2500 Euro Belohnung verspricht ein anonymer Aufruf für Hinweise auf diejenigen, die in Meppen einen 52-Jährigen bei einer Schlägerei schwer verletzt haben. Die Polizei warnt davor, mögliche Täterhinweise an die darin genannte E-Mail-Adresse zu geben.
Der Fall machte viele in Meppen betroffen. Ein 52-Jähriger war, so der derzeitige Erkenntnisstand der Polizei, auf dem Heimweg von einer Feierlichkeit mutmaßlich von mehreren jungen Männern angegriffen und schwer verletzt worden. Er schwebte in Lebensgefahr. Die Suche nach den mutmaßlichen Tätern blieb bisher erfolglos. Das wollen Bürger ändern. In einem Post in sozialen Netzwerken versprechen sie für Hinweise 2500 Euro Belohnung.
Wer hinter diesem Post steckt, ist unklar. Unterzeichnet ist er mit „Eine Gruppe besorgter Meppener Bürger“. Es wird darin versprochen, Hinweise vertraulich zu behandeln und dass die Identitäten der Informationsgeber nicht an Dritte weitergegeben würden. Überschrieben ist der fett mit dem Wort „Belohnung!“ versehene Aufruf mit „Damit unsere Kinder und wir wieder sicher nach Hause kommen“. Der Post ist in Deutsch und Arabisch abgefasst.
Mit Fäusten traktiert
Er nimmt kurz Bezug auf die Geschehnisse in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 2018. In der war, wie berichtet, ein 52-Jähriger in Meppen nach Mitternacht auf dem Rückweg von einer Firmenfeier im Bereich der Kuhstraße in Höhe des Hotels von Euch in eine Gruppe von sechs bis sieben Fußgängern geraten. Als er an ihnen, so die Polizei, mit seinem Fahrrad habe vorbeifahren wollen, sei er unvermittelt vom Fahrrad gezogen worden und zu Boden gestürzt. Die Unbekannten hätten ihn mit Fäusten und Füßen traktiert. Das Opfer wurde dabei mehrfach durch Tritte am Kopf getroffen.
Der 52-Jährige, der zwischenzeitlich von den behandelnden Ärzten ins künstliche Koma versetzt worden war, schilderte die Situation gegenüber der Polizei so: Er sei gegen 0.20 Uhr auf dem Rückweg von einer Betriebsfeier gewesen, als er im Bereich der Kuhstraße, in Höhe des „Hotels von Euch“, mit seinem Fahrrad auf die Gruppe von Fußgängern zugekommen sei. Weil diese die komplette Fahrbahn eingenommen hätten, habe er geklingelt, um auf sich aufmerksam zu machen. Nachdem sich zwei der jungen Männer umgedreht hätten, habe die Gruppe eine Lücke gebildet, sodass er habe hindurchfahren können. Als er diese passierte, sei er unvermittelt von zwei Mitgliedern der Gruppe attackiert und vom Fahrrad gezogen worden. Dabei sei er mit dem Kopf auf die Straße geschlagen und habe kurzfristig das Bewusstsein verloren. Als er schwer verletzt wieder zu sich gekommen sei, seien die Männer bereits vom Tatort geflohen.
Suche nach mutmaßlichen Tätern läuft weiter
Nach ihnen wird noch immer gesucht. Sie waren nach Polizeiangaben alle dunkel gekleidet und hätten Kapuzen oder andere Kopfbedeckungen getragen. Bei der mutmaßlichen Tat hätten sie, so die Polizei, nicht gesprochen. Nach aktuellem Sachstand gehen die Ermittler davon aus, dass lediglich zwei der Männer das Opfer angegriffen haben. Die anderen Mitglieder der Gruppe kämen hier als wichtige Zeugen in Betracht. Hinweise dazu nimmt die Polizei Meppen unter der Telefonnummer 05931/9490 entgegen.
In einer Facebook-Gruppe gelöscht
Hinweise will nun angeblich auch die bis dato anonyme Bürgergruppe sammeln. Wer dahintersteht, ist derzeit unklar. Unter der auf dem Post angegebenen Hinweis-Mail-Adresse Meppen2020@web.de reagierte bisher niemand auf mehrfache Anfragen unserer Redaktion, wie es zu dieser Aktion kam und wer sie initiierte. Der Post war unter anderem auch in der Facebook-Gruppe „Meppener helfen Meppenern“. Probleme habe die Administratorin damit zunächst nicht gehabt, wie sie auf Anfrage unserer Redaktion am Montag sagte. Allerdings sei der Beitrag von mehreren Mitgliedern kommentiert und aufgrund der Kommentare der Beitrag mindestens dreimal gemeldet worden, „woraufhin wir als Administratoren beschlossen haben, ihn zu löschen“.
Solche Aktionen erlaubt?
Sind „Kopfgeld“-Aktionen wie die in dem „Bürger-Post“ bei uns erlaubt? Und was bringen sie? Unsere Redaktion fragte bei der Polizei nach. Pressesprecher Dennis Dickebohm erklärte, vom Grundsatz her seien derartige Belohnungs-Aufrufe nicht verboten. „Das machen ja viele.“ Vom Prinzip her stehe es auch Privatpersonen frei, Belohnungen auszuloben. Die Art und Weise dieser Veröffentlichung sei aber, das sei in aller Deutlichkeit klargestellt, nicht im Sinne der Polizei. „Wir raten entschieden davon ab, wichtige Hinweise zum Tatverlauf an die dort genannte E-Mail-Adresse zu senden“, betonte Dickebohm. Die Seriosität dieses anonymen Aufrufes wolle die Polizei nicht bewerten. „Eine vorherige Kontaktaufnahme mit den Ermittlern wäre hier aber sicherlich zielführender gewesen.“ Er bittet dringend darum, „dass sich Zeugen auch weiterhin direkt mit der Polizei Meppen in Verbindung setzen“.