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Jugendliche musizieren in Lagerhalle Abschlusskonzert der Morgenland-Akademie: "Wunderbare Erfahrung"

Von Jan Kampmeier | 07.07.2019, 18:07 Uhr

Bei der Morgenland Akademie probten Jugendliche aus Osnabrück und dem Libanon eine Woche gemeinsame. In der Lagerhalle präsentierten sie die Früchte ihrer Arbeit.

17 junge Musiker stehen in der Lagerhalle auf der Bühne, sie spielen traditionelle Musik aus Syrien. Die meisten von ihnen stammen aus Osnabrück und spielen ihre europäischen Instrumente: Geige und Bratsche etwa, Flöte und Klarinette. Doch in den Reihen der Teilnehmer an der Morgenland Akademie sind diesmal auch drei Musiker aus dem Libanon. Mouhamad Jabakhanji spielt ebenfalls ein europäisches Instrument, nämlich das Saxophon, Raphael Haddad und Ramy Akiel jedoch haben traditionelle Instrumente ihrer Region mitgebracht, die Oud und das Kanun, eine orientalische Zither. Es sind die einzigen Zupfinstrumente der Besetzung.

Die verschiedenen Instrumente zu kombinieren scheint im Konzert gar kein Problem, ganz selbstverständlich spielt die Gruppe zusammen, einen Dirigenten brauchen sie auch nicht. Dabei haben sie mit den Lehrern der Akademie, Dima Orsho, Rony Barrak und Kinan Azmeh, nur fünf Tage zusammen geprobt.

Doch wie kommen die drei Libanesen eigentlich zu den Osnabrücker Jugendlichen? Zu Hause hätten sie vom Morgenland Festival gehört, erzählen sie, durch Bekannte und Lehrer, die hier beim Festival gespielt haben. Und zwar unabhängig voneinander, denn die drei kannten sich vorher nicht. Wie alle Teilnehmer haben sie sich dann für die Teilnahme an der Akademie beworben.

Raphael und Mouhamad sind 19 und studieren Musik, sie unterrichten auch bereits. Raphael spielt nicht nur die Oud, er baut die Instrumente sogar selbst. Ramy ist der Jüngste, erst fast 17 und noch Schüler, doch im kurzen Gespräch erzählt er am lebhaftesten. Die orientalische Musik ist den drei jungen Musikern im Unterschied zu ihren neuen Osnabrücker Freunden vertraut, es ist ihre Musik. Dennoch meint Ramy: „Die Akademie war eine wunderbare Erfahrung.“ Die anderen beiden stimmen zu. Doch was hat sie so beeindruckt? „Das war mehr als Musik“, sagt Ramy, dann sprudeln die noch ganz frischen Eindrücke der drei hervor. Das intensive gemeinsame Proben, sechs Stunden jeden Tag. Eine Woche zusammen zu leben in der Fattoria Musica. Aber auch: deutsche Sprache zu hören. Ja, sie hätten versucht, einige Brocken zu lernen, aber dafür war die Zeit wohl doch zu kurz, und da die drei gutes englisch sprechen, konnten sie sich gut mit den anderen verständigen.

Musikalisch funktioniert das, wie gesagt, ohnehin. Im Konzert improvisieren die drei miteinander, während der Rest der Gruppe sie begleitet. Plötzlich folgen ihnen einige der deutschen Teilnehmer und improvisieren ebenfalls, immer wieder auch mit hervorragenden individuellen Leistungen.

Wie viel Spaß die Akademisten miteinander hatten, ahnt man im letzten Stück des Konzerts, das Kinan Azmeh komponiert und „139th Street“ genannt hat. Was immer sich in dieser Straße befindet, es geht unwahrscheinlich die Post ab.

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