Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 70-Jährige über gelungene und misslungene Weihnachten, die Herausforderung, einen Bösewicht zu synchronisieren – und darüber, wie sich seine und Benedict Cumberbatchs Interpretation des Grinch unterscheiden.
Herr Waalkes, der Grinch, dem Sie im neuen Animationsfilm Ihre Stimme leihen, ist notorisch griesgrämig. Bei Ihnen kann man sich das nur schwer vorstellen. In welchen Situationen bekommen Sie schlechte Laune?
Naja, wenn ich als sprunghafter Typ dazu verdonnert bin, stundenlang in einem dunklen Synchronstudio still zu sitzen – das hilft schon, um mir die gute Laune zu verderben.
In den USA kennt jedes Kind den Grinch, in Deutschland war er nahezu unbekannt, ehe 2000 der Realfilm mit Jim Carrey in der Titelrolle erschien. Wann haben Sie den Grinch erstmals bewusst wahrgenommen?
Jim Carrey habe ich natürlich in der Rolle gesehen, auch das Original von Dr. Seuss habe ich gelesen. Aber richtig kennengelernt habe ich den Grinch erst beim Synchronisieren.
Mit der Synchronisierung des Grinch verkörpern Sie gewissermaßen erstmals einen Bösewicht. Wie viel Spaß hat Ihnen das gemacht?
Man kann gegen das Böse viel sagen – aber es bietet natürlich komische Möglichkeiten, die sieht man in der Animation schön deutlich. Dass das Gute am Ende siegt, versteht sich ja von selbst.
Andererseits ist der Grinch im neuen Streifen milder angelegt als in der Verfilmung mit Jim Carrey und im Zeichentrickfilm von 1966. Hätten Sie ihn gerne noch fieser gegeben?
Nein, das Maß an Fiesheit hat mir gereicht. Auf die Dauer wird es ja anstrengend. Und eigentlich bin ich ja auch jemand, der lieber gemocht werden will – genau wie letztlich der Grinch.
Animierten Figuren Ihre Stimme zu leihen, damit haben Sie Erfahrung; Sid aus den „Ice Age“-Filmen ist Ihre bisher bekannteste Synchronrolle. Was war bei der Grinch-Vertonung anderes als bei „Ice Age“?
Einiges. Sid ist ja Teil eines eingeschworenen Trios – der Grinch ist ganz allein mit seinem Hund Max, der nur mit treuen Blicken antworten kann. Als Solist musste ich agieren und nicht nur reagieren. Außerdem macht der Grinch eine Charakterwandlung durch – die musste ich nachvollziehen.
Im englischsprachigen Original der neuen Verfilmung spricht „Sherlock“ Benedict Cumberbatch den Grinch. Spielte das eine Rolle bei Ihrer eigenen Interpretation?
Es spielte insofern eine Rolle, als mir sehr schnell klar wurde, dass ich die Rolle anders interpretieren musste. Cumberbatchs hochkultiviertem Understatement musste ich etwas ottomäßig Exaltiertes entgegensetzen, das habe ich versucht.
(Weiterlesen: Hier geht es zur Filmkritik über den "Grinch")
Die selbst auferlegte Mission des Grinch ist es ja, den Menschen Weihnachten mies zu machen. Erlebten Sie selbst schon ein Fest, dass – durch eine Panne oder ein Missgeschick – völlig schiefgegangen ist?
Eigentlich nur ein einziges Mal: Mein Bruder war auf einem Schiff unterwegs und weil der Suezkanal unpassierbar war, musste er um Afrika herum und konnte zu Weihnachten nicht Zuhause sein. Wir haben dann statt „Stille Nacht“ ein anderes Lied gesungen: „Junge, komm bald wieder“.
Was macht für Sie ein gelungenes Weihnachtsfest aus?
Da hat mich mein Elternhaus geprägt: Erst werden die immer gleichen Lieder gesungen, dann gibt’s die immer gleichen Geschenke, danach wird das immer gleiche Essen serviert und dazu immer gleich ein bisschen zu viel getrunken. Und dann wird’s gemütlich.