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Projekt „Blumiges Melle“ Damit aus dem Acker in Oldendorf eine Blühwiese wird

Von Kirsten Muck | 14.03.2017, 15:23 Uhr

Noch schauen die Kinder der Grundschule Westerhausen auf einen braunen Acker. Damit aus dem Acker eine Blühwiese wird, sind sie mit Schaufeln und Harken zum Gasthaus Hubertus gekommen, um Tausende von Blumensamen auszusäen. Die Aktion gehört zum Projekt „Blumiges Melle“, mit dem Kai Behncke und seine Mitstreiter in Melle den Insektenschutz voranbringen wollen.

Es geht ein bisschen chaotisch zu. Auf der 500 Quadratmeter großen Fläche laufen 115 Kinder mit Schaufeln und Harken umher und suchen sich ihr kleines Stückchen Acker, auf dem sie das Saatgut aussäen können. Sie schieben die gelockerte Erde zur Seite, damit eine Mulde entsteht, streuen wahlweise drei Körner oder gleich die ganze Tüte hinein und schaufeln Erde über die Samen. Am Ende klopfen sie alles säuberlich platt. Einige Jungs ziehen mit ihren Harken tiefe Furchen in die Erde und übertrumpfen sich mit der Länge und Tiefe gegenseitig.

„Die haben Spaß“

„Meine Güte, ist das wuselig“, bemerkt Kai Behncke lachend. Er steht etwas ratlos zwischen den Kindern und beobachtet das Treiben. Eigentlich sollen die Blumensamen recht gleichmäßig über die Fläche verteilt werden. Doch die Kinder scheren sich nicht darum. „Die haben Spaß und das ist die Hauptsache“, sagt Behncke. Er glaubt eh, dass der Lerneffekt größer ist, wenn die Kinder selbst anpacken. Dann fühlen sie sich verantwortlich für die Blumen. Am Ende der Aktion wird er mit Karsten Wachmuth die Fläche eh noch einmal bearbeiten müssen, damit das mit der Blühwiese was wird.

Streit um Wiese beigelegt

Dass Behncke und seine Mitstreiter diese Wiese anlegen, hat im Vorfeld in der Nachbarschaft für Wirbel gesorgt. Ein Ehepaar hatte sich bei Behncke beschwert und ihn aufgefordert, das Projekt auf Eis zu legen. Mittlerweile ist der Streit jedoch beigelegt. Die Nachbarn seien nach einem Gespräch „umgänglicher und entspannter“, sagte Behncke.

Nahrungsquelle für Insekten

Zu Beginn der Aktion fragt Behncke das Vorwissen der Kinder ab. Überrascht stellt er fest, dass die meisten Kinder schon wissen, warum Blühwiesen so wichtig sind. „Damit die Bienen war zu essen haben“, ruft ein Mädchen. „Damit die auch Honig machen können“, ergänzt ein kleiner Junge. Hummeln, Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten nutzen die Blühwiese jedoch nicht nur, um sich satt zu fressen. Viele Wildbienenarten nisten auch in Blühwiesen. Wespen und Hornissen sind auf Blühwiesen eher seltener zu finden.

Wählerische Bienenarten

„Wir haben sehr hochwertiges Saatgut mit über 80 verschiedenen Arten ausgesucht“, erklärt Behncke. Zaunwicke, Feldmargeriten, Kornblumen, fünf verschiedene Glockenblumenarten und Sonnenblumen sind darunter. Für sehr wählerische Bienenarten wie die Glänzende Natterkopf-Mauerbiene gibt es Blumen wie den Gewöhnlichen Natternkopf. Bienenarten, die nur wenige oder gar nur eine Pollenquelle akzeptieren, nennen die Fachleute oligolektische Wildbienen. Außerdem ist das Saatgut so zusammengestellt, dass die Wiese auch tatsächlich von April bis September ein buntes Blütenmeer bildet.

24000 Euro für das Projekt

Insgesamt liegen die Kosten für das Projekt „Blumiges Melle“ bei etwa 24000 Euro. Die Pacht für die Flächen, Schutzzäune, das Saatgut, Lehr- und Lernschilder, Arbeitsgeräte und Flyer werden von diesem Geld bezahlt. 20000 Quadratmeter an Flächen wurden den Naturschützern in Oldendorf für das Projekt bereits angeboten. Unterstützt wird das Projekt außerdem von zahlreichen Stiftungen und engagierten Bürgern.

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