Das war so richtig nach dem Geschmack der Jungen und Mädchen im Hagener Kindergarten St. Franziskus: Erst durften sie die Abdrücke ihrer Hände auf kunterbunten Folien „verewigen“, um diese dann auszuschneiden und zum Höhepunkt auf einen riesigen Lastwagen nebst Hebebühne zu kleben.
Die Firma „Mateco“, die sich auf den Verleih von Hebebühnen spezialisiert hat, führt diese Aktion in allen Bundesländern durch. 18 Kindergärten in der gesamten Bundesrepublik machten sich also an die Arbeit und haben jeweils einen Lastwagen und die dazugehörigen Hebebühnen mit den Abdrücken ihrer Hände beklebt. Der europaweit agierende Arbeitsbühnenvermieter unterstützt auf diese Weise soziale Einrichtungen mit Modernisierungsbedarf.
Beginn der Aktion in Stuttgart
Erstmals war so eine Aktion in der Kita „Tapachzwerge“ in Stuttgart durchgeführt worden. Sie fand so viel Zuspruch, dass man beschloss, sie in allen übrigen Bundesländern anzubieten. Den kleinen Künstlern aus Stuttgart zu Ehren firmierte sie fortan unter der Bezeichnung „Tappi“-die Arbeitsbühne für den guten Zweck“.
Beide Seiten, sowohl der jeweilige Kindergarten als auch „mateco“, profitieren davon: Die Kinder haben einen Riesenspaß bei der Veranstaltung, und die Firma verfügt landesweit über ein unverwechselbares Aushängeschild. Auch der Kindergarten geht nicht leer aus: Er erhält eine „Anerkennung“, für die das Team um die Kindergartenleiterin Stephanie Willrich den einen oder anderen Wunsch äußern darf.
Hagener Kindergarten zieht großes Los
Dass in Niedersachsen ausgerechnet der Hagener Kindergarten das große Los gezogen hat, ist einem glücklichen Zufall geschuldet. Der Hagener Thomas Liedtke, Standortkoordinator in der Osnabrücker Niederlassung von “mateco“, hatte sich in den Findungsprozess eingeschaltet, kaum dass er von der Aktion „Tappi“ gehört hatte und brachte den Hagener Kindergarten ins Spiel.
Nicht ohne Hintergedanken: Für St. Franziskus sei die Aktion ein Highlight, und für seinen Sohn Marcel, so Liedtkes Überlegungen, wäre eine solche Veranstaltung doch ein willkommenes Abschiedsgeschenk. Denn Marcel beendet seine Kindergartenzeit in diesem Sommer. Da Vater Thomas gewissermaßen an der „Quelle“ seiner Arbeit nachgeht, bekam sein Vorschlag das nötige Gewicht, und der Kindergarten an der Kolpingstraße ward zum Niedersachsenvertreter erkoren und durfte sich eines besonderen Events erfreuen.
Im Kindergarten St. Franziskus wurde die Veranstaltung bereits in der letzten Woche vorbereitet. „Die Firma hat uns die Folien zur Verfügung gestellt“, berichtet Stephanie Willrich, „Unsere Kinder durften dann ihre Hände auf der Unterlage abmalen und die so entstandenen Abdrücke ausschneiden.“

Eine Woche lang wurden diese gut verwahrt, bis das eigentlich Spektakel gestern über die Bühne ging. Thomas Liedtke hatte es sich nicht nehmen lassen, den LT 270 samt Hebebühne eigenhändig zum Kindergarten zu chauffieren, wo das Ungetüm von Gefährt zunächst von den Kindern gebührend bestaunt wurde, bevor es ernst wurde.
„Ich bin der Thomas“, stellte Liedtke sich vor, „gemeinsam wollen wir heute diesen Laster mit euren Händeabdrücken bekleben. So wunderschön verziert und unverwechselbar wird dieser dann in ganz Niedersachsen hauptsächlich bei Kindergärten wie eurem oder Schulen eingesetzt, wenn ganz oben an einem der Gebäude Fenster ausgewechselt oder Fassaden erneuert werden müssen.“

Die 15 „Rotkäppchen“ wurden ganz still, als Liedtke den Schutzanzug überstreifte, den Hebekorb enternte und zunächst die seitlichen Stützen des Lasters ausfuhr. Unter den bewundernden, teils ängstlichen Blicken von 15 Augenpaaren fuhr der Hebearm dann langsam in die Höhe. „Ich bin jetzt 27 Meter über euch“, rief Liedtke den Kindern zu, „ hier oben muss man schon schwindelfrei sein, denn es schaukelt ganz schön.“
Dann durfte sich jedes Kind an dem Gefährt den Platz aussuchen, an dem künftig der Abdruck seiner Hand kleben sollte. Aaron Witte konnte es gar nicht erwarten: Seine „Unterschrift“ musste unbedingt ganz vorn an der Vorderseite der Motorhaube angebracht werden. Marie Gausmann und Julia Kemper, die beiden Erzieherinnen, hatten alle Hände voll zu tun, den Strom der ungeduldig nach vorn drängenden Kinder zu kanalisieren und die begeistert durcheinander Schreienden zu beruhigen.
Laster wird zum Hingucker
Und tatsächlich: Nach gut einer Stunde war der Laster zu einem Hingucker mutiert. Auf Führerhaus, Stoßstangen und Hebearm prangten die farbigen Abdrücke aller rund 50 Kinderhände. Denn natürlich waren die Gruppen „Schneewittchen“und „Sterntaler“ auch mit von der Partie. Und Noah Ehrenbrink war besonders stolz: Sein Handabdruck war ganz oben am Hebearm befestigt worden.
Liedtkes Fazit: „Normalerweise schaut kein Mensch auf so einen Wagen, wenn er an einem vorüberfährt. Ihr habt ihn jetzt jedoch so einmalig bunt gemacht, dass jeder erst einmal stehen bleiben wird, um sich diesen Laster genauer ansehen zu können.“