Zum 67. Mal zogen Osnabrücker Viertklässler in Erinnerung an den Westfälischen Frieden von 1648 durch die Innenstadt. Highlight für die Kinder war die Zuckerbrezel, die Oberbürgermeister Wolfgang Griesert auf der Rathaustreppe verteilte.
"Das gibt es nur einmal im Leben. Und nur wir dürfen reiten. Die anderen müssen zugucken", sagt der Neunjährige Friedrich von der Grundschule am Schölerberg und grinst. Zusammen mit seinen Mitschülern steht er im Schlossgarten und wartet auf den Startschuss. "Ich freue mich auf die Zuckerbrezel", verrät Janna Köhne (9) von der Grundschule Hellern.

Die glücklichsten Kindergesichter sah man an der Rathaustreppe. Mit großen Augen stiegen die Kinder die Treppe hoch, bekamen vom Oberbürgermeister oder einem seiner Helfer eine Brezel überreicht, und bissen freudestrahlend eine Stufe weiter in die süße Brezel. "Hmm, lecker" oder "Das ist ja Zucker" freuten sich die Kleinen.
Auch einige Eltern können sich noch gut an das Steckenpferdreiten und die süße Brezel von damals erinnern. "Eine schöne Tradition", sagt Karsten Fänger, der vor 32 Jahren selbst dabei war. "Heute werden die Steckenpferde in den Schulen gebastelt. Wir haben die zuhause mit meinem Vater gemacht. Daran kann ich mich noch gut erinnern", sagt er. Das Pferd wurde nicht nur am 25. Oktober damals genutzt, sondern auch noch danach zum Spielen.

Für den Frieden reiten
Die Förder- und Grundschulen aus Osnabrück starteten am Donnerstagabend mit dem eigens für das Osnabrücker Kinderfest komponierten Lied "Wir Reiter zieh´n durch Osnabrück und singen für den Frieden". Vorne weg gingen die neuen Städtebotschafter. Ali Çinar aus der türkischen Stadt Çanakkale freut sich über das Fest und dass schon zum 13 mal Schüler der 6. Klasse der Ismail-Kaymak-Schule aus der türkischen Partnerstadt mitreiten. "Dass unsere Schüler dabei sind, ist ein Zeichen für Frieden. Schüler und Städte werden so zusammengebracht", sagt er.

Ähnlich sieht das auch Oberbürgermeister Wolfgang Griesert: „Das ist das schönste Kinderfest hier mit einem tradtionellen Kern und einer Botschaft: Die Kinder reiten für den Frieden.“ Er war als Grundschulkind zwar nicht dabei, hat zuhause aber auch ein Steckenpferd, das er einst geschenkt bekommen hat. Den Hintergrund des Steckenpferdreitens lernen die Kinder in ihren Klassen.
Geschichte in Grundschule vermittelt
"Im Sachunterricht haben wir in den letzten vier Wochen viel Geschichte gemacht. Wir haben uns das Rathaus angeschaut, eine Friedenstaube ausgemalt und über den Dreißigjährigen Krieg gesprochen. Die Kinder wissen alle von wann bis wann der war", sagt Frau Kuhlmann von der Anne-Frank-Schule, in der die Achtklässler in Werken das Holzmodell sägen. Die Viertklässler bemalen dann die Pferdemodelle, flechten Zügel und kleben die Mähne an. Manche Ponys haben schon einen eigenen Namen bekommen "Lady Princess" zum Beispiel.
"Unsere Kinder sind sehr stolz", sagt auch Lehrerin Ann-Katrin Henke. Das Basteln habe schon recht lange gedauert. Seit September werkelten die Kinder an der Waldschule Lüstringen an ihren Pferden. Zur Belohnung bekamen sie nicht nur eine süße Brezel. Auf dem Weg zum Rathaus gab es auch stimmungsvolle Musik. Am Nikolaiort spielte eine Band erst Michael Jackson und dann Ennio Morricones Thema aus dem Italowestern "Zwei glorreiche Halunken" für die Kleinen. In den Fenstern des Rathauses wurde die bunte Lichtershow "Der Streit der Farben" aufgeführt und ein Feuerjongleur gab seine Künste zum Staunen der Kinder zum Besten. Die kleinen Steckenpferdreiter wurden mit einem bunten Feuerwerk nach Hause entlassen.