Die beiden Mimen sind bereits seit mehr als 20 Jahren als Duo international unterwegs und haben ein großes Renommee in der Szene aufbauen können. Dass das zu Recht geschehen ist, beweisen sie vor dem Meppener Publikum: In neun Nummern agieren sie mit ausgezeichneter Gestik und Mimik, schaffen leise und nachdenkliche Stimmung, ebenso aber auch amüsante Momente. Allesamt von hoher visueller und darstellerischer Qualität.
Nicht zuletzt kann die Regie von Lionel Ménard ebenfalls Akzente setzen: Die tiefschwarz ausgekleidete Bühne fokussiert den Blick allein auf die pointiert agierenden Darsteller, die in beeindruckender Manier verstehen, die dramaturgisch geschickt eingesetzten Ideen umzusetzen. Besonders deutlich wird das bei der Szene „News Paper“: Die überdimensionierte Zeitung scheint hier wie von Geisterhand im Raum zu schweben – ein visueller Höhepunkt.
Dezent und feinfühlig
Die Kunst der beiden besteht wohl vor allem darin, beeindruckend dezent und feinfühlig zu agieren. Das darf für Pantomimen als große Kunst gelten, haben sie doch nur Gestik und Mimik, um Gefühle und Eindrücke zu vermitteln. Zu dick aufgetragen wirkt hier gar nichts, obwohl die alte Kunst teils ein wenig aus der Zeit gefallen scheint. Zwangsläufig denkt man an die Ära der Stummfilme, die lange nicht mehr aktuellen Sehgewohnheiten entspricht.
Im Theater ist das auch nicht anders: Bodecker und Neander sind bewusstes Kontrastprogramm und haben sich dieser Kunst verschrieben. Und gerade deshalb schaffen sie es, das Publikum zu erreichen. Gerade das macht sie wohl aus. Auch nehmen sie in ihrem Programm aktuelle Themen auf, die die Brücke zwischen der alten Kunst und der Neuzeit schlagen. „Berlin Alexanderplatz“ erzählt so von der Begegnung einer alten Dame mit einem jungen Mann: Drogenkonsum, aufeinanderprallende Welten und Verständnis sind hier Themen. Bodecker und Neander präsentierten einen gänzlich anderen Theaterabend: Altmodisch und modern zugleich – und gerade das macht den Charme aus.