Sein Gülle-Silo in Markendorf hat noch freie Kapazitäten. „Bis Mitte März habe ich keinen Druck, unbedingt Gülle auszubringen“, rechnet Brinkschulte bei einer Kontrolle des Füllungs-Grades im Kopf aus. Ähnlich geht es den meisten seiner Berufskollegen, auch Rainer Heitkamp, der von „vier Wochen Spielraum“ spricht. Der Barkhausener lässt derzeit den Inhalt seines Gülle-Lagers unter den Schweineställen von Lohnunternehmer Dierk Sabbert in sein großes Vorratssilo umpumpen. An die Verteilung des Düngers auf dem Acker denkt er noch nicht.
Da im späten Winter oft und lang anhaltend mit Nässe und Matsch zu rechnen ist, sind Tage mit Nachtfrost die geeignetsten, um mit schwerem Gerät überhaupt auf dem Acker fahren zu können. Dann ist der Boden so angefroren, dass die Räder nicht im Morast versinken. Auf bei Dauerfrost hart gefrorene Böden darf keine Gülle aufgebracht werden, weil sie dann nicht vom Erdreich aufgenommen wird. Die beste Voraussetzung ist eine längere trockene Wetterperiode.
Exakte Bedarfsermittlung
Die Landwirte weisen darauf hin, dass sie sehr genau darauf achten, dass die Düngermengen dem Bedarf der Pflanzen entsprechen und nicht ungenutzt ins Grundwasser sickern. „Mais braucht mehr, Gerste weniger Dünger“, erläutert Brinkschulte. „Wir lassen den exakten Düngerbedarf eines jeden Ackers von einem spezialisierten Fachmann ermitteln“, ergänzt der Landvolk-Sprecher. Dieser Fachmann ist Lars Sieckermann. Der Berater für Düngerecht beim Meller Landvolk bestätigt, dass tatsächlich jeder Landwirt mit ihm Kontakt aufnimmt, bevor er Gülle auf seine Äcker ausbringt.
„Bei der Bestimmung der geeigneten Düngermenge berücksichtigen wir auch den Standort und Ergebnisse von Bodenproben, um einen wirklich sehr exakten Nährstoffbedarf zu ermitteln“, versichert Sieckermann. Zu den Vorbereitungen der Düngung gehört ebenso die genaue Bestimmung des Nährstoffgehaltes im Dünger – denn Gülle ist nicht gleich Gülle. Für Brinkschulte wurden so 18 Kubikmeter Gülle für einen Hektar Winterweizen ermittelt. Der Düngezeitpunkt und die Düngermenge ist so zu wählen, dass die Nährstoffe vollständig von den Pflanzen aufgenommen werden können.
Moderne Dosier-Technik
„Moderne Dosier-Technik ermöglicht es, den gemessenen und berechneten Düngerbedarf verlässlich und punktgenau auszubringen“, ist Landvolk-Geschäftsführer Heinrich Kinnius überzeugt. Inzwischen kämen auf den meisten Äckern Präzisionsgeräte von Lohnunternehmern zum Einsatz. „Wir stehen doch überall unter öffentlicher Beobachtung und wollen auch eine möglichst gute Arbeit im Sinne des Umweltschutzes leisten“, betont Lohnunternehmer Dierk Sabbert.
Nach Einschätzung von Volker Brinkschulte passt in der Flächenstadt Melle die Menge der Tiere in den Ställen zum Nährstoffbedarf auf den vorhandenen Agrarflächen. Auf seinem eigenen Hof sei die Bilanz ausgeglichen, auf manchen anderen Höfen werde der Überschuss an Ackerbauern abgegeben, die selbst keine Tiere halten.