Auf einem Berg aus Schotter nähert sich der Bagger der Ruine der alten Molkerei, die vom dem ursprünglichen Gebäude noch übrig geblieben ist. Der Greifarm fasst er einen Teil der Stahlkonstruktion. Mit einem kräftigen Ruck fallen Reste der Mauer und des Daches in sich zusammen und wirbeln leichten Staub auf.
"Ganz ehrlich, wir sind froh, dass wir den Schandfleck des Ortes endlich los sind", sagt Bürgermeister Johann Mardink sichtlich erfreut. Einzig der Schornstein ragt noch inmitten dem Gerölls hervor. Dieser werde in den nächsten Tagen platt gemacht, erklärt der zuständige Sachverständige Karl-Heinz Lüpkes aus Meppen. Den Abbruch müssten sie gesondert beobachten, da sich eine höhere Konzentration von Schadstoffen in dem Schornstein befindet.
Die Milch, die die Landwirte zur Weiterverarbeitung in der privaten Molkerei abgaben, musste pasteurisiert werden, um sie keimfrei und dadurch haltbarer zu machen. Das sei laut Lüpkes auf verschiedene Weise möglich gewesen. In Lehe habe sich die frühere Betreiberfamilie Kampling für das Heizen mit Kohle entschieden. Dadurch würden sich jedoch Teerablagerungen im Boden und im Schornstein befinden.
Bürgermeister Mardink schätzt, dass das Gebäude aus den 1950er Jahren stammt. Noch bis vor etwa vier Jahren sei es als Wohnhaus genutzt worden, bevor die Gemeinde das Grundstück gekauft hat. Die Molkerei hat bereits vor über 30 Jahren ihren Betrieb eingestellt.
Finanzierung durch die EU
Für die Finanzierung hat Lehe mithilfe der Samtgemeinde Dörpen einen Förderantrag bei der EU gestellt. Über die Brachflächenrichtlinie wird die Union sie bei der Entsorgung des Bodens und bei den Kosten für den Abriss mit einem Förderanteil von 50 Prozent unterstützen. Beides zusammen wird nach bisherigen Schätzungen rund 200.000 Euro kosten.
Bereits bis Ende September soll das Gebäude komplett abgerissen, der Boden abgetragen sein und der dann freie Platz soweit wiederhergestellt worden sein. Mitten im Ortskern von Lehe steht damit der Gemeinde ein Grundstück zur Verfügung, dessen Standort kaum besser sein könne, so Mardink.
Erste Ideen für die weitere Nutzung seien bereits erarbeitet worden. Gemeinsam mit den Bürgern aus Rhede und Papenburg hätten die Leher ein integriertes Entwicklungskonzept entwickelt. In der Zusammenarbeit der Kommunen seien Vorschläge entstanden, in welche Richtung sie sich jeweils entwickeln wollen."Wir haben keine Pläne im stillen Kämmerchen gemacht, sondern die Wünsche der Bevölkerung aufgegriffen", so Mardink.
Mehrgenerationenhaus geplant
Für das Konzept stehen weitere Fördermittel von der EU zur Verfügung. "Ohne Unterstützung kann eine kleine Gemeinde wie Lehe derartige Großprojekte nicht stemmen", sagt der Bürgermeister. Die Leher würden sich nach Angaben des Bürgermeisters wünschen, in dem Ort, in dem sie aufgewachsen sind und ihr Leben lang gewohnt haben, auch alt werden zu können. Darum soll an der Stelle der alten Molkerei ein Mehrgenerationenhaus entstehen, in der auch eine Tagespflegeeinrichtung einziehen könnte. Diese Überlegungen seien jedoch noch nicht konkret. Die Bauarbeiten sollen beginnen, sobald die Finanzierung gesichert sei, Mardink rechnet mit dem Start bereits 2019.