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Werkstatt vergrößert Schuhhaus Buß in Dörpen: Was Füße mit Rückenschmerzen zu tun haben

Von Kristina Roispich | 13.09.2023, 06:33 Uhr

85 Prozent der Erwachsenen haben eine Fußfehlstellung, weiß der Orthopädie-Schumacher Heinz-Hermann Buß, der das gleichnamige Schuhhaus in Dörpen betreibt. Er erklärt, warum falsches Schuhwerk zu Rückenschmerzen führen kann.

„Füße sind unser Fundament“, erklärt Buß. „Die Muskulatur hat Auswirkungen auf den ganzen Körper.“ Häufig kämen Patienten mit Rücken-, Hüft- oder Knieschmerzen zu ihm ins Schuhhaus. „Das muss ganzheitlich betrachtet werden“, ergänzt seine Frau Hedwig. So führe eine verkürzte Achillessehne häufig zu Leiden im Nackenbereich. Buß führt in achter Generation das Traditionsunternehmen an der Hauptstraße in Dörpen, das seit 1765 besteht.

Schuheinlagen aus speziellem Schaumstoff statt Kork

Mit muskelaktivierenden Schuheinlagen könnten viele Probleme schon gelöst werden, sagt er. Dazu werde zunächst eine Ganganalyse sowie ein detaillierter Scan des Fuß- und Wadenbereiches angefertigt, welche die Patienten auf einem Bildschirm selbst beobachten können. „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Die Kunden sehen die Veränderung dort selbst“, berichtet der Orthopädie-Schuhmachermeister.

Während Schuheinlagen früher aus Kork angefertigt worden seien, bestünden sie heutzutage aus einem speziellen Schaumstoff in verschiedenen Härtegraden.

In einer Maschine werden sie zunächst grob in Form gefräst und anschließend zurecht geschliffen. Während jetzt zwei Paar Einlagen gleichzeitig gefräst werden können, sollen es künftig mit einer neuen Maschine gleich zehn auf einmal sein, verspricht Buß.

Zu seinen Kunden zählen neben Sportlern, Rheumatikern oder MS-Patienten vor allem auch Kinder. Denn gerade im Wachstumsalter könne der Fuß bei einer möglichen Fehlstellung noch korrigiert werden. „In dem Alter ist das Laufzentrum noch zu Veränderungen gewillt“, erklärt Buß.

Größere Werkstatt und zusätzliche Behandlungsräume

Doch nicht nur die Einlagen, sondern auch orthopädische Maßschuhe werden vor Ort von den fünf angestellten Schuhmachermeistern angefertigt. „Die Leute sind dankbar, dass sie wieder vernünftig laufen können“, weiß Hedwig Buß. „Das ist ja auch ein Stück Lebensqualität.“

Dazu wurden nun im Zuge einer eineinhalbjährigen An- und Umbaupauphase unter anderem eine größere Werkstatt sowie zwei zusätzliche Behandlungsräume eingerichtet.

Mit zusätzlichen 280 Quadratmetern verfüge das Orthopädie-Schuhhaus jetzt über insgesamt 600 Quadratmeter auf drei Etagen. Im neu ausgehobenen Keller ist etwa das Lager untergebracht.

Einen siebenstelligen Betrag hat er eigenen Angaben nach in den Umbau und die neuen Maschinen investiert. „Ohne die Zustimmung der Gemeinde und der Nachbarn hätten wir das aber nicht machen können“, zeigt er sich dankbar.

Immer größere Nachfrage nach Kompressions- und Stützstrümpfen

Neu ist seit knapp einem Jahr auch ein 3D-Bodyscanner, den es laut Buß nur drei Mal in Norddeutschland gibt. Dabei wird der gesamte Körper für Kompressions- und Flachstrickstrümpfe, Bandagen und Einlagen millimetergenau vermessen, sodass Maßbänder fast überflüssig würden.

Bei einem Tag der offenen Tür am Sonntag, 8. Oktober 2023, können Interessierte einen Einblick in die neuen Räume und die Werkstatt erhalten.

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