Entlang der Josefstraße in Lingen ist ein Teil des Radweges seit Jahren in katastrophalem Zustand. Bäume verengen den Weg; Wurzeln heben das Pflaster an. Nun wird erneut die Forderung nach einem „Pop-up-Radweg“ laut - und die Zustimmung wächst.
Die Josefstraße ist viel befahren. Um den Fahrradverkehr dort sicherer zu machen, wird dieser seit Anfang des Jahres auf einem Teilstück über die Alte Josefstraße geleitet. In anderen Abschnitten wird der Radweg saniert. Doch dies ist im Bereich zwischen der Josefstraße 42, knapp südlich der Einmündung des Brockhauser Wegs, und der Einmündung Kettelerstraße derzeit nicht möglich.
Das Problem: Eigentlich möchten Politik und Verwaltung den Fuß- und Radweg auf das westlich gelegene und derzeit noch unbebaute Grundstück verlegen. Doch dieses ist in Privatbesitz. Eine Einigung mit dem Eigentümer gibt es derzeit noch nicht. Bei dieser Lösung könnte der alte Baumbestand, der jetzt Radfahrern und Fußgängern im Weg steht, erhalten bleiben.
Pop-up-Radwege können von den Straßenverkehrsbehörden zeitweise eingerichtet werden, um eine Gefahrensituation zu entschärfen. Sie werden meistens mit gelben Linien und Baustellenbaken markiert. Im mehreren deutschen Großstädten gibt es solche Radwege schon. Der erste entstand 2020 in Berlin.
Flächen für einen neuen Rad- und Fußweg sollen durch eine Änderung des dort geltenden Bebauungsplans 119 geschaffen werden. Doch laut einer Stellungnahme der Verwaltung im Ausschuss für Planen, Bauen und Mobilität (PBMA) der Stadt Lingen wird mit den Planungen für diese Änderung voraussichtlich erst im kommenden Jahr begonnen.
Autoverkehr über Parkstreifen führen
Solange möchten die Bürgernahen nicht warten. Bereits im April 2022 stellten sie folgenden Antrag: Der Radweg- und Fußweg wird auf die westliche Fahrbahn verlegt. Der Autoverkehr in nördliche Richtung wird über den bisherigen Parkstreifen an der Ostseite der Josefstraße geführt, der Verkehr in südliche Richtung über die östliche Fahrbahn. Zusätzlich könne über Tempo 30 dort nachgedacht werden.

Vertreter von CDU und SPD sprachen sich im April 2022 gegen diesen Vorschlag aus. Der Parkstreifen werde unter anderem von Besuchern der Kita und der Kirche an der Josefstraße benötigt. In er jüngsten PBMA-Sitzung stellten die Bürgernahen ihren Antrag jetzt erneut.
Verwaltung lehnt Vorschlag in Stellungnahme ab
In einer Stellungnahme lehnte die Verwaltung das Ansinnen mit den bereits 2022 genannten Argumenten ab. Zudem äußerte sie die Befürchtung, dass sich bei einer Aufgabe des Parkstreifens das Parken in die anliegenden Wohnstraßen verlagern werde.
Doch in Teilen der Politik scheint ein Umdenken stattgefunden zu haben. So erklärte Sozialdemokratin Hannelore Scholz: „Wir teilen tatsächlich die Meinung der Bürgernahen. Eine Übergangslösung muss dort her. Die Stellplätze sind entbehrlich.“ Thomas Kühle (Grüne) erklärte, den Antrag der Bürgernahen mitzutragen. „Wir müssen den Radverkehr dort sicherer machen“, sagte Kühle.
Situation nicht weiter verlängern
Helmut Reimann, sachkundige Person und verkehrspolitischer Sprecher des ADFC, verwies darauf, dass die Situation schon seit Jahren bestehe. „Das sollte nicht noch verlängert werden“, forderte Reimann. Marc Riße (Bürgernahe) verschob den Antrag seiner Fraktion. Stattdessen beantragte er, dass die Verwaltung ihre Stellungnahme dazu und die Möglichkeit eines Pop-Up-Radweges bis zur nächsten Sitzung des PBMA am 13. September noch einmal umfassend prüft. Dem stimmte der Ausschuss einstimmig zu.