde ebenso eingehalten wie der Zeitrahmen, obwohl während der Bauphase verdeckte Schäden in der denkmalgeschützten Bausubstanz auftauchten und ein Wasserschaden kurz vor der geplanten Eröffnung – die fand trotzdem am 12. November 2012 statt. „Das Glück war das sehr große private Engagement“, sagt Intendant Holger Schultze. Allein der Heidelberger Unternehmer Wolfgang Marguerre spendete 15 Millionen Euro; dafür wurde ein Saal nach ihm benannt. Ansonsten freut sich Schulze über neueste Theatertechnik und über ein Haus, das alles von den Werkstätten bis zu den Theatersälen unter einem Dach hat. Entscheidend für die erfolgreiche Sanierung war allerdings, „dass die Stadt dahinter stand“, sagt Schultze. Und: „Das Theater war in allen Lenkungsgruppen drin.“
Scharoun-Theater Wolfsburg: Die Kombination aus sorgfältiger Planung und einem theatererfahrenen Berliner Architekten scheint sich für die Sanierung in Wolfsburg ausgezahlt zu haben. Die Bauzeit am denkmalgeschützten und 43 Jahre alten Theater des Architekten Hans Scharoun betrug anderthalb Jahre, die Kosten beliefen sich auf rund 32 Millionen Euro. Zehn Prozent der Summe waren anfangs als Puffer eingeplant und auch gebraucht worden. Wirklich böse Überraschungen gab es also keine. Neu sind nun seit 2016 neben aktuellem Brandschutz ein großes Lager an der Seitenbühne mit Technikflächen darunter, Sanitäranlagen fürs Publikum, Heizungs-, Lüftungs-, Elektroanlagen, die komplette Bühnentechnik und eine Dachdämmung.
Das Emma-Theater der Städtischen Bühnen Osnabrück: Auch so kann es gehen, nur sechs Monate haben die Bauarbeiten im Emma-Theater mit seinen 96 Sitzplätzen gedauert. Eine sportliche Leistung, mit der der Zeit- und der Finanzrahmen ohne auffällige Mehrkosten eingehalten wurde. Rund zwei Millionen Euro kostete das Ganze. Die Sanierung war unumgänglich: Brandschutz, Belüftung und Klimatisierung mussten auf einen aktuellen Stand gebracht und die Gebäudestatik ertüchtigt werden, um keine Risiken mehr einzugehen. Der Bühnenraum erhielt eine breitere Technikgalerie Für die Sanierung gab es 400 000 Euro Efre-Mittel, unter der Bedingung, auch die veralteten Sozialbereiche auf Vordermann zu bringen. Das wurde getan und Kassenfoyer und Foyer erstrahlen seither in neuem, dezent-modernem Glanz. Theater und Öffentlichkeit in Osnabrück wissen also aus Erfahrung, dass gut geplante Sanierungen ohne signifikante Mehrkosten leistbar sind. Weiterlesen: Rundgang durch frisch sanierte Emma-Theater