Die Heilpädagogische Hilfe (HpH) und die Bramscher Niels-Stensen-Kliniken wollen bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit psychischen Erkrankungen zusammenarbeiten. Ein erstes Treffen ist für den 5. Januar im Apartmenthaus der HpH Am Trentel 5 in Bramsche geplant.
„Wir wollen nur den Anstoß geben“, sagen Janine Hörnschemeyer von der Baratungsstelle der HpH in Bersenbrück und Niels-Stensen-Sozialarbeiterin Mira Sommer. Mit Florian Schumacher ist bereits ein Gruppenleiter gefunden, der reichlich eigene Erfahrungen in das Projekt einbringen kann und zurzeit eine Weiterbildung zum zertifizierten Genesungsberater absolviert.
Seitdem im Bramscher Krankenhaus Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen behandelt werden, gibt es dort auch eine von Mira Sommer geleitete Nachsorgegruppe. Allerdings können die Ex-Patienten dieses Angebot, das ihnen den Wiedereinstieg in den Alltag erleichtern soll, nur viermal nutzen. „Das ist vielen Betroffenen zu wenig. In den Gruppen war und ist ein ganz großer Bedarf nach weiterer Unterstützung vorhanden“, sagt Sommer. Aus einem Besuch der HpH-Beraterin Hörnschemeyer entstand deshalb „ganz spontan“ die Idee einer Selbsthilfegruppe. Die Heilpädagogische Hilfe hält bereits vielfältige Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen vor, sei es die Wohnanlage Am Trentel, die Reha-Werkstätten an mehreren Orten und auch die aufsuchende psychiatrische Fachpflege.
Auf einem „ausgelagerten Arbeitsplatz“ der Bramscher Reha-Werkstätten, nämlich im Büro des Hauses „Mittendrin“ in Bersenbrück, ist auch Gruppenleiter Schumacher beschäftigt. Vor 15 Jahren erkrankte er selbst, brach wegen psychischer Probleme zwei Ausbildungen und selbst eine Rehabilitationsmaßnahme ab. Die Belastung war zu groß. „Irgendwann habe ich mich dann für den Weg in die Bramscher Reha-Werkstatt entschlossen. „Jetzt kommt nichts mehr“, erinnert er sich an seine Empfindungen vor diesem Schritt. Aber zu arbeiten, in einem geschützten Rahmen zu arbeiten, war unheimlich wichtig und richtig für mich“, erinnert sich der Bersenbrücker und gibt zu: „Natürlich ist für mich durch die psychische Erkrankung viel zusammengebrochen“. Aber, fährt er fort: . „Als psychisch Kranker muss man ständig an sich arbeiten“. In dem geschützten Umfeld stabilisierte sich sein Zustand. Er engagierte sich im Werkstattrat, einer Mitarbeitervertretung, und bildete sich weiter. „ Jetzt ist der Punkt, wo ich Menschen zeigen möchte, dass es trotz Krankheit weitergehen kann. Ich habe gelernt, mit meiner Erkrankung offen umzugehen.“.
„Es ist immer noch einfacher zu sagen, ich habe Diabetes, als zu sagen ‚Ich habe eine Psychose‘“, spricht Hörneschemeyer das Problem der gesellschaftlichen Stigmatisierung psychischer Erkrankungen an. „Nach der Entlassung ist wieder Alltag. Da wird erwartet, dass man wieder funktioniert“, ergänzt Sommer.
Hier setzt das Wirken der Selbsthilfegruppe an. „Jeder bringt seine Erfahrungen. Wir sind alle Profis für unsere Probleme. Deshalb gibt es auch keine Hemmschwelle und man schöpft untereinander schnell Vertrauen“, berichtet Schumacher aus seiner Fortbildung zum Genesungsbegleiter.
Die neue Gruppe ist offen für alle Menschen mit psychischen Erkrankungen, gleich ob sie in stationärer Behandlung waren oder nicht, auch das Einzugsgebiet ist nicht festgelegt. Als Termin ist zunächst jeweils der erste Dienstag im Monat, 18 bis 19.30 Uhr vorgesehen. Weitere Informationen und Anmeldung: Beratungsstelle der HpH, Janine Hörnschemeyer oder Florian Schumacher, Tel.: 05439/ 60 298 -88 oder - 85, Email: jhoernschemeyer@hph-bsb.de / schumacher@hph-bsb.de , oder Sozialberatung der Niels-Stensen-Kliniken Mira Sommer, Tel.: 05461/805-682, Email: mira.sommer@niels-stensen-kliniken.de.