Damit liegt der Anteil der weiblichen Schülerinnen in der Klasse bei über 50 Prozent. Im Bundesdurchschnitt sind nach Auskunft von Klassenlehrer Alexander Hegger nur 14 Prozent Frauen anzutreffen. Die große Zahl der Schülerinnen und Schüler in der Ausbildung zum Landwirt macht nach Ansicht von Abteilungsleiter Clemens Terhorst deutlich, dass die „grünen Berufe“ bei den Jugendlichen sehr beliebt sind: Im ersten Lehrjahr sind es 20, im zweiten Lehrjahr 36 (in zwei Klassen) und im dritten Lehrjahr 47 (in zwei Klassen).
Vielseitige Ausbildung in Theorie und Praxis
Der hohe Anteil an weiblichen Azubis hat vielfältige Gründe. In einem Gespräch der Redaktion mit den Schülern wird deutlich, dass die meisten auf einem Bauernhof aufgewachsen sind oder schon immer engen Kontakt zur Landwirtschaft gehabt haben. Die vielseitige Ausbildung in Theorie und Praxis, der Umgang mit moderner Technik sowie die Liebe zu Natur und Tieren stehen in den Begründungen an vorderster Stelle.
Auf einem Bauernhof aufgewachsen
Für Aurelia Schillingmann aus Berge/Osnabrück war es immer klar, dass sie Landwirtschaft lernen wollte. „Nach dem Realschulabschluss habe ich zunächst eine hauswirtschaftliche Ausbildung absolviert“, so die angehende Landwirtin, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Nach dem Abschluss im Sommer kann sie sich eine Tätigkeit in der Landwirtschaft oder in der Beratung vorstellen.
Ziel ist die Übernahme des elterlichen Hofes
Verena Veldhaus aus Grafeld hat sich nach dem Abitur entschieden, einmal den elterlichen Milchviehbetrieb mit derzeit 180 Milchkühen zu übernehmen. Nach der Ausbildung möchte sie zunächst noch ein Studium zur Diplom-Agraringenieurin absolvieren. Diesen Weg will auch Christin Ahlers aus Dersum gehen. Die Abiturientin ist fest davon überzeugt, dass Landwirtschaft Zukunft hat. Saskia Kamphues aus Hopsten hat nach dem Fachabitur eine Ausbildung als tiermedizinische Fachangestellte absolviert und anschließend die Ausbildung zur Landwirtin begonnen. Auch sie möchte einmal den elterlichen Hof weiterführen.
„Wir werden nicht in Watte gepackt“
Zunehmend übernehmen Frauen die Nachfolge des bisher meist männlichen Betriebsleiters. Von den 23 Schülern wollen elf den elterlichen Hof übernehmen, davon fünf Schülerinnen. Kaum noch ein Thema ist dabei die schwere körperliche Arbeit. Diese wird durch die hohe Technisierung in der Innen- und Außenwirtschaft kompensiert, sodass auch Frauen viele körperlich anstrengende Arbeiten mit Hilfe von Maschinen erledigen können. „Wir werden aber nicht in Watte gepackt“, betonen die Schülerinnen ausdrücklich.
Gute Jobaussichten
Die Jobaussichten für Absolventen einer landwirtschaftlichen Ausbildung sind sehr gut, so die Erfahrungen von Alexander Hegger. Es bestehe ein großer Bedarf an Fachkräften auf den größer werdenden landwirtschaftlichen Betrieben. Aber auch Unternehmen im vor- und nachgelagerten Bereich würden junge Menschen mit „Stallgeruch“ suchen.
Landwirte brauchen Anerkennung
In der Gesprächsrunde wird deutlich, dass die angehenden Landwirte unter der schwindenden Akzeptanz in der Bevölkerung leiden. Sie verlieren den Mut und die Motivation, den Hof weiterzuführen, wenn sie für ihre Arbeit keine Anerkennung mehr erfahren. Das Verständnis für die Landwirtschaft nimmt auch im ländlichen Raum ab, weil immer weniger Menschen direkten Kontakt mit der Landwirtschaft haben. „Wir tragen dazu bei, dass hochwertige Lebensmittel in ausreichender Menge und zu vergleichsweise niedrigen Preisen dem Verbraucher in Deutschland jederzeit zur Verfügung stehen“, weisen die Schüler auf die Bedeutung der Landwirtschaft hin.
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