Mit stehendem Applaus hat der Fürstenauer Stadtrat Rudi Lühn verabschiedet. 41 Jahre, sechs Monate und drei Tage – insgesamt neun Ratsperioden – hat er die Kommunalpolitik in der Kommune mitgeprägt. Mit ihm geht nun eine Ära zu Ende. Er ist das letzte Ratsmitglied, das bereits in den 70er-Jahren aktiv war.
Es war am 15. Dezember 1977, als Rudi Lühn zum ersten Mal ein Mandat im Stadtrat wahrnahm, und zwar als Nachrücker für Imke Schaum. Bei der Kommunalwahl 1976 hatte er ebenso viele Stimmen erhalten wie Winfried Knocks – nämlich 57. Angesichts der Tatsache, dass der Wähler damals nur eine Stimme hatte und Rudi Lühn als gebürtiger Salzbergener noch vergleichsweise unbekannt in der Stadt war, ein durchaus respektables Ergebnis. Gleichwohl reichte es nicht zum direkten Einzug in den Rat, da Wilfried Knocks per Los das Mandat erhielt – er sollte sich ebenfalls zu einem kommunalpolitischen Dauerbrenner entwickeln. Bis 2016 war er im Rat.
Bekanntheitsgrad stieg schnell
Als Rudi Lühn dann ein Jahr später doch noch in den Rat einzog, lagen zu diesem Zeitpunkt seine Bundeswehrzeit in Fürstenau, das Lehramtsstudium in Osnabrück und ein beruflicher Abstecher in den Hümmling hinter ihm. Er war in Fürstenau angekommen und unterrichtete Schüler an der IGS. Sein Bekanntheitsgrad stieg schnell – auch weil er bei der Spielvereinigung und den Bürgerschützen aktiv war. Bereits bei der Kommunalwahl 1981 holte Rudi Lühn 308 Stimmen. 1991 waren es 1551 Stimmen und 2006 sogar 1624 Stimmen.
Rudi Lühn war im Laufe der Zeit in Ausschüssen engagiert – direkt oder als Vertreter. Überdies war er seit 1986 mit Unterbrechung stellvertretender Bürgermeister. Ganz an die Spitze reichte es wegen der politischen Kraftverhältnisse nicht.
Viele waren noch gar nicht geboren
Über welche Zeitspanne Rudi Lühn im Rat aktiv war, machte Stadtdirektor Benno Trütken an einigen Beispielen deutlich. Matthias Wübbel, der derzeitige Sprecher der Gruppe SPD/Grüne, sei erst im Wahljahr 1976 geboren worden, Der Sprecher der Gruppe CDU/FDP, Johannes Selker, sei noch nicht einmal in Planung gewesen. Und Manuela Nestroy, die jetzige Bürgermeisterin, habe noch nicht in Fürstenau gewohnt. Wie Benno Trütken hinzufügte, sei es übrigens Rudi Lühn gewesen, der ihn motiviert habe, für die SPD zu kandidieren.
Johannes Selker berichtet ebenfalls über viele persönliche Erinnerungen an Rudi Lühn – auch aus der Zeit als Schüler an der IGS. „Uns verbindet mehr als Politik“, erklärte er, unter anderem mit Blick auf das Engagement bei den Bürgerschützen.
Stets überzeugende Argumente
Auch Matthias Wübbel konnte besondere Erfahrungen mit Rudi Lühn schildern. Er habe ihn 2011 nach einem Alt-Herren-Pokalturnier „verhaftet“ und überzeugt, für die Stadtratswahl 2011 zu kandidieren. „Wie fast immer hattest du sehr gute und überzeugende Argumente“, so Matthias Wübbel.
Zum krönenden Abschluss und zur Überraschung von Rudi Lühn las Matthias Wübbel ein Schreiben von dessem Sohn Sebastian vor, der in München lebt. Dort heißt es unter anderem: „Ich werde 40 in diesem Jahr, und seit ich denken kann, verbinde ich die Rolle meines Vaters auch mit der des Kommunalpolitikers. Meine ersten Malübungen absolvierte ich auf SPD-Papier, unseren Haushalt erreichte an den stellvertretende Bürgermeister adressierte Post, ab und an hing das Foto meines Vaters auf Wahlplakaten in der ganzen Stadt – und mit 16 durfte ich gar das Kreuzchen hinter seinem Namen machen.“
Ehmke neuer stellvertretender Bürgermeister
Rudi Lühn vernahm das Schreiben sichtlich gerührt. Er selbst ließ es bei wenigen Worten bewenden. „Ich gehe dann hier weg und setze mich hinten hin“, erklärte er, erhob sich von seinem Ratsstuhl und setzte sich auf die Zuschauerstühle zu seinen früheren Mitstreitern.
Von dort aus erlebte er, wie der Rat Ernst Ehmke zu seinem Nachfolger als stellvertretender Bürgermeister wählte.
