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Wehe, wenn der Mähdrescher kommt Warum in Borgholzhausen ein Glasfaserkabel offen an einem Feld verlegt wurde

Eine Kolumne von Anke Schneider | 18.09.2023, 15:17 Uhr 1 Leserkommentar

Immer wieder berichte ich als Journalistin über Ausfälle beim Internet, langsame Übertragungsraten auf dem Land oder von Baggern, die Glasfaserkabel gekappt haben. Jedes Mal fühle ich mit den Betroffenen mit, denn auch ich lebe auf dem Land bei Borgholzhausen. Und hier braucht es zum Kappen der Internetverbindung nicht mal einen Bagger.

Breitbandausbau bis zur letzten Milchkanne wurde uns versprochen. Ich kann Ihnen versichern: die Milchkanne steht bei uns auf dem Hof. Arbeiten im Homeoffice war viele Jahre kaum möglich. Das gab die miserable Funkverbindung über LTE einfach nicht her. Schon das Telefonieren war ein Abenteuer. Es klappte nur, wenn ich das Haus verließ und mich mit meinem Handy in den Garten begab.

Bagger legt Leitung, Bagger trennt Leitung

Im Januar 2021 dann die Erlösung: Die Bagger rückten an und verlegten Glasfaserkabel. Die digitale Welt schien wieder in Ordnung zu sein. Bis zum Februar 2023, da war das Internet plötzlich weg – und das sogar für einige Tage. „Im Rahmen des Breitbandausbaus eines unserer Mitbewerber wurde das Kabel auf einer Länge von circa zehn Metern in einer Tiefe von vier Metern durch eine Horizontalbohrung beschädigt“, teilte die Telekom damals mit. Eine schnelle Behebung des Schadens? Fehlanzeige!

Nach etwa einer Woche war das Internet wieder da. Doch das sollte nicht das Ende dieser Geschichte sein. Erneute mehrtägige Ausfälle gab es in den darauffolgenden Monaten immer mal wieder, im Juli sogar dreimal. Vor einigen Tagen war es dann schon wieder so weit. Und dieses Mal ist nicht nur das Glasfaserkabel gerissen, sondern auch mein Geduldsfaden. Denn jeder Ausfall bedeutet für mich die Reise zu meiner Tochter in den Nachbarort, um dort am Küchentisch zwischen tobenden Kindern und einem spielsüchtigen Welpen auf einem kleinen Notebook Texte zu schreiben.

Ein Glasfaserkabel quer übers Feld verlegt

Ich machte mich also auf den Weg, um den Bagger zu finden, der den Ausfall dieses Mal verursacht hatte. Wild entschlossen, meinen Frust an dessen Fahrer auszulassen. Was ich fand, war kein Bagger, sondern ein gelbes Flatterband, das sich durch den Straßengraben unserer Kreisstraße zieht. Daneben ein schwarzes Kabel. Auf dem Flatterband ist die Aufschrift „Achtung Kabel – Deutsche Telekom“ zu lesen. Ich war sprachlos.

Eine Nachfrage der Telekom ergab, dass das Glasfaserkabel bei uns tatsächlich oberirdisch verlegt wurde. Provisorisch – versteht sich. Leider sei es bei Mäharbeiten oder landwirtschaftlichen Arbeiten nun schon mehrmals beschädigt worden. Und warum ein Provisorium? „Anfang dieses Jahres wurden bei Tiefbauarbeiten unsere verlegten Kabelrohre mehrfach beschädigt“, teilt ein Telekom-Sprecher mit. Eine schnelle Instandsetzung sei ohne großen Aufwand und enorme Tiefbauarbeiten nicht möglich, da die Fehlerstellen in circa drei Meter Tiefe lägen. Darum liege das Kabel offen am Straßenrand.

Kein konkretes Datum für Neuverlegung genannt

„Die Neuverlegung der Kabel soll nun mit einer sogenannten Horizontalbohrung erfolgen“, macht der Telekom-Mann Hoffnung. Die Detailplanung hierfür laufe seit Beginn des Jahres. Mit dem Horizontalbohrverfahren könnten Rohrleitungen unterirdisch verlegt werden, ohne dafür Gräben ausheben zu müssen. „Die Planung und Umsetzung ist mit jeder Menge Abstimmung verbunden, da in dem Bereich unter anderem Gas-Hochdruckleitungen und auch Stromkabel liegen.“

Ein Datum kann das Unternehmen nicht nennen. Bedeutet für mich: Hoffen und beten, dass niemand mehr die Straßengräben ausmähen möchte oder dem Kabel bei der Maisernte zu nahe kommt. Ich ertappe mich dabei, meine Funkverbindung zu vermissen. Sie war zwar langsam, aber sie war wenigstens kontinuierlich da.

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