Werden Ueffelner Bürger ihre Häuser künftig mit Wärme aus der Biogasanlage beheizen können? Zur Klärung dieser Frage sollte eine weitere Bürgerversammlung beitragen, bei der es auch darum ging, wie es mit dem Ortsteil als energetisches Quartier insgesamt weitergehen könnte. Der Ortsrat reagiert mit Kritik auf die Ergebnisse.
Die Ausgangslage
Die Biogasanlage in Ueffeln beliefert seit einigen Jahren das Freibad, die Grundschule und die Kirche mit Wärme. In der Biogasanlage werden nach Angaben von Betreiber Uwe Kamphaus pro Jahr etwa vier Millionen Kilowattstunden Wärme produziert. Diese Wärme verpufft derzeit ungenutzt. Der Ueffelner Ortsrat möchte das ändern und hat einen Ausbau des Nahwärmenetzes vorangetrieben, um auch private Haushalte an die Versorgung anzuschließen.
Wie das konkret funktionieren könnte, hat das Planungsbüro Energielenker aus Greven in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Bramsche detailliert geprüft und nun in einer zweiten Infoversammlung in Ueffeln vorgestellt. Insbesondere mit Blick auf die zu erwartenden Kosten für die einzelnen Haushalte.
Der Planungsstand
In dem entsprechenden Konzept - einzusehen auf der Homepage der Stadt Bramsche - legen die Planer zugrunde, dass die Wärmeleitung zunächst vom Freibad Ueffeln in das benachbarte Neubaugebiet verlegt werden könnte. Hier könnten Häuser in den Straßen Zum Freibad, Am Wiemelsberg und Am Goldberg Teil des neuen Wärmenetzes werden.
Auf Basis dieser Annahmen haben die Energielenker die vorläufigen Optionen für den einzelnen Haushalt kalkuliert. Sollten sich beispielsweise 18 Abnehmer finden, was einer Anschlussquote von 70 Prozent entspräche, fallen für die einzelnen Haushalte folgende Kosten an: Eine einmalige Anschlussgebühr in Höhe von 16.065 Euro (förderfähig); hinzu käme die jährliche Grundgebühr über 2110 Euro und der Preis für die abgenommene Kilowattstunde von 13,9 Cent. Finden sich mehr Haushalte, würden die Kosten niedriger ausfallen.
Ein Anschluss an das Wärmenetz bedeutet für Hausbesitzer außerdem, dass sie die Auflage aus dem neuen Heizungsgesetz erfüllen, nach dem Heizungen künftig mit 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden müssen.
Was sagen die Stadtwerke?
„Nach dieser zweiten Versammlung und den Ergebnissen können wir sagen, dass es bis zur möglichen Wärmelieferung an die Ueffelner noch einiger Vorbereitung bedarf“, erklärt Frank Schulte, Mitglied der Geschäftsleitung bei den Stadtwerken Bramsche, auf Nachfrage. Zunächst müsse mit dem Betreiber der Biogasanlage vertraglich geklärt werden, zu welchen Konditionen sie die Wärme von ihm überhaupt übernehmen könnten.
„Wir haben noch kein konkretes Angebot vom Anlagenbetreiber dazu erhalten, also zu welchem Preis und für welche Laufzeit wir die Wärme von ihm beziehen können“, sagt Schulte. Nur mit diesen verlässlichen Zahlen könnten die Stadtwerke wiederum an die Haushalte herantreten und eine Art Vorvertrag für den Anschluss an das Wärmenetz aufsetzen.
Sollte sich dieser Ansatz aus Sicht der Stadtwerke als nicht wirtschaftlich herausstellen, „stehen wir auch nicht im Weg, dass Herr Kamphaus das Netz in Ueffeln selbst ausbaut“, sagt Schulte außerdem.
Was sagt der Ortsrat?
Bei Laurentius Stuckenberg, stellvertretender Ortsbürgermeister von Ueffeln, macht sich indes weiter die Ernüchterung über das gesamte Verfahren breit. Er hatte bereits nach der ersten Bürgerversammlung im März bemängelt, dass das Projekt mit diesen Preisen für die Bürger absolut nicht interessant sei. Nun sagt er: „Als Ortsrat haben wir es eigentlich ganz klar unterstützt, dass Ueffeln energetisches Quartier wird. Aber inzwischen sind wir doch etwas enttäuscht.“ Das hat mehrere Gründe, wie er erläutert.
Zum einen äußert er Unverständnis darüber, dass auch nach mehreren Monaten der Untersuchung und Planung weiter lediglich Schätzungen zu möglichen Kosten für die einzelnen Haushalte vorlägen und noch immer kein konkretes Angebot. Stuckenberg befürchtet, dass sich Ueffelner Bürger zwischenzeitlich für eine Wärmpumpe zur Versorgung entscheiden könnten und so eben nicht die erforderliche Anzahl Haushalte für den Anschluss an das geplante Nahwärmenetz zusammenkämen.
Zum anderen merkt er an, dass die kalkulierten Kosten im Vergleich zu den Preisen aus März noch einmal höher ausfielen. Ein Anschluss an das neue Netz wird damit aus Sicht der Ueffelner unattraktiv.
„Mir hat das alles bisher schon zu lange gedauert. Ich weiß, dass es für die Stadtwerke schwierig ist, das Netz unter diesen Bedingungen wirtschaftlich auszubauen und zu betreiben. Aber wir brauchen dann eine andere Lösung“, sagt Stuckenberg. Er hofft nämlich tatsächlich darauf, dass Uwe Kamphaus den Ausbau des Netzes in Ueffeln sogar auf eigene Kosten übernehmen könnte und dann nicht nur die ersten drei Straßen ab Freibad, sondern gleich noch weitere.
Wie geht weiter?
Doch bis dieser Fall eintritt, könnte es noch eine ganze Weile dauern. Denn auch wenn die Ortspolitiker um Laurentius Stuckenberg sich eine schnelle Entscheidung über den Ausbau wünschen, wird es wohl noch mindestens bis ins kommende Jahr dauern, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen. Das betont Frank Schulte. Er geht davon aus, dass erst Ende dieses Jahres oder Anfang 2024 ein konkretes Angebot vorliegen werde, von dem aus man weitere Schritte in die einer oder andere Richtung ableiten könnte.
Wohl auch, weil die Wärmeversorgung in Ueffeln eben nur ein Baustein des Projekts „Energetisches Quartier Ueffeln“ ist und auch Punkte wie Mobilität, Nahversorgung, Bildung, Freizeit und soziale Infrastruktur berücksichtigt werden.
Die Stadt Bramsche hat den Ortsteil Ueffeln für ein Quartierskonzept ausgewiesen. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und den Energielenkern, einem Fachplaner aus Greven, wird zurzeit ein Quartierkonzept erarbeitet. Beim sogenannten Integrierten Quartierskonzept geht es unter anderem darum, Wege aufzuzeigen, Immobilien im Bereich Energie zu modernisieren. Ebenso soll das Konzept städtebauliche, baukulturelle und soziale Aspekte berücksichtigen. Im Fokus stehen auch die Themen Mobilität, Nahversorgung, Freizeit und soziale Infrastruktur. Das Projekt wird von der kfw-Bank gefördert.