Weihbischof Johannes Wübbe und der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke haben am Montag gemeinsam mit jungen Leuten aus der Jugendwerkstatt bei Reholand in Lingen zum Farbpinsel gegriffen. Warum das so war, hatte viel mit Europa zu tun.
„Hände reichen –Brücken bauen! Jugend braucht Perspektive in Europa“ ist in diesem Jahr das Motto des Josefstages. Er wird am 19. März zur Erinnerung an den Heiligen gleichen Namens gefeiert.
Der Gedenktag ist ein bundesweiter Aktionstag, bei dem Einrichtungen der katholischen Jugendsozialarbeit mit kirchlichen und politischen Entscheidungsträgern ins Gespräch kommen. Der Josefstag steht mit seinem Motto in diesem Jahr für eine europäische Ausrichtung in der Jugendsozialarbeit. Die Einrichtungen der Jugendsozialarbeit wollen dem zunehmenden Nationalismus ein Zeichen für ein tolerantes, offenes und partizipatives Europa entgegensetzen.
Aus terminlichen Gründen wurde der Gedenktag bei Reholand zur Erinnerung an den Schutzpatron der Arbeiter und Jugendlichen nicht am 19. März veranstaltet, sondern um einen Tag vorverlegt. Deshalb hatte Gieseke, der am Abend weiter nach Brüssel musste, Gelegenheit, daran teilzunehmen.
Der Wietmarscher Künstler Reiner Bollmer hatte zwei großformatige Bilder mit den Umrissen der Länder der Europäischen Union gestaltet, die von Jugendlichen aus den Werkstätten und eben auch von Gieseke und Wübbe mit bunten Pinselstrichen vervollständigt wurden.
Gastgeber im sozialen Wirtschaftsbetrieb Reholand waren die beiden Geschäftsführer Hermann-Josef Schmeinck und Alfons Hennekes. Eingeladen hatte die Arbeitsgemeinschaft der Arbeitslosenprojekte (AGAL) im Bistum Osnabrück. In der AGAL ist nicht nur Reholand mit seinen Qualifizierungsmaßnahmen für Jugendliche in den Bereichen Lager, Tischlerlei, Garten- und Landschaftspflege Partner, sondern auch Einrichtungen wie das „A+W“-Bildungszentrum in Sögel, Papenburg und Meppen, das Christophorus-Werk oder das Kolping-Bildungswerk.
Sorge wegen Finanzierung
Diese alle treibt die Sorge um, dass die Mitfinanzierung einzelner Projekte, die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds fließen, als Folge des Austrittes von Großbritannien und der damit verbundenen Reduzierung des Gesamtetats der EU schwieriger werden könnte. Darauf verwies Hans-Hermann Hunfeld aus Salzbergen, Geschäftsführer des Kolpingwerkes. Ziel dieser Veranstaltung bei Reholand war es nach seinen Worten deshalb auch, auf die Notwendigkeit der Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte zugunsten der Menschen hinzuweisen, die weiteren Förderbedarf haben.

Alfons Hennekes bezifferte die Zahl der Jugendlichen, die bei Reholand jährlich betreut werden, auf 40 bis 45. Die Jüngsten seien zwischen 12 und 14 Jahre alte Schulverweigerer. „Wir wollen nicht mehr Geld, aber wir wollen, dass unsere Strukturen erhalten bleiben, um den jungen Menschen helfen zu können“, sagte Hennekes.
Der Europaabgeordnete Gieseke zeigte sich beeindruckt von der Arbeit und den Qualifizierungsmaßnahmen bei Reholand. Es seien großartige Projekte, die jungen Menschen Perspektiven eröffnen würden. „Das Problem ist, dass nicht alle in Europa Brücken bauen wollen“, griff der CDU-Politiker aus Sögel das Motto des Josefstages auf. Der geplante Austritt Großbritanniens führe als Konsequenz dazu, dass im Haushalt der EU 15 Milliarden Euro fehlen werden. Er hoffe darauf, dass eine gute Lösung gefunden werde und die Mittel für die Jugendwerkstätten weiter fließen.
Weihbischof Wübbe fand das Motto „Brücken bauen“ zum Josefstag überaus passend. Wer Brücken baue, fördere Verständigung, auch wenn die Sprachen unterschiedlich seien. Der Weihbischof hatte ein Brot mitgebracht, dessen Zutaten aus mehreren europäischen Ländern stammen. „Jeder Mensch ist einmalig und total wertvoll“, unterstrich Wübbe. Er dankte gleichzeitig den verschiedenen Trägern der Jugendwerkstätten für deren Engagement.