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Bauanleitung steht online Ein 3D-Drucker aus Melle für 300 Euro

Von Michael Hengehold | 14.05.2014, 18:35 Uhr

„Wenn du bohren kannst, kannst du einen 3D-Drucker bauen.“ Diese Auffassung vertritt Shauki Bagdadi und er hat gute Gründe dafür. Denn der Ingenieur mit Doktortitel hat diverse 3D-Drucker für kleines Geld entworfen und die Bauanleitungen online gestellt.

Bagdadi arbeitet als Ingenieur bei Neuero, wo auch seine Frau Alla Olenchenko beschäftigt ist, als Kronstruktorin. Der Grönegau gefällt ihm ausgesprochen gut: „Das Leben in Melle ist wunderschön!“

Den ersten 3D-Drucker hat Bagdadi im vergangenen Mai gebaut, weil er runde Schalungen für ein anderes Projekt entwickeln wollte. Vorher ein Sportfreak, hat er seitdem weder das Laufband noch das Trimmrad genutzt, die im Wohnzimmer stehen. Denn bei einem Drucker ist es nicht geblieben. Inzwischen stehen drei in der Wohnung am Meller Berg: 1 x 1 Meter, 500 x 500 Millimeter und 300 x 300 Millimeter. Ein weiterer, runder (!) ist in Arbeit. Wie viel Zeit er darin investiere, fragt der Reporter. „Alles!“, antwortet Bagdadis Frau, bevor dieser etwas sagen kann. Woher hat er das Know-how? Bagdadi: „Ich bin das Know-how!“

Das Besondere an den Entwicklungen des Ingenieurs: Jeder kann sie nachbauen. Den großen (kann Gegenstände von 80 x 80 x 80 Zentimeter drucken) gäbe es für 300 Euro Materialkosten, den mittleren (40 x 40 x 40) für 200 und den kleinen Printer für 150 Euro. Hinzu kommt: seine Drucker sind schneller als alle handelsüblichen, die ein Vielfaches kosten, betont Bagdadi.

3D-Nerds aus aller Welt

Um Gewinn geht es ihm nicht: „Ich habe kein Talent zum Geldverdienen.“ Wohl auch deshalb hat er seine Erfahrungen frei verfügbar online gestellt, inklusive aller Fehler ( http://quadrap-3d-printer.blogspot.de ). In seinem Blog tauscht er sich mit 3D-Nerds aus aller Welt aus, fragt nach diesem oder beantwortet jenes.

Dass seine Drucker Hunderte Euros weniger kosten, als handelsübliche, liegt daran, dass Bagdadi bewusst nach kostengünstigen Bauteilen gesucht hat. Alles, was er verbaut, lässt sich einfach besorgen, meist aus dem Baumarkt oder Haushaltswarengeschäft: „Ich wollte nur mit Alltagsgegenständen arbeiten.“Für die Steuerung verwendet der Bastler einen Bausatz für 90 Euro – das teuerste Teil. Er nimmt einfache Rohre für den Rahmen, setzt auf Maurerschnur statt Zahnriemen und verbaut fünf kleine Schrittmotoren a neun Euro. Um den „Tisch“, die Auflagefläche, hoch- oder runterzufahren, braucht es bei Bagdadi nur eine Gewindestange, statt derer zwei oder vier wie bei Fertigprodukten. Der Rahmen dient gleichzeitig als Schiene „und auf das Kugellager könnte sich ein Elefant stellen“, lacht der Erfinder, der seine Entwicklungen mit Verve vorstellt. Für den Extruder schließlich verwendet er statt teurer Spezialteile ein Feuerzeugrädchen und ein Teil einer Fahrradkette.

Das zusammengesetzte Ergebnis ist nicht nur deutlich günstiger als Fertigware, sondern arbeitet zudem mit deutlich höheren Geschwindigkeiten. Shauki Bagdadi: „Normale Drucker schaffen 150 Millimeter pro Sekunde. Meine je nach Größe 300 oder 500 Millimeter und ich arbeite bereits an 600 Millimetern.“

Sein neuester Coup ist ein runder Printer auf Basis von zwei Radfelgen: „Der ist dann nur noch im Durchmesser begrenzt, nicht mehr in der Höhe!“

Bagdadis Lieblingsidee: Schulen nutzen seine Bauanleitungen, lassen Schüler 3D-Drucker zusammebauen. Er würde sogar eine Anschubhilfe geben, die ganze Zeit kann er jedoch nicht dabei sein. Kontaktaufnahme ist über sein Blog möglich .

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