Es zischelt, kracht und raucht im Fachbereich Chemie auf dem Campus am Westerberg. Die Schüler im Chemiekurs der Herbstakademie haben sich auch in den Ferien auf den Weg gemacht, um zu lernen. Seit 2001 besteht die Herbstakademie als Kooperation zwischen Universität und Hochschule Osnabrück sowie acht Gymnasien aus der Stadt und dem Landkreis.
Knisternd bahnt sich das Feuer den Weg an den Wunderkerzen herunter. Schließlich trifft es auf die Alkali- und Erdalkalimetalle und im nächsten Moment entstehen kaminrote, gelbe und hellgrüne Flammen. Dies waren die ersten Versuche des Chemiekurses der Herbstakademie. Die Freude unter den Teilnehmern über das gelungene Experiment ist groß.
Reinhard Fulge, Leiter der Herbstakademie, erläutert, dass Schüler von Ratsgymnasium, Gymnasium in der Wüste, Gymnasium Carolinum und der Ursulaschule sowie der Gymnasien in Bersenbrück, Oesede, Bramsche und Melle an der Herbstakademie teilnehmen. Die Finanzierung übernehmen sowohl die Bohnenkampstiftung mit einem Betrag von 5000 Euro als auch die Stadt und der Landkreis. Zusätzlich unterstützt das Schüler-Forschungs-Zentrum (SFZ) die Kooperation.
Die Herbstakademie ermöglicht lerneifrigen und talentierten Schülern einen realitätsnahen Einblick in unterschiedliche Studiengänge und bietet dreitägige Kurse zu verschiedenen Themenbereichen an, die Schülern in dieser Form nicht an ihren Schulen geboten werden. Pro Schule können acht bis zehn Teilnehmer aus den Jahrgängen zehn bis zwölf entsendet werden. Sie können sich für ein Thema ihrer Wahl und zusätzlich zwei Ersatzthemen bewerben. Zur Auswahl stehen die Naturwissenschaften, aber auch Bereiche wie Werkstofftechnik, Philosophie oder Design. Insgesamt gibt es zwölf Kurse mit einer jeweiligen Mindestanzahl von zehn Schülern. In diesem Jahr nahmen 131 Schüler an der Herbstakademie teil.
Geleitet wird ein Kurs jeweils von einem Lehrer einer der beteiligten Schule und zumeist einem Professor des jeweiligen Fachgebiets von Hochschule oder Universität. Externe Experten ergänzen das Akademiepersonal, wie zum Beispiel in diesem Jahr Thorsten Heese vom Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück für das Angebot im Fach Geschichte.
Jan Klecker, Lehrer am Gymnasium Melle, und Professor Hans Reuter von der Universität Osnabrück erklären, dass in dem von ihnen geleiteten Chemiekurs die Entstehung der Farben mit Schwerpunkt auf deren Entstehung in Zusammenhang mit Elementen und Molekülen erforscht wird. Reuter zufolge werde mit dem Wissensstand der zehnten Jahrgangsstufe begonnen, letztendlich gewinnen die Schüler aber Kenntnisse, die weit über den Rahmen der Schule hinausgehen.
Sally und Pauline besuchen die 12. Klasse des Gymnasiums an der Wüste. Pauline nimmt erstmalig an der Herbstakademie teil und ist begeistert von der Möglichkeit, einen Einblick in verschiedene Forschungsbereiche zu bekommen. Für sie ist der Chemiekurs ideal aufgrund ihres Leistungskurses und ihrer Überlegung, später Chemie zu studieren. Vor allem hat ihr der bereits im September stattgefundene Vorbereitungstag einen positiven Vorgeschmack und die notwendige Motivation verschafft, auch in den Herbstferien zu lernen. Sally berichtet, sie sei bereits zum dritten Mal dabei. Die Kombination aus Theorie und Praxis in den Vorlesungen und Experimenten sei sehr gut gelungen. "So wird es nie langweilig", sagt sie. Auch Klecker bestätigt die gute Stimmung im Labor. Die Schüler und Schülerinnen seien trotz unterschiedlicher Wissensstände zielorientiert und das Arbeiten mit ihnen empfinde er als sehr angenehm.
Sobald die Kernphase abgeschlossen ist, haben die wissbegierigen Gymnasiasten eine Frist von vier Wochen, um eine Präsentation über ihre Erfahrungen und Kenntnisse zu erarbeiten. Die Vorstellung der Ergebnisse findet dann vor einem großen Publikum am 13. November im Kreishaus auf dem Schölerberg statt.