Wegen ihres Freundes Lukas Dreyer, der als Geselle auf dem CSA-Hof arbeitet, ist die Münchnerin nach Pente gekommen. Seit vier Jahren wohnt sie hier, ist allerdings viel unterwegs. Bis zum letzten Jahr wegen ihres Studiums in Arnheim, das sie mit dem Bachelor of Music abgeschlossen hat. Nun auch wegen des Masterstudiums Kulturmanagement in Bremen. Darüber hinaus ist sie als Musikerin unterwegs mit ihrer Band „Duck Tape Ticket“. Dahinter verbirgt sich ein Trio mit langer gemeinsamer Geschichte: Ihre Mitspieler Paul Diemer (Geige/Bratsche) und Veit Steinmann (Cello) kennt Anna-Sophie Becker schon aus Münchner Tagen. Der Kontakt blieb auch erhalten, als die beiden anderen in Köln studierten, weil die drei eine gemeinsame Vorliebe für das freie Improvisieren abseits der Klassik teilen. „Mein Lehrer hat mich dazu ermuntert. Ich hatte zuerst Hemmungen, einfach so draufloszuspielen“, erzählt Becker, die sich nun mit diesen Improvisationen am wohlsten fühlt.
Ende letzten Jahres gab es für das Trio eine eindrucksvolle Bestätigung, mit „Duck Tape Ticket“ auf einem guten Weg zu sein: Bei den renommierten Leverkusener Jazztagen gewann das Trio den Wettbewerb „Future Sounds“. 170 Bewerbungen waren dazu eingegangen, nur sechs Bands durften live bei den Jazztagen vorspielen. Im Finale der besten zwei Bands entschied sich dann das Publikum mit klarer Mehrheit für „Duck Tape Tickets“. Dafür gab es ein ordentliches Preisgeld und, noch viel wichtiger, ein Engagement für die Hauptbühne im nächsten Jahr, „zusammen mit einem Weltstar“ des Jazz, wie die Bratschistin berichtet.
Der Preis hat bei den Musikern etwas Grundsätzliches verändert: Bisher gingen sie davon aus, sich mit ihrer Vorliebe in einer Nische zu tummeln, in der sie nur wenige Musikfreunde erreichen können. Dass sie nun einen Preis durch Publikumsentscheid gewonnen haben, zeigt, dass ihre Musik, so ungewohnt sie sich zunächst anhört, sehr wohl etwas Fesselndes, Frisches hat, das auch ein breiteres Publikum anziehen kann. „Das hat bei uns im Kopf etwas gedreht“, sagt Anna-Sophie Becker.
„Wir haben jetzt viel mehr Möglichkeiten“, hofft sie auf weitere Engagements. Um von der Musik leben zu können, wie es ihr erklärtes Ziel ist, sind aber weitere Standbeine nötig. Auf dem CSA-Hof in Pente gibt sie deshalb auch Unterricht. Ihre eigene Erfahrung, einfach mal draufloszuspielen, steht auch hier neben der klassischen Grundausbildung. Und auch das Studium des Kulturmanagements hilft, den erforderlichen „langen Atem“ zu haben. Erste Erfahrungen als Konzertveranstalterin hat sie bereits gesammelt: Auf dem CSA-Hof in Pente ist sie mit ihrem Trio und anderen Musikern aufgetreten und hat auch andere Gastspiele vermittelt. „Das bietet sich hier total an“, findet sie.
Ansonsten ist der Hof für sie ein Ruhepol zwischen den Reisen zu Konzerten und Studium. „Ich genieße das total, nicht in der Stadt zu sein“, sagt die Musikerin. Auf vielfältige soziale Kontakte und anregende Gespräche muss sie im Penter Taubenschlag ja auch nicht verzichten.