Ein gesundes Mittagessen ist immer seltener in den Brotdosen der Kinder zu finden, beobachten Betreuer. Ein EU-Schulprogramm versucht, durch die kostenlose Bereitstellung von Obst, Gemüse und Milch Abhilfe zu verschaffen. Ob das klappt, berichten eine Grundschule und eine Kita aus Lingen.
Ein Großteil der Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis elf Jahren nimmt nicht die benötigte Tagesdosis an Obst und Gemüse zu sich. Viele Kinder kommen mit ungesundem Essen oder sogar ganz ohne Vormittagsverpflegung in die Bildungseinrichtungen.
Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz versucht, eine gesunde Ernährung bei Kindern mit der kostenlosen Bereitstellung von Obst, Gemüse und Milch an Schulen und Kitas zu fördern. Per Online-Bewerbung auf der Website können die Einrichtungen an dem Programm teilnehmen.
Obst und Gemüse für die Grundschüler im Gauerbach
Die Grundschule im Gauerbach erhält in diesem Schuljahr Obst- und Gemüsekisten von dem Lingener Biohof Krüssel. „Die Familie Krüssel war sehr bemüht und hat uns Kollegen auf den Hof eingeladen“, berichtet Birgitt Bauer, Schulleiterin der Grundschule im Gauerbach. Die Zulieferer können sich ebenfalls über die Website bewerben und stehen den Schulen dann in einer Liste zur Verfügung.
Die Kisten enthalten 85 bis 100 Gramm Obst und Gemüse pro Kind und Verzehrtag. Die Anzahl der Verzehrtage richtet sich nach dem Programm und wird pro Kalenderwoche im voraus festgelegt. Es kann zwischen konventioneller und biologischer Erzeugung gewählt werden. Auch auf Regionalität und die Saison wird wert gelegt. „Der Inhalt ist sehr abwechslungsreich. Diese Woche hatten wir zum Beispiel Äpfel, Birnen, Tomaten, Möhren und mehr. Im Winter ist auch Kohlrabi oder andere saisonale Lebensmittel dabei“, erzählt die Schulleiterin.
Die Kinder nehmen das Angebot sehr gut an. Obst und Gemüse werden restlos verspeist. Von freiwilligen Eltern und Großeltern wird das Obst und Gemüse geschnitten und in der zweiten großen Pause verteilt. So können die Kinder in der ersten Pause ihr Pausenbrot essen, und haben noch einen gesunden Snack für die zweite Pause.
Die Schulleiterin beobachtet, dass viele Kinder, die zuvor wenig Obst und Gemüse gegessen haben, durch das Angebot auf den Geschmack gekommen sind. „Wenn zwei oder drei Kinder zusammen spielen und einer davon geht und holt sich Obst, dann kommen die anderen Kinder oft mit“.
Kita St. Martin zum dritten Mal dabei
Bei der Trinkmilch kann zwischen konventioneller und biologischer Erzeugung gewählt werden. Die Einrichtungen erhalten 200 bis 250 Mililiter pro Kind und Verzehrtag. Außerdem können Haltbarkeit und Fettstufen gewählt und auch laktosefreie Milch sowie Weidemilch bezogen werden.
Bereits zum dritten Mal nimmt der Kindergarten St. Martin an dem EU-Schulprogramm teil. Pro Woche erhalten sie 250 Milliliter Trinkmilch pro Kind, das älter als drei Jahre ist. „Wir müssen zwar noch Milch dazu kaufen, weil die Menge nicht reicht, aber wir sind trotzdem froh über die kostenlose Milch“, berichtet die stellvertretende Leiterin Marion Jaske.
Über eine E-Mail vom Ministerium sind die Mitarbeiter auf das Programm aufmerksam geworden. Die H-Vollmilch bekommen sie vom Frischdienst Nordhorn. Dieser beliefert auch andere Kindertagesstätten in Lingen und weist daher schon viel Erfahrung vor.
Beim Frühstück wird die Milch in Krügen auf den Tisch gestellt. Die Kinder können sich nach Belieben bedienen, egal ob pur oder als Kakao. „Nicht alle Kinder trinken Milch, aber von den meisten wird sie gut angenommen und geht restlos weg“, sagt Jaske. Mit dem Programm einher geht eine jährliche Aktion, die den Kindern das Produkt näher bringt. Dazu zählt zum Beispiel ein Besuch auf einem Bauernhof mit Milchviehbetrieb, aber auch das Kochen von Milchreis im Kindergarten.
Die stellvertretende Leiterin ist froh, dass die Kinder regelmäßig Milch bekommen. Im nächsten Jahr werden sie sich erneut für das Programm bewerben.